Der Autor
Alexander VeielManaging Director, CBRE GmbH
Gleichzeitig sollten wir die Situation bei Gewerbeimmobilien nicht aus dem Blick verlieren. Denn auch moderne Hallenflächen sind mittlerweile Mangelware. Selbst im weiteren Umland Stuttgarts wird es immer schwieriger, geeignete Flächen zu finden. Die hohe Nachfrage konzentriert sich dabei nicht nur auf einzelne Hallen, sondern zunehmend auch auf kombinierte Nutzungen wie Hallen mit integrierten Büroflächen in Gewerbeparks. Interessant ist außerdem, dass sich der Bürovermietungsmarkt seit der Pandemie zwar abgeschwächt hat, die Nachfrage nach zertifiziert nachhaltigen Büros mit Gold- oder Platin-Plakette in der Stuttgarter Innenstadt aber nach wie vor hoch ist. Gleichzeitig baut sich in den Teilmärkten außerhalb der Zentren ein zunehmender Leerstand an Büroflächen auf.
Um den zunehmenden Herausforderungen des Wohnungs- und Gewerberaummangels wirksam zu begegnen, sind innovative Ansätze erforderlich. So können beispielsweise durch gezielte Nachverdichtung in zentralen Lagen mehr Menschen in bestehenden städtischen Strukturen untergebracht werden. Zudem sind die derzeitigen Baugenehmigungsverfahren oft langwierig und komplex. Eine Straffung dieser Verfahren könnte den Wohnungsneubau beschleunigen.
Eine zentrale Maßnahme, um den Anforderungen des Gewerbemarktes gerecht zu werden, ist die Ausweisung neuer Gewerbeflächen in den Teilmärkten, um den Bau von Hallen zu ermöglichen. Durch die Bereitstellung zusätzlicher Flächen kann die Ansiedlung von Unternehmen in weniger zentralen Lagen gefördert werden, was zu einer Entlastung der Kernbereiche und zu einer wirtschaftlichen Belebung der Teilmärkte beitragen kann. Zudem können durch eine strategische Clusterung der Gewerbegebiete rund um Stuttgart Spezialgebiete für bestimmte Branchen geschaffen werden.
Diese Ansätze erfordern zwar eine umfassende Planung und Koordinierung zwischen verschiedenen Akteuren, einschließlich lokaler Behörden, Entwicklern und Unternehmen, ihre Umsetzung könnte jedoch dazu beitragen, den Druck auf die Stadtzentren zu verringern und eine ausgewogene Entwicklung zu fördern, die den Bedürfnissen von Industrie, Handel und Bewohnern gleichermaßen gerecht wird.
Um Leerstände zu vermeiden, muss die Entwicklung von Büroflächen überlegt erfolgen. In Weilimdorf, einem Stuttgarter Stadtbezirk, wurde beispielsweise die Entscheidung getroffen, bestehende Hallenflächen zurückzubauen und durch reine Bürogebäude zu ersetzen. Diese Umstrukturierung hat jedoch nicht den gewünschten Effekt gebracht, sondern zu einem Anstieg der Leerstände geführt.
Um die Attraktivität von Büroteilmärkten wie in Weilimdorf, aber auch in Vaihingen-Möhringen, Leinfelden-Echterdingen oder Fasanenhof gegenüber dem Stadtzentrum zu erhöhen, sollten zusätzliche Dienstleistungen und Infrastrukturen geschaffen werden. Ergänzende Angebote wie Gastronomie, Einzelhandel, Kindertagesstätten sowie Sport- und Freizeiteinrichtungen können wesentlich zur Steigerung der Wohn- und Arbeitsqualität beitragen. Durch die Schaffung dieser zusätzlichen Angebote wird eine Gemeinschaft gefördert, die in der Lage ist, Wohnen und Arbeiten miteinander zu verbinden. So können diese Gebiete eine echte Alternative zur Stadt sein, indem sie sowohl wirtschaftlichen als auch sozialen Bedürfnissen gerecht werden.