Wie aus Bildern Planungen entstehen

KI macht Planungen und Prozesse schlank

Eike Becker von Eike Becker_Architekten in Berlin hat sich schon früh mit dem Einfluss von künstlicher Intelligenz auf die Planung und Prozesse der Immobilienwirtschaft beschäftigt.

Eike Becker 13. Oktober 2023
Ki macht Planungen und Prozesse schlank
Quelle: shutterstock

Heuer Dialog: Wie kann KI Ihre Arbeit als Architekten unterstützen?

Eike Becker: Mittlerweile haben wir beim Entwurf eines Innenraumes mit AI gearbeitet und auf der Grundlage von Raumabmessungen, Budget, Farben, Stilen und Möbeltypen Vorschläge machen lassen. Wir haben mit der KI-basierten Technologie namens Computer Vision ziemlich systematische Wohnungsgrundrisse entwickelt und zuckersüße Visualisierungen erstellt. Das entspricht heute nur zum Teil unseren Ansprüchen, entwickelt sich aber in bisher ungekannter Geschwindigkeit weiter.Mithilfe eines Text-to-Image AI Generators von Midjourney, DALL-E 2 oder Stable Diffusion werden in Minuten aus Worten Bilder. Das geht spielerisch. Auf allen Feldern erwarte ich Veränderungen in unserer Arbeitsweise. KI kann aus einem Meer von Bekanntem etwas zusammensetzen und rasend schnell effizienter machen. Machine learning ist eine gute Bezeichnung dafür. Alle Aufgaben, ob eher langweilig oder eher kreativ, werden in Kürze mit der Unterstützung von KI bearbeitet.

HD: Was sind die Chancen, was die Risiken von KI?

Eike Becker. Die gesamten 25.000 Gesetze, Normen und Regeln, die das Bauen in Deutschland vorschreiben, sind jedenfalls in kürzester Zeit hochgeladen. Daraus lassen sich wieder viele nützliche Anwendungen ableiten. Die Ansprüche an Architektur und Städtebau werden immer höher, die Aufgaben immer komplexer und die Immobilienwirtschaft unterläuft diese Erfordernisse immer häufiger. Da können wir KI-Unterstützung gut gebrauchen. Stadtentwicklung, Mobilität, Nachhaltigkeit, Dichte, Soziales Bauen, Modulares Bauen, Cradle-to-Cradle, die Organisation der Zusammenarbeit und der Genehmigungsprozesse könnten durch KI einen großen Schub erfahren und zum Wohle aller vorankommen.

Auch die Entwicklung von Hochhauskernen, Treppenhäusern, die optimierte Verwendung von Baumaterialien, die Reduzierung von Stahl und Beton, die sparsamere Steuerung der technischen Anlagen und die Reduzierung von Technik in Gebäuden wird einfacher. Durch bessere Analyse- und Optimierungsmethoden wird es zu einer deutlichen Reduktion von mechanischer Technik kommen. Ich nenne das Smartphone and Simplehome. Die Immobilienbranche hat das Smartphone noch nicht für sich entdeckt und denkt immer noch, das wäre so ein Gerät zum Telefonieren.

Branche versucht heute die Gebäude mit Technik aus dem 20. Jahrhundert vollzustopfen und möglichst viel Luft mit fossilem Energieaufwand durch Schächte und Kanäle zu blasen. Das ist veraltet. Der immense Energieverbrauch bei der Herstellung und beim Betrieb von Gebäuden hat wesentlich zur Klimakatastrophe beigetragen. KI gibt uns da neue Werkzeuge in die Hand, um für eine immer komplizierter werdende Welt bessere Lösungen herbeizuführen. Yuval Noah Harari ist der Auffassung, dass wir von einer blinden, technischen Evolution getrieben werden, die von nichts und niemandem aufzuhalten ist. Die Evolution hat keine Ziele und ist kein Akteur.

Verwandeln wir uns also geradezu zwangsläufig in eine phantasielose, KI abhängige Gesellschaft und schaffen uns am Ende selbst ab? Erleben wir also gerade den Anfang vom Ende des Anthropozäns?

Oder gelingt es uns im Umgang mit der neuen Technik auch eine neue Ethik zu entwickeln? Und diese lernenden Maschinen zum Wohle aller zu formen und zu nutzen.

Mit Viktor Weber von Acquirepad habe ich immer wieder darüber gesprochen. Er fürchtet, wie viele Experten, die Googles, Microsofts, Tencents dieser Welt werden durch KI so rasend schnell klüger, dass sie sich einen uneinholbaren Vorteil verschaffen. Sollte er Recht behalten, hoffe ich, dass die USA und Europa diese Monopole entflechten. Aber möglicherweise wird es anders kommen. Jürgen Schmidhuber, Direktor beim IDSIA, geht davon aus, dass KI in Kürze sehr billig sein wird. So billig, dass sich alle diese Technik leisten können und dann auf vielfältigen Ebenen für sich nutzbar machen. Das gefällt mir.

Allein die Chance, dass diese neuen Besen uns Zauberlehrlingen helfen könnten, die Welt besser zu machen, gibt mir Hoffnung.

HD: Gibt es noch den individuellen Eike Becker Stil, wenn KI Ihre Arbeit macht?

Eike Becker: Gerade beteilige ich mich an der Entwicklung einer Software: Soma soll die Zusammenarbeit von Bauherren, Architekten, Fachplanern und Behörden vereinfachen und verbessern. Das Programm verknüpft Protokolle mit Terminplänen, To-Do Listen, Rechnungen und macht alles für die Beteiligten transparent. Und verschafft ihnen dafür mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben.An der Weiterentwicklung des eigenen Architekturstils, an der Verbesserung der Welt.

Wer hat Lust mitzumachen?

Der Autor
Eike Becker
Eike Becker_Architekten