Der Autor
Dr. Thomas SchlenkerSchüco
Übertragen auf den Bausektor spielt der Gebäudebestand als urbanes Rohstofflager eine entscheidende Rolle bei der Schonung von Ressourcen und der Reduzierung von CO₂-Emissionen. Der Systementwickler Schüco sieht sich daher in der Verantwortung, den Übergang zu geschlossenen Wertstoffkreisläufen in der Baubranche aktiv voranzutreiben – mit dem Ziel, dass Wertstoffe auch nach der ersten Nutzungsphase ohne Qualitätsverlust erneut eingesetzt werden können.
Circular Design als Zukunftsmodell
Die Schüco Hauptwerkstoffe Aluminium, Stahl und Kunststoff sind hochgradig recyclingfähig und bilden die Grundlage eines nachhaltigen Produktlebenszyklus. Recycling gilt dabei als Mindeststandard: Schüco verfolgt das Ziel, weit über das reine stoffliche Wiederverwerten hinauszugehen und Aspekte der Circular Economy fest in die Produktentwicklung zu integrieren. Mit mehr als 90 Aluminiumsystemen, die nach dem Cradle-to-Cradle-Standard (C2C) zertifiziert sind, ist Schüco Vorreiter im Gebäudebereich. Die zertifizierten Produkte erfüllen hohe Anforderungen an Materialgesundheit und Kreislauffähigkeit und bieten Orientierung für Zertifizierungssysteme wie BREEAM, DGNB oder LEED.
Mit „AW Circular“ hat Schüco in einer Produktstudie erstmals ein nahezu vollständig zirkuläres Aluminiumfenster entwickelt. Diese Studie verfolgt das Ziel, den Ressourceneinsatz, die Emissionen und das Abfallaufkommen während des gesamten Lebenszyklus zu reduzieren und gleichzeitig geschlossene Materialkreisläufe zu ermöglichen. Das AW Circular steht für konsequentes Circular Design: einfache Wartung, Reparatur und Nachrüstung, Wiederverwendung von Komponenten sowie hochwertiges Recycling am Lebensende. Damit geht das Konzept weit über das reine Recycling hinaus – es schafft erste Bausteine für zukünftige Re-use-Modelle und für echte zirkuläre Wertschöpfung.
Low Carbon Materialien mit hohen Rezyklatanteilen
Für Aluminium- und Kunststoffsysteme hat Schüco sein Materialportfolio erweitert. Seit 2024 können Verarbeiter bei Kunststoffprofilen zwischen verschiedenen ressourcenoptimierten Materialstandards wählen. Standardmäßig enthalten bereits 64 Prozent der Kunststoff-Profile Sekundärmaterial. Bei Aluminiumprofilen enthält die Güte Ultra Low Carbon Aluminium mindestens 75 Prozent Post-Consumer-Recyclingmaterial und in diesem Jahr folgt eine weitere Materialgüte mit fast 100% Rezyklatanteil.
Sanierung, Wartung und digitale Transparenz
Ein wesentlicher Hebel für Circular Economy liegt in der Verlängerung von Nutzungszyklen. Unter dem Namen „Value Up“ hat Schüco deshalb ein umfassendes Programm für die Sanierung von Bestandsimmobilien entwickelt. Es begleitet den gesamten Gebäudezyklus – von Analyse und Planung über Erneuerung bis zum Betrieb und späteren Rückbau sowie der Wiederverwertung am Ende des Gebäudezyklus und fokussiert sich auf Maßnahmen, welche die Energiebilanzen verbessern und den Werterhalt sichern.
Damit Gebäude in Zukunft verstärkt als Rohstofflager genutzt werden können, braucht es Transparenz über die verbauten Materialien. Ein wesentlicher Schritt ist die Einführung von Material- und Gebäude-Ressourcenpässen. Dies wird mit der Schüco IoF ID ermöglicht, die von jedem Schüco Element einen digitalen Zwilling erzeugt. Diese digitale Identität enthält alle wichtigen Informationen und schafft die Grundlage für effiziente Wartung, Upgrades, verlängerte Lebenszyklen und macht Wiederverwendung praktisch umsetzbar. Mit seiner Service-Sparte verfolgt Schüco außerdem das Ziel, die Lebensdauer Fenstern, Türen und Fassaden durch professionelle Wartung und Instandhaltung nachhaltig zu sichern und zu verlängern.
Kooperationen und erweiterte Geschäftsmodelle
Eine funktionierende Circular Economy erfordert allerdings nicht nur technische Lösungen, sondern auch kooperative Ansätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Schüco hat daher sein Geschäftsmodell in Richtung Circular Economy erweitert. Mit RE:CORE, gegründet in Kooperation mit REMONDIS, wurde ein Netzwerk für die Sammlung und Aufbereitung von PVC-Altfenstern geschaffen. Seit Oktober 2024 ist RE:CORE auch Partner von Rewindo. Weitere Kooperationen mit der TSR Group (Metalle, seit März 2025) und Saint-Gobain Glass (Recycling von Flachglas, seit April 2025) erweitern die Aktivitäten auf Metalle und Glas. Damit werden Post-Consumer-Materialien direkt von Baustellen zurückgeführt, Stoffströme erfasst und hochwertige Recyclingrohstoffe bereitgestellt – inklusive logistischer Konzepte, Nachweise und Zertifikate für Auftraggebende.
Schüco versteht Circular Economy nicht nur als recyclinggerechtes Produktdesign und die notwendige Bedingung in Richtung CO2 neutrale Gebäude, sondern als umfassenden Wandel entlang der gesamten Wertschöpfungskette für eine nachhaltige Bauindustrie.