Der Autor
Ingo StevesManaging Partner Logistics, Swiss Life Asset Management
Eine Studie des Fraunhofer Instituts zeigt: Mit einem Neubauvolumen von rund 250.000 Quadratmetern kletterte die Region Hannover von Platz 14 im Jahr 2022 auf Platz 2 im Jahr 2023. Die für die Jahre 2024 bis 2026 geplanten Projekte summieren sich der Wirtschaftsförderung Hannover zufolge auf rund 440.000 Quadratmeter Hallenfläche.
Wie in vielen Ballungsräumen ist die Nachfrage nach modernen und flexiblen Logistikimmobilien hoch. Insbesondere der E-Commerce war in den vergangenen Jahren ein wichtiger Nachfragetreiber. Auch wenn sich das Umsatzwachstum in diesem Bereich nach dem pandemiebedingten Boom verlangsamt und stabilisiert hat, wird der Nachfragedruck des Onlinehandels weiterhin maßgeblich für die Flächennachfrage auf dem Logistikimmobilienmarkt sein. Mittelfristig dürfte auch die Nachfrage nach Hallenflächen in ganz Deutschland grundsätzlich wieder anziehen.
Die Attraktivität der Region Hannover zeigt sich insbesondere in den Spitzenmieten: Sie sind bis Ende 2023 deutlich um 40 Cent auf 6,20 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Dieser Trend setzte sich im ersten Halbjahr 2024 mit einer Spitzenmiete von 6,40 Euro pro Quadratmeter fort. Moderne und hochwertig ausgestattete Objekte in zentralen Lagen können auch noch deutlich höhere Mieten erzielen.
An der Schnittstelle Europas
Vor allem die Lage der niedersächsischen Landeshauptstadt erweist sich für Logistikunternehmen als entscheidender Vorteil: Hannover liegt an einem zentralen Schnittpunkt nationaler und internationaler Verkehrsachsen. Vier Bundesautobahnen (A 2, A 7, A 37 und A 352) sowie die Nähe zu drei norddeutschen Seehäfen (Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven) bieten ideale Voraussetzungen für den innerdeutschen und europaweiten Güterverkehr. Der Flughafen Hannover verfügt zudem über eine 24-Stunden-Betriebserlaubnis und ist damit ein wichtiger Umschlagplatz für Luftfracht.
Nachhaltige Flächenpolitik als Antwort auf Raumnot
Die Logistikregion Hannover verbindet diese optimale Lage in Europa mit einer soliden Infrastruktur und der stetig wachsenden Nachfrage nach Logistikimmobilien. Sie ist damit ein wichtiger Standort für Unternehmen, die den deutschen und europäischen Markt effizient beliefern wollen. Doch wie viele attraktive Ballungsräume in Deutschland hat auch die Region Hannover mit Flächenknappheit zu kämpfen. Vor allem das Angebot großflächiger Areale ist begrenzt: Grundstücke in der Region sind oft nicht größer als 50.000 Quadratmeter, was Großansiedlungen erschwert.
Die Politik hat auf diese Herausforderung mit einer nachhaltigeren Flächenpolitik reagiert: Neben einer sparsamen und gezielten Neuausweisung von Flächen setzen die Kommunen verstärkt auf die Revitalisierung von Industriebrachen. Statt neue Flächen auf der grünen Wiese auszuweisen und zu versiegeln, sollen Gewerbeflächen gezielt gesichert und integrierte
Lösungen erreicht werden. Damit ist die Brownfield-Entwicklung verstärkt in den Fokus der im Raum Hannover aktiven Entwickler gerückt. Dadurch kann nicht nur der Flächenknappheit entgegengewirkt, sondern es können auch Lücken im Stadtbild geschlossen werden.