18.11.2016
Karin Engelhardt
Stephan Horn

Entdecke online, kaufe in deiner Stadt

Coburg – Digitale Einkaufsstadt in der Praxis

Die Stadt Coburg: das Oberzentrum mit seinen 41.000 Einwohnern ist DAS Bindeglied zwischen Oberfranken und Südthüringen schlechthin. Der Einzugsbereich der Stadt umfasst dabei etwa 300 000 Einwohner.

Diese zentrale Funktion Coburgs wurde seit jeher durch seine Geschichte, Tradition und Kultur geprägt, und so auch die wichtige Präsenz als Handelsstandort.

Der auch in der Vestestadt anhaltende Strukturwandel im Bereich des Handels erfordert mittlerweile jedoch mehr und mehr die effiziente Verknüpfung verschiedener Kanäle, on- wie offline, und stellt den lokalen, mittelständischen und insbesondere den inhabergeführten Einzelhandel in den Innenstadtlagen vor eine immense Herausforderung, was nicht zuletzt Ängste sowie Abwehrhaltungen hervorbringt.

Im Wettbewerb um das Modellvorhaben "Digitale Einkaufsstadt" hat sich die Stadt Coburg mit ihrer Bewerbung im Oktober 2015 gegen 33 andere Städte und Gemeinden aus Bayern durchgesetzt und wird als "Modellkommune" – neben Günzburg und Pfaffenhofen a. d. Ilm - in den nächsten 2 Jahren vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie gefördert. Die Coburger Bewerbung wurde und wird in Coburg nach wie vor von einem breiten Bündnis aus Politik, Verwaltung und Handel – von der Industrie- und Handelskammer zu Coburg über die Wirtschaftsförderung bis zur Händlergemeinschaft Zentrum Coburg – unter Federführung der Stabsstelle E-Government und Verwaltungsmodernisierung und des Citymanagements Coburg als koordinierende Stellen – (mit-)getragen.

Angebote wie das bestehende Innenstadtportal (www.coburg.de/innenstadt) mit einem umfangreichen Branchenführer, einem Gastronomieverzeichnis und dem „Mittagspausenführer“ sind in Coburg seit vielen Jahren etabliert und erfreuen sich bei den teilnehmenden Händlern wie auch der nachfragenden Kundschaft überaus großer Beliebtheit, was – so die Erfahrungen im Nachgang der Bewerbung – im direkten Vergleich mit anderen Kommunen keinesfalls als selbstverständlich gelten kann. In Bezug auf den Realisierungstand bzw. -grad von Kernthemen der „Digitalen Einkaufsstadt“ gilt Coburg inzwischen auch innerhalb der drei ausgewählten Modellkommunen als klarer „Vorreiter“.

In einer im Rahmen des Modellprojektes durchgeführten Umfrage ist in allen drei beteiligten Kommunen übereinstimmend deutlich erkennbar, dass der Strukturwandel des Einzelhandels lokal spürbare Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten einer wachsenden Anzahl an Kundinnen und Kunden hat. Ein Drittel der Befragten gab an, sich vor einem Einkauf in der Innenstadt zunächst im Internet zu informieren. Verlässliche Informationen zu Geschäften, Erreichbarkeit, aber bspw. auch zu lokalen Veranstaltungen sowie Servicethemen zählten nach Ansicht der Befragten zu den wesentlichsten Anforderungen an ein attraktives Informationsangebot.

Als Antwort auf genau diese Entwicklungen hatte man in Coburg bereits im Vorfeld der Bewerbung zusammen mit lokalen Partnern in einem ersten Schritt das Digitale Schaufenster „GoCoburg“ (www.gocoburg.de) an den Start gebracht. Händler, Dienstleister und Gastronomen bietet GoCoburg im Rahmen eines auf „Digital Storytelling“ basierenden Ansatzes die Gelegenheit, auf ihre (neuen) Produkte aufmerksam zu machen, ihr Angebot vorzustellen oder aber Kundinnen und Kunden einen Blick „hinter die Kulissen“ werfen zu lassen. Und nicht nur die Plattform direkt, nein, auch die daran angedockten Social-Media Kanäle sollen zum Informationsfluss beitragen. Diese Strategie geht bislang in Coburg auf.

Die in Coburg im Kontext des Modellvorhabens entwickelten Strategien verfolgen zusammenfassend in erster Linie einen akteurszentrierten Ansatz. Sie sehen (zunächst) in der Gewinnung und subsequent in der Qualifizierung und Aktivierung der lokalen Stakeholder zugleich die größte anzusteuernde Hürde, gleichzeitig jedoch aber auch das größte zu bergende Potenzial. Die für Coburg im Dialog mit den lokalen Händlern zu entwickelnden, maßgeschneiderten Lösungen sollen sich an den konkreten Bedürfnissen und Notwendigkeiten der Händler vor Ort orientieren. Sie sollen dazu motiviert und in die Lage versetzt werden, die Potenziale der Digitalisierung und die für ihr Geschäft daraus erwachsenden Herausforderungen und Chancen selbst zu erkennen: Nicht für jeden Händler steckt die Lösung dies Problems in der Schaffung eines Online-Shops. Ganz bewusst setzt man in Coburg daher nicht auf von oben herab „aufoktroyierte“, vorrangig technologiegetriebene „One-size-fits-all“-Lösungen, bspw. ein „Online-Warenhaus“ mit gemeinsamen Warenkorb, sondern auf die Aktivierung, das „Enabling“, von Personen und lokalen Netzwerken.

Die Autoren
Karin Engelhardt
Leiterin Stabsstelle E-Government/Verwaltungsmodernisierung
Stadt Coburg
Stephan Horn
Geschäftsführer
Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Coburg mbH