Der Autor
Mathias NeumannDipl.-Ing. Maschinenbau, CSO, PAUL Tech AG
Herr Neumann, das neue Gebäudeenergiegesetz und das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung stellen die Immobilienbranche vor große Herausforderungen. Wie sehen Sie die aktuelle Situation?
Die neuen Gesetze erhöhen definitiv den Handlungsdruck in der Branche. Wir sehen das aber als Chance, den notwendigen Wandel voranzutreiben. Die Herausforderung liegt darin, Lösungen zu finden, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll sind. Es geht darum, die Energiewende nicht als Last, sondern als Möglichkeit zur Wertsteigerung zu begreifen.
Wie kann die Branche diese Herausforderungen konkret angehen?
Der Schlüssel liegt in Innovation und Technologie. Wir müssen weg von ideologischen Debatten und hin zu pragmatischen, wirtschaftlichen Lösungen. Es gibt bereits Technologien, die es ermöglichen, Bestandsgebäude kosteneffizient zu optimieren und gleichzeitig den CO₂-Ausstoß drastisch zu reduzieren. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und intelligenter Steuerung können wir beispielsweise die Effizienz bestehender Heizungs- und Warmwasseranlagen erheblich steigern.
Welche Rolle spielt dabei die Wirtschaftlichkeit für Investoren und Eigentümer?
Sie ist absolut zentral. Investoren und Eigentümer suchen nach Lösungen, die eine zukunftssichere Rendite bieten und gleichzeitig das Anlage- und Reputationsrisiko minimieren. Die gute Nachricht ist: Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit schließen sich nicht aus – im Gegenteil. Moderne Technologien ermöglichen es, den Energieverbrauch zu senken und damit Betriebskosten zu reduzieren, während gleichzeitig der Wert der Immobilie steigt. Dieser Wertzuwachs entsteht, weil energieeffiziente Gebäude am Markt zunehmend gefragt sind, bessere Vermietbarkeit aufweisen und durch niedrigere Betriebskosten attraktiver für Mieter und potenzielle Käufer werden. Das schafft eine Win-Win-Situation für Eigentümer, Mieter und die Umwelt.
Wie sieht es mit den Investitionskosten aus? Viele scheuen ja hohe Anfangsinvestitionen.
Das ist ein wichtiger Punkt. Es gibt innovative Geschäftsmodelle, die es ermöglichen, Energieeffizienzmaßnahmen ohne hohe Anfangsinvestitionen umzusetzen. Zum Beispiel durch Performance-Contracting, bei dem die Investitionskosten durch die erzielten Einsparungen refinanziert werden. So können Eigentümer ihre Gebäude zukunftsfähig machen, ohne das finanzielle Risiko allein zu tragen.
Welche Rolle spielt der Pioniergeist in diesem Kontext?
Pioniergeist ist entscheidend, um die Transformation der Branche voranzutreiben. Wir müssen bereit sein, neue Wege zu gehen und innovative Lösungen zu entwickeln. Das bedeutet auch, partnerschaftlich mit allen Beteiligten zusammenzuarbeiten – von Technologieanbietern über Energieversorger bis hin zu Kommunen und Mietern. Nur so können wir ganzheitliche Lösungen schaffen, die wirklich Wirkung zeigen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Immobilienbranche im Kontext der Energiewende?
Ich bin optimistisch. Die Energiewende bietet enorme Chancen für die Immobilienbranche, sich neu zu erfinden und zukunftsfähig aufzustellen. Durch den Einsatz innovativer Technologien können wir nicht nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, sondern auch neue Wertschöpfungspotenziale erschließen. Die Unternehmen, die jetzt mutig vorangehen und in nachhaltige, wirtschaftliche Lösungen investieren, werden die Gewinner von morgen sein. Die Energiewende im Gebäudesektor ist nicht das Ende der profitablen Immobilienwirtschaft – sie ist der Beginn einer neuen, nachhaltigeren und letztlich erfolgreicheren Ära.