Wie Rechenzentren zum Motor von Wachstum, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit werden

Warum wir in das (unsichtbare) Rückgrat unserer Wirtschaft investieren müssen

Wer über Digitalisierung spricht, denkt zuerst an neue Apps, smarte Produktionsanlagen oder digitale Dienstleistungen.

Jens-Peter Feidner 13. Oktober 2025
Das Equinix Hyperscaler-Rechenzentrum FR10x
Quelle: Equinix

Was dabei oft übersehen wird: Ohne leistungsfähige Rechenzentren (RZs) als Fundament wäre all das nicht möglich. Sie bilden das Rückgrat der digitalen Transformation – und ihr volkswirtschaftlicher Einfluss ist weit größer, als viele vermuten. Dennoch geht die Branche in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals unter. Das muss sich ändern, denn gerade jetzt entscheidet sich, ob Deutschland im internationalen digitalen Wettbewerb bestehen kann.

Noch vor wenigen Jahren galten Rechenzentren für viele als reine Server-Farmen am Stadtrand – wichtig für IT, aber fern von der Realität des Wirtschaftslebens. Doch spätestens mit dem Siegeszug der Cloud, von KI und Big Data, der Automatisierung in der Industrie und der Vernetzung in Bereichen wie Energie, Mobilität und Gesundheit wird klar: Rechenzentren sind überall. Von der Produktionsstraße bis zur Patientenakte, vom Börsenhandel bis zum Online-Shopping – Daten bewegen sich durch das Land, verarbeitet und gespeichert in hochmodernen Anlagen, deren Bedeutung nun auch die Politik stärker erkennt. Dass aktuell an einer nationalen Rechenzentrumsstrategie gearbeitet wird, ist ein wichtiger Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern.

KPMG-Studie für Sichtbarkeit der wirtschaftlichen Leistung

Um die Bedeutung von Rechenzentren für die Wirtschaft sichtbar zu machen, haben wir bei Equinix eine Studie bei KPMG in Auftrag gegeben. Ihr Ziel war es, die oft übersehenen Effekte von Investitionen und Betrieb von Rechenzentren zu quantifizieren. Die Ergebnisse sind eindrucksvoll: Allein Equinix Deutschland unterstützt über 1.300 Unternehmen, davon etwa 500 mit Hauptsitz in Deutschland – darunter mehr als die Hälfte der DAX-Konzerne. Im Jahr 2023 haben wir durch direkte und indirekte Ausgaben rund 930 Millionen Euro zur deutschen Wirtschaftsleistung beigetragen. Doch der eigentliche Hebel ist noch größer: Die von unseren Kunden generierte Bruttowertschöpfung beträgt jährlich etwa 214 Milliarden Euro – das sind rund sechs Prozent der gesamten deutschen Wertschöpfung. Das zeigt, wie zentral digitale Infrastruktur für alle Branchen geworden ist, ohne sie könnten viele Unternehmen ihre Dienstleistungen gar nicht erst anbieten.

Der Beitrag von Rechenzentren geht weit über die IT-Branche hinaus. In der Industrie ermöglichen sie die Digitalisierung und Automatisierung von Produktionsprozessen – gerade für den so wichtigen Automobilsektor oder die Fertigung insgesamt, die mit 121 Milliarden Euro einen erheblichen Anteil an der Bruttowertschöpfung unseres Landes leisten. Über die sichere, schnelle und flexible Infrastruktur von Equinix können Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten digitalisieren, neue Geschäftsmodelle entwickeln und global wachsen. Auch der Finanzsektor ist auf hochsichere, leistungsfähige Rechenzentren angewiesen. So hosten wir etwa zentrale Infrastrukturen wie die Frankfurter Börse. Ohne unsere Plattform wären moderne Finanztransaktionen schlichtweg nicht möglich. Im öffentlichen Sektor, in der Forschung oder der Telemedizin haben wir gerade während der Pandemie erlebt, wie wichtig verlässliche digitale Infrastruktur ist – für Behörden ebenso wie für Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen.

