Metropolregionem-Dialog München

Die Maikäfersiedlung der GWG München

Die Entwicklung der Maikäfersiedlung im Münchner Stadtteil Berg am Laim zeigt, wie sich die Vorstellungen von Leben und Wohnen, von Gemeinschaft und Gesellschaft in den vergangenen knapp 80 Jahren verändert haben.

Gerda Peter 25. Juni 2017

Städtebauliche Entwicklung der Maikäfersiedlung

Als Volkswohnanlage für kinderreiche Familien errichtet, galt die Maikäfersiedlung im Dritten Reich als Musterbeispiel für den sozialen Wohnungsbau. Die Miete durfte 20 Prozent des Bruttoeinkommens nicht übersteigen, die Mietergärten dienten zur Selbstversorgung. Bis Kriegsbeginn 1939 hat die GWG München 800 Volkswohnungen in langgestreckten Zeilenbauten errichtet.

Ende der Fünfziger Jahre gab es erste gravierende Baumängel, seit den Sechziger Jahren wurden die Kleinstwohnungen ohne Bad und Dusche bereits als Substandardwohnungen geführt. Auch eine Veränderung bei der Bewohnerstruktur war zu beobachten. Neben den Erstbeziehern lebten jetzt viele Studenten, die preiswerte Unterkünfte suchten, in der Maikäfersiedlung. Größere Familien hatten oft zwei Wohnungen angemietet, um ihren gestiegenen Wohnbedarf zu decken.

Aber nicht nur die Maikäfersiedlung und ihre Bewohner, auch die Infrastruktur unterlag einem starken Wandel. Im Jahr 1980 kam die U-Bahn mit den beiden Haltestellen Innsbrucker Ring und Michaelibad nach Berg am Laim. Damit erhöhte sich der Druck, die Maikäfersiedlung zu sanieren und zu verdichten. Im März 1994 entschied schließlich der Münchner Stadtrat über die weitere Vorgehensweise in der Maikäfersiedlung. Die Bestandsgebäude sollten Zug um Zug abgebrochen und durch zeitgemäße, familienfreundliche Neubauten ersetzt werden. Der alte Baumbestand, die Mietergärten und der günstige Mietpreis sollten dabei möglichst erhalten bleiben.

In insgesamt zwölf Bauabschnitten entstanden 950 moderne Wohnungen, vier Gewerbeeinheiten – darunter ein Supermarkt – sowie eine Kinderkrippe mit Platz für drei Gruppen. Der letzte Bauabschnitt an der Bad-Schachener-Straße 111-143 mit 66 barrierefreien Wohnungen wurde im November 2014 von den Mieterinnen und Mietern bezogen.

Neues Wohnen entlang der Bad-Schachener-Straße 111-143

Die Bad-Schachener-Straße wird als linearer städtischer Raum vorwiegend in der Bewegung wahrgenommen. Besonderes Merkmal der straßenbegleitenden Bebauung ist die unterschiedliche Höhe der Gebäudeteile. Dieser „Zahnschnitt“ ist jedoch viel mehr als eine architektonische Spielerei.

Zum einen dient die Fassade dem Lärmschutz. Die Gebäudeoberfläche wird an der ruhigen Seite vergrößert, wodurch die Wohnungen vor dem Straßenlärm geschützt sind. Zum anderen sorgt die Terrassenstruktur dafür, dass die nördlichen Wohnungen ausreichend Sonnenlicht erhalten. Die Wohn- bzw. Schlafräume öffnen sich nach Norden zum ruhigen Freiraum hin. Die Loggien sind so ausgerichtet, dass sie auch die Ost- und Westsonne mit einfangen. Vom Lärmschutz und der Helligkeit profitieren auch die großzügigen Innenhöfe, die mit ihren unterschiedlichen Geräten Spielmöglichkeiten für Kinder jeden Alters bieten.

Im südlichen Gebäudeteil, in unmittelbarer Nähe zur U-Bahnhaltestelle – hat die GWG München einen kompletten Gebäudeteil rollstuhlgerecht ausgeführt. In bzw. vor den Wohnungen gibt es Räume mit Stromanschluss, in denen die Mieterinnen und Mieter bequem vom Wohnungs- in den Straßenrollstuhl wechseln können.

Die Mischung des Wohnraumangebots für verschiedene Haushaltsformen und Lebensphasen war der GWG München besonders wichtig. Zweieinhalb Jahre nach Bezug zeigt sich, dass das Konzept des von Florian Krieger Architektur und Städtebau/Burkheardt Engelmayer Landschaftsarchitekten entwickelten Gebäudes voll aufgeht. Die Gebäudezeile reagiert in überzeugender Weise auf die Schallschutzproblematik und begreift das Wohnen bei widrigen Rahmenbedingungen als Chance für eine neue städtebauliche Qualität. Die straßenbegleitende Bebauung an der Bad-Schachener-Straße 111-143 stellt damit den gelungenen Abschluss der Sanierungstätigkeit der GWG München in der Maikäfersiedlung dar.

Die Autorin
Gerda Peter
Geschäftsführerin, GWG städtische Wohnungsgesellschaft München

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Dienstag, 18.Juli.2017
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