28.09.2017
Christian Baumgart

Würzburg - dynamische kleine Großstadt

Stadt im Aufwind

Würzburg, in fast allen aktuellen Rankings gelistet als eine der dynamischsten kleinen Großstädte befindet sich im Um- und Aufbruch. Eine hohe Zentralitätswirkung als klares Mittelzentrum der Region Mainfranken,...

...wirtschaftliche, kulturelle und touristische Attraktivität, international anerkannte höchste Kompetenz in diversen Wissenschafts- und Forschungssektoren sowie gleichbleibend hohe Einpendlerströme führen zu einer hohen Miet- und Kaufpreisdynamik wie auch wachsendem Nachfragedruck im Wohnungsstandort Würzburg. Das aktuelle Handlungskonzept Wohnen der Stadt geht von einem zusätzlichen Wohnungsbedarf zwischen rund 6.000 und rund 10.000 Wohneinheiten bis zum Jahr 2030 aus. Ein nennenswerter Teil kann im neuen Stadtteil Hubland, einer bundesweit Beachtung findenden Konversionsmaßnahme, gedeckt werden. Dort werden bis etwa 2023 bis zu 2.500 neue Wohneinheiten entstehen, ein großer Teil davon zur Versorgung breiter Bevölkerungsschichten im öffentlich geförderten Wohnungsbau. Die hohe Entwicklungsdynamik dieses neuen Stadtteils wird flankiert durch die im Jahr 2018 dort stattfindende Landesgartenschau, die dem Stadtteil zu einem signifikant hohen Anteil hochwertiger Grün- und Freiflächen verhilft und so eine langfristig hohe Wohnqualität sichern wird.

Neues Selbstbewusstsein

Nicht nur der soeben fertiggestellte restaurierte Grafeneckartturm als ältester Bestandteil des Würzburger Rathauses zeugt weithin von neuem Selbstbewusstsein einer städtischen Bürgergesellschaft. Die Studierendenzahlen erreichen an drei Hochschulen die 40.000er Grenze, die auf dem Main anlandenden Flusskreuzfahrtschiffe haben Jahr für Jahr hohe Zuwachsraten, bis zu 1.000 von Ihnen sorgen für neue Belebung an der städtebaulich attraktiv neu gestalteten innenstadtnahen Uferpromenade, großflächige Stadtreparatur- und Umgestaltungsmaßnahmen vergrößern die innerstädtischen Einkauf- und Fußgängerzonen um attraktive neue Bereiche mit hoher Aufenthaltsqualität, Firmenneugründungen und –erweiterungen zeugen von hoher Attraktivität für gewerbliche und Dienstleistungsbetriebe.

Auch den Bahnreisenden erschließt sich Würzburgs neue Dynamik mit einem Blick. Nach Jahren völligen Rückstandes ertüchtigt die Deutsche Bahn Bahnhofsgebäude und Verkehrsstation rechtzeitig zur Landesgartenschau, östlich des Bahnhofes sind durch private Investoren große Entwicklungen in Gang, mehr als 500 neue Studentenappartements gerade fertiggestellt, ein Hotel und ein weiteres großes Parkhaus mit rund 1.000 Stellplätzen stehen kurz vor dem Baubeginn, eine Multifunktionsarena – lang ersehnt für Würzburg und die Region – wird durch ein privates Konsortium gerade auf den Weg gebracht. Westlich des Bahnhofs entwickelt ein Privatinvestor bahnparallel auf dem ehemaligen Postareal rund 80.000 m² Bruttogeschossfläche für Wohnen, Gewerbe und Dienstleistungen, der zugehörige internationale Architektenwettbewerb ist im Gang und wird noch in diesem Jahr entschieden.

Mit all diesen Entwicklungen einher gehen natürlich auch neue Herausforderungen an die Stadtentwicklung, neben der Bereitstellung und Aktivierung möglicher Wohnbau- und gewerblicher Flächen sind Verkehrsfragen ebenso zu lösen wie neue Anforderungen eines anderen Mobilitätsverständnisses sich wandelnder Stadtgesellschaften. So sind deutliche Verbesserungen im ÖPNV-Angebot wie auch für den Fahrradverkehr dringend umzusetzen, attraktive innerstädtische Verknüpfungen wie auch Stadt-Umland-Beziehungen auch abseits der üblichen Dominanz des Individualverkehrs herbeizuführen. Hohe Wahlbeteiligungen in jüngsten Bürgerentscheiden und klar formulierte Bürgermeinungen – teilweise im deutlichen Gegensatz zu Ratsentscheidungen – zeugen von derlei aktuellen Themenstellungen, aber auch von hohem Interesse und hoher Mitwirkungsbereitschaft einer aufgeklärten Bürgerschaft.

Dynamik als Chance

Obwohl dies nur stichpunktartige und auch nur angerissene Darstellungen der aktuellen Stadtentwicklung für Würzburg und die Region sind, lässt sich doch unschwer erkennen, wo Anforderungen und Potenziale liegen. Grund genug, diese dynamischen Momente als Chance zu verstehen und die aktuellen Stadtentwicklungsziele, aber auch –projekte umzusetzen. Grund genug aber auch, sich überregional im Rahmen des Regionendialogs Mainfranken mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Themenvielfalt aus unterschiedlichen Aspekten zu beleuchten. Exakt dies tut die Veranstaltung „Mainfranken wirft den Motor an“ am 25. Oktober 2017 in Iphofen, die neben vielen und umfassenden Informationen rund um das Thema auch ausreichend Gelegenheit zu Diskussionen und Meinungsaustausch bieten wird.

Der Autor
Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart
berufsm. Stadtrat und Stadtbaurat
Stadt Würzburg