Der Autor
Dr.-Ing. Johannes FüttererCEO, aedifion
Die politischen Vorgaben zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels sind ambitioniert, aber letztlich alternativlos. Die UN-Agenda 2030 und das Übereinkommen von Paris geben den globalen Rahmen vor. Die regulatorischen Weichenstellungen erfolgen auf europäischer Ebene im Rahmen des „European Green Deal“. Mit Initiativen wie der überarbeiteten EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) oder der Taxonomieverordnung werden einheitliche Standards gesetzt, die langfristig nicht nur Umwelt und Wirtschaft stärken, sondern im Sinne des ESG-Dreiklangs auch soziale Prinzipien und verantwortungsvolle Unternehmensführung fördern sollen. In Deutschland verpflichtet das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) die Immobilienbranche zum Handeln auf nationaler Ebene.
Das alles mag auf den ersten Blick herausfordernd erscheinen, aber langfristig betrachtet geben die hier in aller Kürze beschriebenen Tatsachen der Branche den notwendigen „Push“, um Investitionen zu sichern und den Übergang zu einer nachhaltigen Bau- und Immobilienwirtschaft zu fördern.
Klar ist aber auch: Von alleine wird nichts passieren. Wer jetzt nicht beherzt handelt, läuft Gefahr, sich auf ein sinkendes Schiff zu begeben und riskiert neben den eigenen Klimazielen auch den Wert seines Portfolios. Dabei ist es gar nicht so kompliziert. Das einzige, was es braucht, ist Klarheit über die technologischen Möglichkeiten und einen konkreten Fahrplan mit den richtigen Digitalisierungspartnern an Bord.
Schritt 1: Den Fokus auf das legen, was bereits besteht
Beginnen wir mit dem eigentlichen Fokus. Er sollte auf den Bestandsgebäuden liegen. Denn diese machen nicht nur den größten Teil unseres Gebäudebestands bis 2050 aus, sondern bergen auch das größte Optimierungspotenzial. Dabei sollte jedes Gebäude zunächst auf seine Energieeffizienz und technische Ausstattung hin bewertet werden.
In den meisten Fällen zeigt sich, dass es nicht die großen Investitionen und Sanierungen sind, die den Unterschied machen, sondern eine gezielte Optimierung dessen, was bereits vorhanden ist. Und das ist in der Regel die ineffiziente Gebäudetechnik, also zum Beispiel Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen, aber auch Beleuchtungs- und Verschattungssysteme.
Schritt 2: Intelligente Gebäudetechnologien und KI einsetzen
KI-basierte Gebäudetechnologien helfen, die verbrauchsintensiven „Pain Points“ im Gebäude zu identifizieren, Einsparpotenziale zu erkennen, die Effizienz der Anlagen zu verbessern und für eine gesunde Raumluftqualität zu sorgen. Eine umfassende Datenbasis ist dafür das Fundament.
Geeignete Cloud-Plattformen zur digitalen Betriebsoptimierung lassen sich ohne großen Aufwand in jedem Gebäude implementieren. Sie erkennen automatisiert Ineffizienzen und geben KI-gestützte Handlungsempfehlungen zur Betriebsoptimierung. Mit der patentierten Softwarelösung von aedifion erfüllen Eigentümer sogar automatisch die GEG-Anforderungen an einen energieeffizienten Anlagenbetrieb und ein digitales Energiemonitoring. In Kombination mit einer autonomen Anlagenregelung sind auf diese Art Energie-, Kosten- und CO2-Einsparungen von bis zu 40 Prozent möglich.
Was diese modernen Technologien ebenfalls ermöglichen ist Demand Side Management, also die gezielte Steuerung des Strombezugs auf Basis von Marktsignalen. So können Eigentümer nicht nur beruhigt auf erneuerbare Energien umsteigen, sondern auch Kosten sparen und unser Energiesystem schon heute massiv entlasten.
Schritt 3: Datenbasierte Investitionsentscheidungen treffen
Erst im letzten Schritt sollten weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel Teilsanierungen, in Betracht gezogen werden. Denn die im Rahmen der digitalen Betriebsoptimierung erhobenen Daten sind nicht nur eine hervorragende Arbeitsgrundlage für ESG-Monitoring- und Reporting-Plattformen, sondern machen fundierte Entscheidungen zur weiteren Dekarbonisierung überhaupt erst möglich.
Der Weg der Immobilienbranche zum 1,5-Grad-Ziel mag anspruchsvoll erscheinen, doch mit der richtigen Digitalisierungsstrategie ist er gut zu bewältigen. Die regulatorischen Rahmenbedingungen sollten dabei als Chance gesehen werden. Mit einer klaren Strategie und pragmatischen Maßnahmen können wir die Transformation erfolgreich gestalten und den Kurs sicher in eine nachhaltige Zukunft steuern.
Die entsprechenden Technologien sind bereits vorhanden und erfolgreich erprobt. Jetzt liegt es an uns, die Gelegenheit zu nutzen!