Heuer Dialog: Frankfurts Büromarkt wird derzeit ordentlich auf den Kopf gestellt. Die Transaktionen stehen so gut wie still, Baukosten explodieren, die Zinsen steigen, es wird immer weniger Fläche benötigt und das Thema Nachhaltigkeit muss stets im Blick behalten werden. Was ist Ihrer Meinung nach besonders wichtig zu beachten, um in diesem stürmischen Marktumfeld mithalten zu können?

Dr. Jörg Schlenger: Unsere Büroflächen müssen neue Antworten auf die Fragen unserer Zeit bieten. Dabei läuft es auf Qualität hinaus – und zwar in allen Bereichen: von der gestalterischen Qualität und Flexibilität der Konzepte über technische Qualitäten wie Raumkomfort und Energieeffizienz bis hin zu den vielfältigen weiteren Nachhaltigkeitsthemen.
Der Markt entwickelt sich hin zu kleineren, aber hochwertigeren Flächen – frei nach dem Motto „Tausche Fläche gegen Qualität“. Dabei wird sich die Spreu vom Weizen trennen und aus der Zeit gefallene Flächen und Immobilien geraten ins Hintertreffen.

HD: Ein nicht mehr wegzudenkender Aspekt für Unternehmen ist ESG. Welche Kriterien sind essenziell, um den Wertverfall von Immobilien durch fehlende ESG-Konformität zu verhindern und welche Maßnahmen sollten aktuell auf jeden Fall ergriffen werden?

Dr. Jörg Schlenger: ESG ist ein sehr breites und dynamisches Feld, in dem unverändert vor allem energetische Themen einen hohen Stellenwert haben.
Hier gehen positive Auswirkungen auf marktrelevante Zertifizierungen meist direkt einher mit „harten“ Faktoren wie Energie-Nebenkosten / zweite Miete und CO2-Emissionen sowie dem Werterhalt durch Dekarbonisierung einer Immobilie.Der Einsatz schadstofffreier, Cradle to Cradle-zertifizierter Produkte und Bauweisen zahlt zudem auch unmittelbar auf die Aufenthaltsqualität in unseren Büros und den materiellen Wert von Immobilien ein.

HD: Moderne Büroflächen müssen zunehmend flexibler gestaltet werden durch Trends wie beispielsweise Homeoffice, Desksharing oder Co-Working-Spaces. Wie drastisch schätzen Sie die benötigte Reduktion der Flächen ein, die Unternehmen in den nächsten Jahren durch diese Trends vornehmen müssen?

Dr. Jörg Schlenger: Wir erleben Mieter, die aufgrund dieser Entwicklungen über eine Reduktion ihrer Flächen von bis zu 50 Prozent nachdenken. Dabei spielen aber die individuellen Arbeitsweisen und die Kultur der Unternehmen eine große Rolle, die ebenfalls einem permanenten Wandel unterliegen.
Die Flexibilität der Konzepte ist also nicht nur für die tägliche Nutzung relevant. