03.11.2017
Carsten Sellschopf

Kooperation statt Konfrontation

So schnell lässt es sich in Berlin bauen

Kooperation statt Konfrontation, Verständnis für die Anliegen der Öffentlichen Hand, Wohnungen als Beitrag für eine hohe urbane Lebensqualität: Bauen in Berlin kann schnell und einfach sein.

Der Schlüssel hierzu liegt in partnerschaftlicher Zusammenarbeit zwischen Bauträger und Genehmigungsbehörde.

Keine europäische Stadt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so rasant entwickelt wie Berlin. Der wirtschaftliche Aufschwung brachte Zuzug aus dem In- und Ausland. Szenekieze ziehen junge und kreative Menschen aus aller Welt an. Wo früher Brachflächen dominierten, sind neue Stadtviertel entstanden. Bei solch einer Dynamik in vergleichsweise kurzer Zeit ist es nur natürlich, dass es Widerstände gibt. Die öffentliche Debatte in Berlin beschäftigt sich daher zu Recht mit den drängenden Fragen: Wie gelingt bei 50.000 neuen Einwohnern pro Jahr eine adäquate Wohnraumversorgung? Wie bewahrt man eine soziale Durchmischung zwischen den verschiedenen Einkommensgruppen? Und wie fügen sich Neubauten harmonisch in das bestehende Städtebild ein?

In Berlin hat die Politik mit den Instrumenten des Berliner Modells der kooperativen Baulandentwicklung und der Mietpreisbremse zwei Antworten auf diese Fragen formuliert. Über die Wirksamkeit ist zu diskutieren. Die Zielsetzung beider Maßnahmen ist dennoch begrüßenswert. Natürlich ist es sinnvoll, Kindergarten- und Grundschulplätze bei größeren Wohnbauprojekten zu schaffen und Quartiere damit aufzuwerten. Und ebenso vernünftig ist es, keine hermetisch abgeriegelten Siedlungen für ein einziges Milieu zu schaffen. Wenn über Generationen hinweg an einem Ort ansässige Familien plötzlich wegziehen müssen und sich im alteingesessenen Umfeld fremd fühlen, müssen nicht nur auf politischer Seite die Alarmglocken schrillen. Immobilienentwickler müssen sich dann ebenso ernsthaft fragen, ob ihre Arbeit noch dem Gemeinwohl folgt.

Im Rahmen unseres aktuellen Berliner Projekts „Quartier Luisenpark“ im Bezirk Mitte errichten wir rund 550 Wohnungen nach dem Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung. Dabei berücksichtigen wir nicht nur die Vorgaben des Landes Berlin wie den 25-prozentigen Anteil geförderter Mietwohnungen und die Errichtung einer Kindertagesstätte. Darüber hinaus schaffen wir in einem ausgewogenen Mix von Miet- und Eigentumswohnungen Wohnraum unterschiedlicher Größe für alle Nachfragergruppen von Singles über Paare bis hin zu größeren Familien. Mit begrünten Innenhöfen, Spielplätzen und Tiefgaragen entsteht ein familien- und umweltfreundliches Quartier mitten in der Stadt. Durch die frühzeitige Einigkeit über das Gestaltungskonzept war ein rascher Genehmigungsprozess möglich, sodass bereits Ende 2019 die ersten Wohnungen übergeben werden können.

Die gemeinsame Orientierung am Wohl der künftigen Quartiersbewohner ist folglich ein Schlüssel für erfolgreichen und schnellen Wohnungsbau in der Stadt. Viele stockende oder gar gescheiterte Projekte zeigen klar, dass es sich hierbei nicht um eine Plattitüde handelt. Wenn auf Entwicklerseite die Vorgaben der Genehmigungsbehörde klar und stringent umgesetzt werden, muss dieselbe Bereitschaft zur Kooperation für die öffentliche Verwaltung gelten. Kontinuierliche Kommunikation, zügige Bearbeitung der Anträge und transparente Information zu bestehenden Auflagen sind hierbei wichtige Pfeiler. Höhere Einheitlichkeit in den gesetzlichen Regularien und ihrer Handhabung ist von höchster Bedeutung, leider aber noch nicht flächendeckende Realität. Ein wesentlicher Impuls hierzu wäre die Schaffung einer baugesetzlichen Rahmenordnung für die Metropolregion Berlin-Brandenburg. Denn zahlreiche aufstrebende Kommunen im Berliner Umland partizipieren jetzt bereits am Aufschwung der Hauptstadt und verzeichnen eine wachsende Nachfrage nach neuem Wohnraum. Um ein entsprechendes Angebot rasch zur Verfügung zu stellen, sind einheitliche Regularien eine maßgebliche Hilfe. Denn wer in Berlin schnell und hochwertig bauen kann, wird es auch in Brandenburg tun.

Der Autor
Carsten Sellschopf
Geschäftsführer
Instone Real Estate Development GmbH