Der Autor
Peter BachmannGesellschafter, CircularSkills GmbH
Welche Materialien, Planungsmethoden und Techniken sorgen dafür, dass zirkuläres Bauen realistisch wird?
Schon lange spricht die Branche darüber: Über Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Gebäude, Materialien, die nicht im Müll enden. Jetzt muss es ernst werden!
Warum? Weil wir an einem Punkt sind, an dem wir entscheiden müssen, ob wir wirklich etwas ändern – oder ob wir einfach nur mit neuen Zertifikaten das Alte weiterführen. Vielleicht hängen wir unbewusst noch an diesen Geschäftsmodellen.
Die Bauwirtschaft, der Handel und die Immobilienbranche stehen vor einer radikalen Transformation. Nicht, weil wir es wollen – sondern weil es wirtschaftlich und für eine funktionierende Zukunft unumgänglich wird.
Von der Vision zur Realität: Wer setzt es um?
Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft sind bekannt. Aber wer setzt sie tatsächlich um?
Der Architekt? Er kann nur mit den Produkten planen, die ihm angeboten werden. Der Handwerker? Er verbaut, was auf der Baustelle ankommt – Fügetechniken sind für ihn kein ESG-Thema, sondern Alltag.
Der Hersteller? Braucht die Unterstützung des Handels zur Distribution der innovativen Produkte auf die Baustellen.
Der Händler? Er liefert das, was nachgefragt wird – aber wo bleibt die Rücknahme?
Der Investor? Er braucht Sicherheit, dass die Konzepte bezahlbar, planbar und praxistauglich sind und langfristig tragen.
Das Problem ist nicht fehlendes Wissen. Das Problem ist die Anschlussfähigkeit.
Wie schaffen wir es, dass alle Beteiligten in einem funktionierenden Kreislaufsystem zusammenarbeiten?
InaraSuites: Ein Leuchtturmprojekt für gelebte Kreislaufwirtschaft
Das es funktioniert, zeigt das Projekt InaraSuites. www.inarasuites.de
In diesem realisierten Pilotprojekt wurde nicht über Kreislaufwirtschaft geredet – sondern sie gebaut.
✔ Mehr als 20 namhafte Hersteller haben das Projekt unterstützt und ihre Produkte für eine Kreislaufwirtschaft optimiert.
✔ Die Fügetechniken wurden so gewählt, dass Materialien ohne Qualitätsverlust rückgebaut werden können.
✔ Der TaxonomieScan wurde aus den Erkenntnissen dieses Projekts entwickelt, um Produkte schneller und kostengünstiger bewerten zu können.
✔ Die Ergebnisse aus InaraSuites fließen bereits in viele Folgeprojekte ein – weil sie messbar sind und wirtschaftlich Sinn ergeben.
✔ Wichtig: Die Innovationslücken sind transparent und offen kommuniziert. Das befördert Innovationen bei den folgenden Projekten.
Die InaraSuites haben bewiesen: Kreislauffähige Gebäude sind mehr als ein theoretisches Konzept – sie sind Realität. Und trotzdem braucht es weitere Innovation, die auf der Baustelle ankommt und umgesetzt wird.
Die EU-Taxonomie: Eine Blaupause für die Zukunft
Oft wird die EU-Taxonomie als bürokratisches Monster wahrgenommen. In Wahrheit ist sie eine der klügsten und durchdachtesten Strategien, die wir haben.
Warum? Weil sie nicht nur Umweltziele setzt, sondern ein messbares, wirtschaftlich sinnvolles Modell für Transformation schafft. Und das als Querschnittsaufgabe in folgenden Bereichen:
✔ Materialgesundheit – Weil ungiftige, langlebige Materialien nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch wirtschaftlich sinnvoller sind.
✔ Kreislaufführung – Weil Rohstoffe nicht verbraucht, sondern genutzt werden müssen, wenn wir unabhängig bleiben wollen.
✔ CO₂-Fußabdruck – Weil Gebäude zu den größten Verursachern von Emissionen gehören – und wer hier spart, spart doppelt: bei den Kosten und der Umweltbilanz. ✔ Biodiversität – Weil Bauprojekte nicht nur den Boden versiegeln, sondern auch ökologische Systeme zerstören oder schützen können.
✔ Soziale Verantwortung – Weil ein zirkulärer Wandel nur funktioniert, wenn er fair und sozial gerecht gestaltet wird.
Die Taxonomie macht all das nicht nur sichtbar – sie schafft eine wirtschaftliche Grundlage dafür, dass Nachhaltigkeit nicht die Ausnahme, sondern der Standard wird.
Jetzt ist die Zeit, das System neu zu denken.
Wir haben eine Wahl: Warten wir darauf, dass neue Vorschriften uns irgendwann zum Handeln zwingen? Oder gestalten wir die Regeln jetzt mit, sodass sie wirtschaftlich tragfähig und praktisch umsetzbar sind?
Das bedeutet:
Diskutieren Sie mit. Handeln Sie mit.
Dieser Jahreskongress wird anders sein. Hier geht es nicht darum, was irgendwann möglich wäre. Es geht darum, was wir jetzt tun müssen.
Ich freue mich auf einen offenen Austausch, auf harte Diskussionen und auf die Frage, die am Ende wirklich zählt:
Sind wir bereit für den nächsten Schritt – oder reden wir in fünf Jahren immer noch über dieselben Probleme?
Treffen wir uns in München – und machen wir Kreislaufwirtschaft endlich zu einem umsetzbaren Standard.
Peter Bachmann ist Gesellschafter der CircularSkills GmbH www.circularskills.earth. Mit nahezu 40 Jahre Erfahrung in leitenden Positionen in der Bauwirtschaft, zuletzt als Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer der Sentinel Haus Institut GmbH, bringt er sich leidenschaftlich ein für eine zukunftsfähige Bau- und Immobilienwirtschaft.