Interview mit Stefan Rohrmus, Senior Expert Sustainability, Schüco International KG

How to: Nachhaltigkeit fest in die Unternehmensstrategie integrieren

Stefan Rohrmus spricht mit Alicia Haas darüber, wie Nachhaltigkeit bei Schüco als fester Bestandteil der Unternehmensstrategie integriert wird und wie dies in Produkten, Lösungen, Materialien sowie Herstellungsprozessen umgesetzt wird.

Stefan Rohrmus 16. Mai 2024
Nachhaltigkeit fest in die Unternehmensstrategie integrieren
Quelle: shutterstock

Heuer Dialog: Wie integriert Schüco den Ansatz des kreislaufgerechten Bauens in seine Unternehmensstrategie?

Stefan Rohrmus: Für Schüco ist Nachhaltigkeit schon seit Jahren fester Bestandteil der Unternehmensstrategie. Und als wesentlicher Teil davon insbesondere die Zirkularität unserer Produkte. In einer Welt, die maßgeblich immer noch von der linear economy (take, make, waste) bestimmt wird, verfolgen wir bereits seit Jahren, unsere Systeme zunehmend nach den Prinzipien der circular economy (make/remake, use, repeat) zu entwickeln.
Hieraus entstehen auch Ideen für neue Geschäftsfelder, die wir ausbauen wollen. Dabei stellen wir aber auch fest, dass der einzelne Bauprodukte-Hersteller alleine an Grenzen stößt. Zum einen müssen die Dinge in Ihrem Zusammenspiel aller Akteure und Gewerke am Bau gedacht werden, nicht nur aus der Einzel-Falloptimierung heraus.
Zum anderen müssten sich Rahmenbedingungen im Bausektor ändern, damit kreislaufgerechtes Bauen am Ende nicht nur nachhaltiger, sondern auch rentabler ist als konventionelles Bauen. Ich denke hier an entsprechende Regulatorik, die Anreize für Investitionen in zirkuläre Produktstrategien und die Einrichtung geschlossener Stoffkreisläufe schafft.

HD: Welche spezifischen Produkte und Lösungen bietet Schüco an, um den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft zu entsprechen?

SR: Auf Produktebene hat Schüco schon 2014 die ersten, nach dem Designprinzip von Cradle to Cradle (C2C) entwickelten, Systeme vorgestellt. Seither ist unser System-Portfolio an C2C-zertifizierten Produkten stetig gestiegen. Es umfasst heute fast alle unsere Fenstersysteme, Fassadensysteme, sowie Türen-, Schiebe- und Brandschutzsysteme.
Bei C2C geht es im Kern um die Unbedenklichkeit der verwendeten Werkstoffe für Mensch und Natur, der Recyclingstrategie dahinter, sowie Anforderungen an eine verantwortungsvolle und umweltgerechte Beschaffung und Herstellung.
Dabei gehen wir heute schon deutlich über gesetzlich und normativ geforderte Standards hinaus.
Gerade entwickeln wir z.B. ein Tool, mit dem unsere Konstrukteure schon in der frühen Entwicklungsphase auf Knopfdruck die Zirkularitätsleistung eines neuen Produktes bewerten können.

HD: Wie werden Materialien oder Herstellungsprozesse berücksichtigt, um die Kreislauffähigkeit von Schüco Produkten zu verbessern?

SR: Wir orientieren uns an den Prinzipen der sogenannten R-Strategien. Also: rethink, reduce, redesign, reuse, repair, recycling, recover. Wie schon gesagt, hier sind uns zum Teil Grenzen auferlegt für ein rentables Produkt. Andererseits erfüllen unsere Fenstersysteme heute schon einige dieser Anforderungen.
Wir fordern bereits heute von unseren Lieferanten eine sehr weitgehende Freiheit von Schadstoffen in ihren Vorprodukten. Grundvoraussetzung für späteres Recycling. Für unsere Konstruktion gilt der Grundsatz: möglichst sortenreine Materialien einsetzen, auf Trennbarkeit und damit Reparaturfreundlichkeit achten, Materialreduktion ohne Funktionsbeeinträchtigung, zunehmender Bezug von low carbon Produkten (d.h. mit niedrigem CO2e-Wert).

HD: Arbeitet Schüco International mit anderen Unternehmen, Forschungseinrichtungen oder Regierungsbehörden zusammen, um kreislaufgerechtes Bauen voranzutreiben? Wenn ja, wie sieht diese Zusammenarbeit aus?

SR: Wie schon gesagt, erreichen wir als mittelständisches Unternehmen in der Branche einiges nur im Schulterschluss mit allen Akteuren und Partnern. Über die Arbeit in Verbänden hinaus suchen wir Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Unternehmen, die dasselbe Ziel verfolgen, und sind in Initiativen und Nichtregierungsorganisationen aktiv, welche Standards schaffen für z.B. verantwortliches Sourcing oder einheitliche Methodiken zur Bewertung von Nachhaltigkeitsleistungen eines Produktes.

Der Autor
Stefan Rohrmus
Senior Expert Sustainibility, Schüco

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