Der Autor
Manuel GerlachHead of Sales, Recogizer Group GmbH
„Überall wird nach Nachhaltigkeitsmaßnahmen gefragt, nach Zertifikaten und nach Energieeffizienz. Mietern, die gewerblich tätig sind, ist die Nachhaltigkeit sehr wichtig geworden“, sagt Melissa Mikulic, ESG-Managerin bei der Zurich Gruppe Deutschland.
Was Melissa Mikulic aus der Sicht eines Immobilienunternehmens und Vermieters formuliert, wird auch uns in unserem Arbeitsalltag häufig berichtet, teilweise von den Mietern direkt. Sie haben einen großen Bedarf an nachhaltigen und energieeffizienten Flächen. Und das aus mehreren Gründen.
Der, der auf der Hand liegt: Jedes Unternehmen hat Interesse an niedrigen Betriebskosten. Je weniger für Gas für die Heizung und Strom für die Kühlung und Lüftung bezahlt werden muss, desto besser. Zusätzlich müssen manche (ESG-)Reportingpflichten erfüllen. Andere wiederum kümmern sich um einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz, um damit auf ihr Employer Branding einzuzahlen. Mehr und mehr Menschen wollen für einen Arbeitgeber tätig sein, dem ökologische Belange nicht egal sind.
Der Bedarf an nachhaltigen und hochwertigen Büroflächen ist hoch – das Angebot aber zu niedrig: „Bereits heute gibt es eine Unterdeckung. Und es befinden sich zu wenige Projekte in der Pipeline, um die steigende Nachfrage nach energieeffizienten und emissionsarmen Büroflächen zu bedienen”, sagt Hela Hinrichs, Senior Director JLL EMEA Research & Strategy. “Ohne erhöhte Nachrüstungsbemühungen der Immobilieneigentümer wird die Lücke von Jahr zu Jahr größer.”
Die JLL-Studie „The Green Tipping Point“ aus diesem Jahr zeigt: Selbst im Vergleichsgewinner Berlin wird der Nachfrageüberhang im Jahr 2030 31 Prozent betragen. Am dramatischsten sieht die Situation in Frankfurt aus. Hier beträgt der Wert 87 Prozent.
Tatsächlich ist Nachhaltigkeit inzwischen zu einem der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl des Büro-Standortes geworden. In der Büronutzer-Umfrage 2023 von CBRE wurden europäische Unternehmen befragt, wie sie sich ihre ideale Büro-Umgebung vorstellen. Das Ergebnis:
Für 55 Prozent der Befragten sind nachhaltige Gebäudemerkmale und der nachhaltige Betrieb wichtig. Zwei Jahre vorher hatten diese Kriterien nur 37 Prozent der Befragten genannt. Das Kriterium Nachhaltigkeit ist also nicht nur absolut gesehen schon überaus relevant, sondern wird zudem immer wichtiger.
Immobilienunternehmen profitieren, wenn sie zufriedene Mieter haben, weil sie erstmals einziehen oder ihren Mietvertragen verlängern. Doch darüber hinaus gibt es weitere mögliche direkte Vorteile beziehungsweise indirekte durch Vermeidung von Risiken, wenn ein Gebäude energieeffizient ausgerichtet ist.
Das Immobilienunternehmen LaSalle hat hierfür die Begriffe „Accretive value drivers“ und „Defensive value protectors“ entwickelt.
Wenn Immobilienunternehmen attraktive Flächen anbieten, können sie sie leicht und im besten Fall sehr profitabel vermieten. Wird ihr Angebot jedoch als wenig hochwertig empfunden, sinkt das Interesse.
Melissa Mikulic von der Zurich Gruppe Deutschland: „Immobilienunternehmen stehen im Wettbewerb. Wenn die Mieter mehrere Büros zur Auswahl haben, die einigermaßen ähnlich sind, dann entscheiden sie sich eher für diese, die zum Beispiel schon eine Ladeinfrastruktur für E-Autos bereitstellen und niedrige Betriebskosten aufweisen.“