Der Autor
Christopher KunzeGeschäftsführer, BayernCare GmbH
Das Gebot der Stunde scheinen Seniorenquartiere zu sein. Sie vereinen unterschiedliche Nutzungsarten auf einem Areal: vom barrierefreien und betreuten Wohnen mit Service-Angeboten über die ambulante Pflege und Tagespflege bis hin zur teilstationären und vollstationären Pflege. Im Idealfall wird das Quartier durch Arztpraxen, Einzelhandels- und Dienstleistungsangebote des täglichen Bedarfs sowie durch Freizeitangebote ergänzt. Einmal eingezogen, kann man hier getrost alt werden und findet Hilfen für die zunehmende Bedürftigkeit. Doch solche Quartiere funktionieren nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Ein Blick über den großen Teich auf Sumter County im US-Bundesstaat Florida zeigt, welche Formen eine solche auf eine einzige Altersgruppe fokussierte Community annehmen kann. Bei der Volkszählung 2010 waren in der häufig als Vorzeigeprojekt bezeichneten US-Gemeinde „The Villages“ rund 90 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner 60 Jahre und älter. Viele Senioren wünschen sich aber gerade die Teilnahme am „normalen“ Leben. Seniorenquartiere sollten daher möglichst zentral liegen und eine gute Nahversorgung sowie Anbindung an den ÖPNV ermöglichen, damit sie sich nicht zu isolierten Seniorensiedlungen entwickeln.
Eine Alternative zum Seniorenquartier ist die Integration von seniorengerechten Wohnkonzepten und Pflegeplätzen in gemischt genutzte Quartiere. Hier kommen verschiedene Nutzungsformen wie Wohnen, Einzelhandel, Büro und Dienstleistung zusammen und bieten damit heterogene Strukturen und eine Durchmischung. Beispielhalft hierfür ist unsere Entwicklung innerhalb der Rosenheimer LOKHÖFE. Wir realisieren hier Seniorenwohnungen und eine Pflege-Einrichtung in unmittelbarer Nachbarschaft zu studentischem Wohnen. Darüber hinaus entstehen in dem innerstädtisch liegenden Quartier ein Hotel, Einzelhandel und Büroflächen, die von unserem Partner, der S&P Commercial Development realisiert werden. Ein Konzept, das die Senioren in ein lebendiges Umfeld integriert. Ein Fokus sollte also stets auf der Integration von seniorengerechten Wohnangeboten in heterogene Stadtquartiere liegen. Dieser Ansatz hat auch den Vorteil, dass bei sich wandelnden Bedingungen für Nutzer und Eigentümer eine hohe Drittverwendungsfähigkeit der Immobilien gegeben ist. Das vermeidet auf lange Sicht ungewollten Leerstand und stellt die Zukunftsfähigkeit der Stadtquartiere sicher. Auch die Einführung einer Quote für barrierefreien und seniorengerechten Wohnraum bei Quartiersentwicklungen analog zur Quote für geförderten Wohnungsbau wäre eine Überlegung wert. Mit einer solchen „Seniorenquote“ würde der Problematik an fehlendem seniorengerechtem Wohnraum aktiv entgegengesteuert werden.
Der demografische Wandel wirkt sich drastisch auf die Nachfrage nach stationären Pflegeheimen und alternativen Pflegewohnformen in Deutschland aus. In den geburtenstarken Jahrgängen der Jahre 1946 bis 1967 erreicht aktuell ein großer Teil der Babyboomer das Rentenalter und steigert dann in zehn bis fünfzehn Jahren noch einmal erheblich die Nachfrage nach Pflegeleistungen.
Wir werden also verschiedene Lösungen und Konzepte brauchen vom Seniorenquartier über Seniorenwohnen in gemischt-genutzten Quartieren bis hin zum betreuten Wohnen und dem klassischen Pflegeheim, um der großen Nachfrage gerecht zu werden. Entscheidend werden hierbei immer die Standortgegebenheiten sein – in Abhängigkeit von den zugrundeliegenden infrastrukturellen Gegebenheiten.