27.10.2016
Johannes Haas

Wie gelingt das Wachstum umgeben von viel Natur?

Wirtschaftsraum Tübingen und Reutlingen wächst und wächst

Rund 1.000 zusätzliche Einwohner pro Jahr kommen jeweils auf die beiden Städte zu. Der Druck auf die Wohnungsmärkte bleibt riesig. Die Möglichkeiten zur Ausdehnung sind begrenzt.

„Auf Tübingen muss man sich einlassen“, betonte OB Boris Palmer beim 1. Immobilien-Dialog Wirtschaftsraum Tübingen Reutlingen. Denn die Tübinger Bevölkerung suche den intensiven Dialog, weshalb Projekte ohne die frühzeitige Einbeziehung der Bürger keine Chance auf Erfolg hätten. Wer dazu nicht bereit ist, der sei hier falsch. Da Tübingen von viel Natur umgeben ist, sei en die Möglichkeiten zur Ausdehnung der Statgrenzen begrenzt.

Dennoch brauchen Tübingen und Reutlingen private Investoren, die innerstädtisch Neubauten realisieren. Denn beide Städte werden in den kommenden Jahren jeweils rund 1.000 neue Einwohner per anno hinzubekommen. OB Palmer wünscht sich aber langfristig denkende Investoren, keine „Heuschrecken“. Wer hier nach Planrecht bauen möchte, muss außerdem rund 25 % geförderten Wohnraum realisieren.

Reutlingens Finanz- und Wirtschaftsbürgermeister Alexander Kreher betonte, dass die Bauaktivitäten in seiner Stadt von derzeit jährlich rund 290 auf 500 Wohneinheiten nahezu verdoppelt werden müssten. Von der Bundes- wie auch der Landesregierung forderte er, endlich mit konkreten Maßnahmen den Wohnungsbau zu unterstützen und die Kommunen dabei nicht länger alleine zu lassen.

Weder eine Blase noch ein Ende der Niedrigzinsen sieht Jürgen Ferber. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Tübingen betonte, dass das Wachstum vor allem durch Eigen-, weniger durch Fremdkapital finanziert sei. Wenig Gutes kann Ferber über die seit März geltende Wohnimmobilienkreditrichtlinie berichten. Hier sei die Bundesregierung ein wenig über das Ziel hinausgeschossen und habe voreilig EU-Vorgaben zu streng umgesetzt. Da der Wert einer Immobilie nicht mehr mit eingerechnet werden darf und lediglich die Wahrscheinlichkeit der Rückzahlung berücksichtigt wird, hätten es insbesondere junge Familien und Rentner schwer an Kredite zu kommen. Ferber redete von neun Prozent weniger Kreditvergaben und hofft auf ein Erfolg der u.a. von Baden-Württemberg eingebrachten Bundesratsinitiative, die eine Nachbesserung fordert.

Die Herausforderung der kommenden Jahre wird sein, das Wachstum der beiden Städte unter Einbeziehung des Umlands im Sinne der Bürger erfolgreich zu gestalten.

 

Der Autor
Johannes Haas
Head of Operations
Heuer Dialog GmbH