26.04.2018
Jens Kreiterling

Immobilien-Dialog Bonn

Hoher Anspruch statt Standard: Projekte müssen identitätsbildend sein

Die Stadt Bonn ist eine Zukunftsstadt: Ihre Einwohnerzahl wächst, die Hochschulen und internationale Institutionen sorgen ebenso für Attraktivität und Zuzug wie große Unternehmen, ein gesunder Mittelstand und die schöne Lage am Rhein.

Für uns als Projektentwickler gehört Bonn deshalb zu den interessantesten Standorten in NRW und darüber hinaus.

Wie in allen Wachstumsstädten sind aber auch in Bonn verfügbare Flächen rar. Die Herausforderung für neue Projektentwicklungen liegt deshalb auch darin, Impulse zu setzen, die nicht nur für einzelne Nutzer, sondern möglichst für die ganze Stadt Mehrwerte erzielen. Mehrwerte, die dank guter Architektur und flexibler Nutzung sowohl sichtbar als auch erlebbar sind. Gerade deshalb brauchen neue Projekte herausragende Konzepte, die städtebaulich anspruchsvoll sind und zugleich nicht nur eine, sondern möglichst breit gefächerte Nutzergruppen ansprechen. Standard und Durchschnitt, der nur auf einzelne Nutzer ausgerichtet ist, kann sich Bonn nicht leisten.

Städte stehen heute im Wettbewerb zueinander – um Unternehmen genauso wie um kluge Köpfe. Idealerweise arbeiten Stadtmarketing und Stadtentwicklung dabei Hand in Hand. Städte müssen sich attraktiv für ihre jeweiligen Zielgruppen machen und eine eigene Identität mit Anziehungskraft entwickeln. Dafür brauchen sie auch in der Immobilien- und Quartiersentwicklung Projekte, die identitätsbildend sind. Wer nachhaltig erfolgreich sein will, muss Lösungen schaffen, die mit ihrem Nutzungsmix lange Bestand haben und bestmöglich von Nachbarn, Bürgern und Nutzern angenommen werden.

Das ist genau der Anspruch, der auch bei städtebaulichen Wettbewerben oder Investorenauswahlverfahren Anwendung finden muss. Auch hier reicht es längst nicht aus, die in den Unterlagen genannten Anforderungen zu erfüllen. Um die kommunalen Auslober zu überzeugen, gilt es stattdessen, die Erwartungen zu übertreffen und echte Landmarken zu schaffen, die mit städtebaulicher Qualität, anspruchsvoller Architektur und ideenreichen Nutzungskonzepten punkten.Diese Herausforderung haben wir sofort erkannt, als die Stadt Bonn den Investorenwettbewerb für einen Hotelneubau am Erzbergerufer ausgerufen hat. Unsere Entscheidung zur Teilnahme fiel schnell und für unser Team war von Beginn an klar, dass ein Hotel alleine den Ansprüchen an die prominente Lage und die Herausforderungen der Stadtentwicklung nicht gerecht werden kann. Darauf aufbauend wurde das Konzept „Die Stadt an den Rhein führen“ entwickelt. Dessen städtebauliche Leitidee, die bestehende Barriere zwischen Stadt und Rheinufer aufzulösen, wurde mit viel Leidenschaft erarbeitet und in ein Konzept umgesetzt, das den Standort um die Beethovenhalle stärkt und einen echten Mehrwert nicht nur für Übernachtungsgäste, sondern auch für die Bonner Bürger schafft. Einen Mehrwert, der nicht nur durch offene Räume für Kultur und Gastronomie im Hotel entsteht, sondern auch durch die Gestaltung des Außenraums, der sich als terrassenförmige Stadtbühne zum Rhein hin orientiert und der musikalischen Geschichte der Beethovenstadt Bonn Tribut zollt.

Mit Antworten wie diesen auf städtebauliche Ausschreibungen hat unser erfahrenes Wettbewerbsteam – oft gemeinsam mit renommierten Architekturbüros – schon viele Wettbewerbe gewinnen können. Gewinnbringend ist vor allem die intensive Beschäftigung mit dem Standort, die weit über das solitäre Betrachten des zu entwickelnden Grundstücks hinausgeht. Nur wer sich intensiv mit der jeweiligen Stadt und ihren individuellen Eigenheiten beschäftigt, kann einen identitätsstiftenden Ort entstehen lassen und so zum Impulsgeber werden für einen echten Mehrwert.

Der Autor
Jens Kreiterling
Vorstand
Landmarken AG