Ergebnisse der Zusammenarbeit zwischen Designern und Gesellschaftsforschern.

So sehen Hotelzimmer der Zukunft aus

Individualität und Design sind gefragt in der Hotellerie. In London wurden bei Europas wichtigster Hotel-Design-Messe SLEEP Konzepte für Hotelzimmer der Zukunft präsentiert. Alle Zimmer orientierien sich an den Sinus-Meta-Milieus®.

Peter Martin Thomas Matthias Arnold 21. Juni 2017

Erstmals wurde für die renommierte „Sleep Set competion“ während Europas wichtigster Hotel-Design-Messe SLEEP in London kein einheitliches Motto für die beteiligten Designer vergeben. Stattdessen wurden sie aufgefordert ... unter der Überschrift „The science auf tribes“ fünf unterschiedliche Zielgruppen das ideale Hotelzimmer zu entwickeln. Auf der Basis der „Sinus-Meta-Milieus“ des Sinus-Instituts aus Heidelberg haben Studio Proof, AukettSwanke und Gensler UK aus London sowie WOW aus Singapur und Mitsui Designtec aus Tokyo fünf Räume entworfen, im Original auf der Messe präsentiert und von einer Jury prämiert. Die vorgestellten Räume haben gezeigt, wie unterschiedlich die Ansprüche der Zielgruppen der Zukunft sein werden. Zusammenarbeit zwischen fünf führenden internationalen Designern und einem Forschungsinstitut, welches ein vergleichendes Zielgruppen-Modell für mehr als 40 Länder zur Verfügung stellt, hat den Besuchern der Messe vor Augen geführt, welche Potenziale sich aus der Kooperation von empirischer Marktforschung und Design ergeben können.

Entwurf 1

Mit dem innovativen Entwurf für das Milieu Digital Avantgarde konnte das Architekturbüro Gensler den Design-Wettbewerb für sich entscheiden. Der Siegerentwurf überzeugte die Jury vor allem durch sein modulares und veränderbares Raumkonzept, das den Ansprüchen einer global vernetzten und weltoffenen Zielgruppe besonders gerecht zu werden vermag. Das Hotelzimmer nimmt sich die fortwährende Suche des Milieus nach Inspiration und kreativen Experimentieren zum Thema und versetzt den Hotelgast in die Lage selbst Teil der örtlichen Subkultur zu werden. Die Tapeten zeigen die Stadtkarte mit Highlights der urbanen Künstlerszene. Das Zimmer selbst setzt sich aus miteinander verschmelzenden Teilräumen zusammen, das nach Belieben Rückzugsort, sozialer Raum zum Austausch mit Freunden oder als kreativer Arbeitsplatz genutzt werden kann. Die Räume werden damit zur Bühne von Kreativen für Kreative mit einem lebendigen Mix aus handgefertigten Möbeln und innovativen Design-Accessoires, wodurch der Aufenthalt weit mehr ist als bloß eine komfortable Übernachtungsmöglichkeit.

Entwurf 2

Mitsui Designtec aus Tokyo konzentrierten sich mir Ihrem Designentwurf demgegenüber aufdas Milieu der Established. Als wertkonservatives Milieu der gesellschaftlichen Oberschichtmüssen Hoteliers den distinguierten Geschmacksansprüchen und hohen Erwartungen an zeitlosen, klassischen Luxus gerecht werden. Die Designer aus Japan gestalteten einen rundumharmonischen Hotelraum, der mit einer zentral im Raum platzierten Badewanne aus hochwertigem Holz, die Grenzen zwischen innen und außen, zwischen Wohnraum und Natur, verschwimmenlässt. Mitsui Designtec übersetzt damit ein zentrales Grundbedürfnis dieser Zielgruppe,die Wertschätzung von Beständigem, Tradition und Kultur, in ein stilvolles japanischanmutendes Raumkonzept mit edelsten Materialien, das den Exklusivitätsanforderungen des Milieus nichts zu wünschen übrig lässt und ein einzigartiges Genusserlebnis garantiert.

Entwurf 3

Mit der Zielgruppe der Performer beschäftigte sich das Team von Studio Proof. Das Milieuzeichnet sich durch seine unbedingte Karriere- und Erfolgsorientierung und großen Leistungswillen (beruflich und privat) aus. Das Team versetzte sich in einen fiktiven Tag eines typischen Milieuvertreters und kreierte einen idealen Raum, der sich dem limitierten Zeitkontingent diesesBerufsreisenden optimal anpasst. Der Raum wirkt nüchtern modern mit vielen Details, dieeffizient und klar die verschiedenen Bedürfnisse des Reisenden vor Ort befriedigen sollen. Jedes Element und jede Form ist ausgerichtet auf Perfektion und folgt seiner Funktion. Nichts soll den Zielen dieses anspruchsvollen Reisenden im Wege stehen.

Entwurf 4

Das Hotelzimmer der Zukunft für die Zielgruppe der Intellectuals wurde von einem in Singapuransässigen Architekturbüro umgesetzt. WOW Architects schufen für diese kultur- und kunstliebendeZielgruppe einen inspirativen und kreativen Raum, der Platz für sich und seine Gedankenweltschaffen soll. Der Entwurf hebelte die klassischen Designgesetze aus und stellte diedialektische Methode, alles zu hinterfragen ins Zentrum. Die Badewanne mit einer mechanischenSchreibmaschine war der zentrale Ort des Hotelzimmers – ein Platz zur Kontemplationund Erholung, die Toilette wurde zu einer Bibliothek und das Bett war auf dem Kopf verdrehtan der Decke angebracht, das mit dem Blick auf einen konkaven Spiegel perspektivisch normalim Raum erschien. Auf diese Weise wird der Aufenthalt ein reflexiver Ort der Erholung, der dem Gast ein einzigartiges Erlebnis mit Perspektivwechsel bietet.

Entwurf 5

Für die Zielgruppe der Sensation-Oriented entwarf das Londoner Architekturbüro AukettSwanke eine gänzlich neue Interpretation von dem, was ein Hotelzimmer bieten kann. Sensation-Oriented lehnen traditionelle gesellschaftliche Normen und Konventionen eher ab und suchendas Erlebnis und Abenteuer innerhalb ihrer peer-group. Aukett Swanke widmete sich diesemauf Freizeit und Eskapismus ausgelegten Milieu mit einem Entwurf, der eher an eine fantastischeUmgebung, Höhle oder modulares Zelt erinnert, als an ein Hotelzimmer. Dem Besuchersoll damit ein vollständiges Ein- und Untertauchen in die je eigene Erlebniswelt gelingen. Das Hotelzimmer wird zum `Bivouac` und passt sich den Gefühlszuständen, Aktivitätslevel und Stimmungen der Erlebnissuchenden mit veränderbarer Raumform und indirekten Beleuchtungan. Es eignet sich damit als vorübergehende Behausung für Conventions, Musikfestivals oder einer Vielzahl subkultureller Events, auf denen die Zielgruppe anzutreffen ist.

Die Autoren
Peter Martin Thomas
Leiter,
Matthias Arnold
Associate Director Research & Consulting, Sinus Markt- und Sozialforschung GmbH

Das Event zum Thema

Montag, 26. Juni - Dienstag, 27. Juni 2017
9. Deutscher Hotelimmobilien-Kongress
Frankfurt am Main