Der Autor
Michael HolewaKey Account Manager, MVV Enamic
Viele Pflegeeinrichtungen haben schon Effizienzmaßnahmen umgesetzt, um steigenden Energiekosten entgegenzuwirken. Oft handelt es sich dabei um “low hanging fruits”, also Einsparungen durch einfach und kurzfristig realisierbare Einzelmaßnahmen. Diese sind anfangs sehr wirkungsvoll, im Nachhinein erweisen sich manche jedoch als wenig optimal, im schlechtesten Fall sogar als Fehlinvestition.
Der Grund: Das Thema Energie ist komplex und betrifft viele Bereiche von Pflegeeinrichtungen. Veränderungen wirken sich meist über mehrere der Sektoren Strom, Wasser und Wärme aus. Zudem variieren die gesetzlichen Anforderungen im Zuge einer Dachsanierung oder eines Heizungstauschs in Verbindung mit möglichen nationalen und regionalen Förderprogrammen von Bundesland zu Bundesland. Deshalb ist es entscheidend, alle großen Energieverbraucher und Energieträger einer Einrichtung bzw. eines Quartiers zusammen zu betrachten und Maßnahmen in einer langfristigen Planung aufeinander abzustimmen.
Langfristige Planung der Transformation
Der erste Schritt sollte immer darin bestehen, den Ist-Zustand zu erfassen und den Soll-Zustand zu definieren. Denn nur wenn bekannt ist, wann und wo wie viel Energie benötigt wird, lassen sich zielgerichtete Maßnahmen definieren. Dabei ist es entscheidend einzukalkulieren, was mit dem Gebäude in den nächsten 10 - 20 Jahren passieren soll. Ist beispielsweise eine Aufstockung oder ein Anbau geplant oder eine Dachsanierung nötig? Zudem spielt eine Rolle, welche Dienstleistungen künftig angeboten werden.
Auf dieser Basis kann die Energieeffizienz gezielt und nachhaltig gesteigert werden. Hierfür sollten auch kreative Möglichkeiten in Betracht gezogen werden, etwa das Heizen von Räumen mit Abwärme, die z. B. in der Küche oder der Wäscherei anfällt. Durch das Vermeiden von Lastspitzen lassen sich die Gas- und Stromkosten relativ einfach reduzieren. Der nächste Schritt besteht darin, im Hinblick auf den zukünftigen Bedarf klimaschädliche Energieträger durch klimafreundlichere oder klimaneutrale Alternativen zu ersetzen. Die Elektrifizierung spielt dabei die Hauptrolle, weil sich Strom am einfachsten CO2-frei gewinnen lässt. Alternativ kann auch ein Fuel-Switch interessant sein, also der Austausch fossiler Brennstoffe durch klimafreundlichere Primärenergieträger wie Biomasse oder Biomethan.
Aktuell sind viele Lösungen in der Diskussion: Wärmepumpen mit Nutzung unterschiedlicher Quellen, Eisspeicher oder Biomasse. Je nach Status des kommunalen Wärmeplans kann auch Nah-/Fernwärme eine interessante Option sein. Um sich über diese Lösungen zu informieren oder ein Angebot einzuholen, wenden sich Energieverantwortliche meist an die Anbieter entsprechender Anlagen. Sie sind Experten, was die Technologie und Einsatzbereiche ihrer Anlagen angeht, haben in der Regel aber keinen technologieoffenen Blick auf die gesamte energetische Situation der jeweiligen Pflegeeinrichtung.
Nicht nur technologisch, auch wirtschaftlich gibt es viele Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Sie reichen von der optimalen Nutzung von Förderprogrammen bis zu Energiedienstleistungsmodellen.
Erst wenn die Investitions- und zukünftigen Betriebskosten unter Berücksichtigung möglicher Förderprogramme und im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben feststehen, gilt es die nächsten Schritte zu planen: Die Anerkennung der Investitionen als betriebsnotwendige Kosten und die Sicherstellung, dass diese die Angemessenheitsgrenzen des örtlichen Trägers nicht überschreiten.
Fazit
Die Energiewende ist ebenso komplex wie die individuelle Situation jeder Pflegeeinrichtung. Und eine Entscheidung für eine Anlage bzw. Technologie bindet eine Einrichtung meist langfristig. Deshalb sollte diese mit einem umfassenden Verständnis sowohl für die energetische Situation der Einrichtung und die Entwicklung von Energie- und CO2-Preisen, staatlicher Vergünstigungen und Regelungen, als auch für die technischen Möglichkeiten getroffen werden. Viele Betreiber von Pflegeheimen stoßen damit an ihre fachlichen und personellen Grenzen. Ein Energiedienstleister, der über das Know-how zu allen Technologien verfügt und lösungsneutral berät, kann sie vor Fehlentscheidungen bewahren und dabei unterstützen, Ökologie und Ökonomie perfekt zu verbinden.
Das Event zum Thema: Jahreskongress Wohnen und Pflege im Alter
Vortrag: „Die Herausforderungen der Energiewende für Pflegeeinrichtungen gemeinsam meistern – von der Analyse bis zur Umsetzung“ von Michael Holewa (MVV Enamic) und Mary Zahner (BFE Institut für Energie und Umwelt)
Mittwoch, 19. März 2025, 13:45 Uhr
Kontakt:
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