Der Autor
Marcus BuderBereichsleiter gewerbliche Immobilienfinanzierung, Berliner Sparkasse
Als Hauptstadtsparkasse vor Ort begleitet die Berliner Sparkasse diesen Wandel aktiv mit und will selbst im eigenen Geschäftsbetrieb bis 2035 CO2-neutral werden.
Warum Wohnen, Neubau & ESG jetzt so eng zusammenspielen
Immobilien sind für rund ein Drittel der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. In Berlin ist die Gebäudewirtschaft neben dem Verkehr Hauptverursacher von Emissionen - ein gewaltiger Hebel bei gleichzeitig immer weitreichenderen Vorschriften, z. B. CSRD-Richtlinie, Pflicht zur Errichtung von Nullemissionsgebäuden ab 2030 (EPBD).
Im Neubau heißt das: Entwicklerinnen und Entwickler müssen nicht nur auf ökonomische und technische Aspekte schauen, sondern auch E (Environment), S (Social) und G (Governance) mitdenken. So entsteht Wohnraum, der langfristig tragfähig, sozial akzeptiert und wertbeständig ist. Auch Banken sind hier gefordert – Kreditentscheidungen werden heute bereits unter ESG-Kriterien getroffen und nicht mehr nur nach Bankbilanzen und Mietrenditen.
Bei der Berliner Sparkasse wird dafür ein Bonus- und Malus-System eingesetzt – Projekte mit hervorragenden ESG-Kriterien (z. B. KfW-Effizienzhaus, DNG Gold-Status) werden günstiger finanziert, während ESG-defizitäre Projekte mit schlechteren Konditionen rechnen müssen. Zugleich wird auf Förderprogramme und zinsverbilligte Darlehen, z. B. der KfW, hingewiesen und bei der Auswahl und Beantragung unterstützt.
Der Druck zum Bau neuer Wohnungen ist enorm: In Berlin wurden 2024 nur knapp 10.000 Wohnungen genehmigt. Gleichzeitig sank die Anzahl der Fertigstellungen auf zuletzt nur 15.350 – und das bei einem Netto-Zuzug von mehr als 27.000 Menschen.
Die Folge: Steigende Mieten und Wohnungsknappheit. Die Neuvertragsmieten im Neubau liegen um bis zu 70 % über den Bestandsmieten. Die angespannte Wohnsituation ist für Berlin längst zu einem Standortproblem geworden.
ESG-konformes Wohnen heißt nicht automatisch unbezahlbar – trotz Herausforderungen
Der Handlungsdruck ist hoch. Es muss mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden.
Nachhaltiges Bauen wird vor allem mit der Erfüllung von Umwelt- und Emissionsauflagen in Verbindung gebracht. Nachhaltiges Bauen beinhaltet aber auch das „S“, die soziale Komponente.
Das mag zunächst wie ein unlösbares Dilemma erscheinen, denn klar ist: Nachhaltiges Bauen kostet mehr. Höhere Baustandards, energieeffiziente Haustechnik, bessere Dämmung, und vieles mehr – das macht sich im Budget bemerkbar und muss über die Mieten wieder vereinnahmt werden.
Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Die langfristige Rechnung spricht für den ESG-Bau: So weisen nachhaltige Gebäude in der Regel einen geringeren Energie- und Wasserverbrauch auf, was die laufenden Betriebskosten für Mieterinnen und Mieter dauerhaft senkt. Eine höhere Bauqualität und das Vorausdenken künftiger Umweltvorschriften reduzieren zudem den Sanierungsbedarf der Immobilie über die Jahre.
Vorteile gibt es auch bei der Finanzierung: Gute ESG-Bauprojekte sind kapitalmarktfähiger und langfristig wertstabil – das senkt Risiko-Aufschläge, was sich in einer günstigeren Finanzierung niederschlagen kann.
So bleibt der ESG-Bau bezahlbar – das „S“ zählt mit
Damit Wohnen bezahlbar bleibt, müssen soziale Aspekte („S“) im ESG-Dreiklang gezielt mitgedacht werden. Konditionenvorteile, Kosteneinsparungen durch staatliche Förderprogramme sowie geringere Betriebskosten können an die Mieter weitergegeben werden. Aber auch bei der Projektplanung gibt es verschiedene Stellschrauben: So können Flächen- und Ausstattungsoptimierung und modulare Bauweisen helfen, Kosten zu reduzieren. Zudem kann auch die Mietstruktur sozial verträglich gestaltet werden, beispielsweise durch Quersubventionierung, bei der Einnahmen aus freifinanzierten Wohnungen dazu verwendet werden, günstigere Sozialwohnungen zu finanzieren, oder durch soziale Staffelung der Mieten, bei der einkommensstärkere Mieterinnen und Mieter mehr zahlen und so einkommensschwächeren Personen den Zugang ermöglichen.
Gemeinsam mit staatlichen Förderprogrammen sowie der engen Zusammenarbeit mit städtischen Wohnungsbaugesellschaften bzw. Genossenschaften kann so beides - die ökologische und soziale Nachhaltigkeit - gelingen.
Verantwortung und Chance – Gemeinsam für Berlin
Die Berliner Sparkasse unterstützt Projektentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaften, die nicht nur bauen, sondern nachhaltig gestalten – mit Blick auf Klima, Menschen und Stadtgesellschaft. Gemeinsam wird so ein Wohnungsangebot geschaffen, das klimaneutral, lebenswert und bezahlbar ist.