Ein weiteres, oft unterschätztes Feld ist der Handel und die Logistik. E-Commerce-Anbieter, Lagerverwaltung oder die Digitalisierung von Lieferketten – in all diesen Bereichen stellen wir die technische Basis bereit. Die Zahl der E-Commerce-Nutzer in Deutschland steigt weiter, bis 2028 werden es rund 64 Millionen sein: Ohne skalierbare Rechenzentren wäre diese Entwicklung nicht denkbar. Auch im Energiesektor, etwa beim Management von Stromnetzen oder bei der intelligenten Steuerung erneuerbarer Energien, sind leistungsfähige IT-Infrastrukturen unverzichtbar geworden.

Investitionen in Rechenzentren sind also nicht nur eine Frage der Technologie, sondern eine direkte Investition in Wachstum, Innovation und Wohlstand. Das gilt auch für den Arbeitsmarkt: Equinix sichert in Deutschland jährlich über 4.400 Arbeitsplätze – durch unsere eigenen Beschäftigten ebenso wie durch ausgelöste Jobs bei Dienstleistern, Partnern und in der gesamten Wertschöpfungskette. Im Jahr 2023 beschäftigten wir 824 Mitarbeitende und investierten gezielt in Ausbildung und Nachwuchsförderung. Unser Tech Hub in Frankfurt steht beispielhaft für langfristige Investitionen, die nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch Know-how und Innovationskraft in der Region stärken.

Equinix investiert am Knotenpunkt Frankfurt weiter

Dass Rechenzentren längst zur kritischen Infrastruktur gehören, zeigt sich an ihren vielfältigen Funktionen und ihrer Einbindung in zentrale Wirtschaftskreisläufe. In Frankfurt betreiben wir neun hochmoderne RZs mit einer Kapazität von rund 180 Megawatt, an die mehr als 1.000 Unternehmen und über 280 Netzwerkanbieter angebunden sind. Die Interconnection-Datenströme wachsen jährlich um mehr als 30 Prozent – und damit doppelt so schnell wie der öffentliche Internetverkehr. Allein in der Metropolregion investieren wir bis 2027 weitere 730 Millionen Dollar in den Ausbau unserer Standorte. Doch wir sehen auch, dass größere Kapazitäten zunehmend im Umland oder anderen Regionen entstehen – etwa, weil dort Flächen und Strom leichter verfügbar sind. Hier braucht es in Frankfurt und anderen Zentren gezielte Weichenstellungen, etwa beim Netzausbau, bei Bebauungsplänen und beim Zugang zu erneuerbaren Energien.

Nachhaltigkeit ist dabei eine der größten Herausforderungen und zugleich eine große Chance. Heute stammen laut GDA bereits 88 Prozent des Stroms in deutschen Colocation-Rechenzentren aus erneuerbaren Quellen. Wir setzen auf innovative Lösungen wie Power Purchase Agreements, Abwärmenutzung und energieeffiziente Bauweisen, um den ökologischen Fußabdruck weiter zu reduzieren. Das neue Energieeffizienzgesetz gibt klare Ziele vor – und wir sind überzeugt, dass die Branche mit ihren Innovationen einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten kann.

All diese Zahlen und Beispiele zeigen: Rechenzentren sind ein zentraler Hebel für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Doch ihr Erfolg ist kein Selbstläufer. Politik und Wirtschaft müssen jetzt gemeinsam die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehört der zügige Ausbau der Energie- und Flächeninfrastruktur ebenso wie die Förderung von Innovation, Fachkräften und nachhaltigen Konzepten. Die nationale Rechenzentrumsstrategie ist ein wichtiger Schritt, um Deutschland als führenden digitalen Knotenpunkt Europas zu etablieren und die Chancen der Digitalisierung für alle Branchen nutzbar zu machen.

Der Autor
Jens-Peter Feidner
VP & Managing Director Deutschland, Equinix Deutschland

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Mittwoch, 26.November.2025
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