02.07.2018
Wolfgang Maennig

Wie gelingt Hamburg die Verkehrs- und Mobilitätswende?

Immobilien-Dialog Wirtschaftsraum Hamburg

Prof. Dr. Wolfgang Maennig, Verkehrs- und Immobilienökonom an der Universität Hamburg, beantwortet in unserem BLOG Fragen zum Thema Mobilität und Verkehr. Sprechen Sie mit ihm persönlich beim Immobilien-Dialog Wirtschaftsraum Hamburg am 5. September.

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Wie stark ist das Thema Mobilität und Verkehr schon in den Köpfen der Immobilienwirtschaft verankert?

Prof. Maennig: Die Immobilienexperten wie z.B. die Developer kennen die Bedeutung der Infrastruktur für ihre Projekte gut. Sie wissen, dass bpsw. eine S-oder U-Bahnstation den Wert ihrer Immobilien maßgeblich beeinflusst. So erklärt sich auch das rege Interesse an den Plänen für die neue U5 Bahn-Linie in Hamburg. Die Awareness ist also da.

Wie verlässlich sind die Wertsteigerungsprognosen durch den ÖPNV für die Immobilienwirtschaft? Wie schätzen Sie seine Bedeutung im Rahmen zukunftsorientierter Verkehrskonzepte ein?

Prof. Maennig: Für Hamburg zeigen empirische Studien, dass eine – nicht zu – nahe unterirdische U-Bahnstation die Werte von Eigentumswohnungen um rd. 4.6% erhöht. Allerdings könnte die streckengebundene ÖPNV-Verkehrsinfrastruktur zukünftig an Bedeutung verlieren. Denn automatisierte Verkehrsbusse werden schon in zwanzig Jahren das Stadtbild prägen. Sie werden die Menschen entsprechend ihrer individuellen Bedürfnissen besser abholen als es U- und S-Bahnen bisher können. Übrigens hat kürzlich hat der Hamburger Senat grünes Licht für den Shuttleservice Moia gegeben, der ab 2019 in den Testbetrieb geht. Vollelektrische Kleinbusse können dann per App bestellt werden und bringen eine überschaubare Anzahl von Fahrgästen zu ihrem Ziel. Das ist ein weiterer Schritt in Richtung urbaner Mobilität der Zukunft.

Werden sich dadurch der Autoverkehr und die Parkplatzflächen in den Städten reduzieren?

Prof. Maennig: Wahrscheinlich ja, allerdings könnten beispielsweise andere Verkehre wie Lieferungen durch Amazon zunehmen. Zudem denken die typischen Käufer von Immobilien in kürzeren Zeiträumen, so dass der Druck auf Developer, innovative Mobilitätskonzepte jetzt schon mitzudenken, nicht hoch ist. Bei großen Developern sehen wir vermutlich zuerst neue Quartiersentwicklungen, die im ihrem Zentrum Carsharing, automatisierte Minibusse und E-Bikes als Angebot abbilden werden. Die Stadt Hamburg möchte sich als Vorreiter innovativer Verkehrskonzepte sehen. Sie sollte hier durch noch mehr Mut Projektentwickler ermuntern, solche Ideen als Prototypen umzusetzen.

 

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Der Autor
Prof. Dr. Wolfgang Maennig
Verkehrs- und Immobilienökonom an der Universität Hamburg