Der Autor
Dr. Andreas WagnerHead of ESG Germany, HypoVereinsbank (HVB)
Während sich Verbrauchs- und Nutzungsgewohnheiten für viele Produkte rasant verändern, prägen Rohstoff- und Energieunsicherheit, disruptive Technologiesprünge, Inflation und Fachkräftemangel, aber auch geopolitische Erschütterungen das Geschäftsklima, in dem Unternehmen ihre Zukunftsstrategien entwickeln.
Gesetzgeber, Verbraucher:innen, Kapitalgeber und die breite Öffentlichkeit drängen darauf, dass Unternehmen ihren Status Quo in ökologisch und gesellschaftlich nachhaltige Geschäftsmodelle transformieren. Auch kleinere und mittlere Unternehmen müssen künftig berichtspflichtige Strategiepfade zur Treibhausgasneutralität ihrer Fertigungsprozesse und Produkte, zu Kreislaufwirtschaft und Rohstoffmanagement aufzeigen. Das bedeutet zusätzliche Kosten und erfordert hohe Investitionen.
Es stellt sich die Frage, wie eine nachhaltige Transformation auch hinsichtlich künftiger Finanzierungsformen zu stemmen ist. Lassen sich Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg im Unternehmen miteinander verbinden und können Finanzinvestitionen in einen nachhaltigen Unternehmenssektor vorzeigbare Renditen auch für Anleger:innen bieten? Investor:innen haben erkannt, wie wichtig nachhaltige Geschäftsmodelle geworden sind und engagieren sich immer öfter als Kapitalgeber:innen.
Die mit Sustainable erarbeitete HVB-Studie „Ökonomie der Nachhaltigkeit“ identifiziert folgende Voraussetzungen für den Erfolg nachhaltiger Geschäftsmodelle:
Maßgeblich ist die strategische Auseinandersetzung mit der Entwicklung transformativer Technologien, etwa rund um Wasserstoff-, Batterie- oder andere Speichertechnologien, und deren Integration in die operativen Abläufe. Der Einstieg in nachhaltige Geschäftsmodelle gelingt umso leichter, je entwickelter der Standort hinsichtlich der Verfügbarkeit erneuerbarer Energiequellen ist. Der Erfolg wird zudem von Netzwerk-Partnern abhängen, mit denen sich Recycling- und Rohstoffströme im Sinne einer Kreislaufwirtschaft aufbauen lassen. Noch mehr Bereitschaft zu vernetztem Denken und Risikobereitschaft angesichts nicht durchgehend ausgereifter Technologien wird damit von den Unternehmen gefordert. Eine wichtige Rolle als Innovationstreiber werden zudem Kooperationen mit Greentech-Unternehmen einnehmen.
Viele kleine und mittelgroße Unternehmen müssen ab 2026 jährlich über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten berichten. Das hat die Erfassung und Aufbereitung der für dieses Reporting erforderlichen Daten beflügelt und vielen Unternehmer:innen die Vorteile eines standardisierenden ESG-Ratings verdeutlicht. Denn die Gewährung „grüner“ Finanzierungen und die staatliche Förderungspraxis werden immer stärker auf die Vergleichbarkeit von ESG-Ratings setzen. Die daran orientierte Kapitalvergabe wird sich als Standard durchsetzen, etwa in Form „grüner“ Fremdkapitallösungen. Die unterschiedlichen Kapitalgeber – Kreditinstitute, Vermögensverwalter:innen, Private-Equity-Firmen oder Investment-Fonds – brauchen Transparenz, wo einzelne Unternehmen bei der Transformation ihrer Geschäftsmodelle stehen, sowohl hinsichtlich der jeweiligen Risikoprofile als auch des betriebswirtschaftlichen Erfolgs und neuer Renditechancen. Sie werden damit zum zentralen Transformationsimpuls für den Unternehmenssektor, der konventionelle Finanzierungen zum Auslaufmodell macht.
Mögliche Zukunftstrends über Energiequellen, Rohstoffeinsatz und Verbrauchertrends müssen schon heute rational so analysiert werden, dass damit Investitionsentscheidungen für nachhaltig tragfähige Geschäftsmodelle getroffen werden können – und die Gefahr minimiert wird, als Verlierer hervorzugehen. Die Transformation lässt sich profitabel gestalten, wenn Unternehmen im Zuge des Umbaus von Wirtschaft und Kapitalmärkten die vielfältig gebotenen Potenziale für den Aufbau nachhaltiger Geschäftsmodelle richtig und vor allem rechtzeitig nutzen.
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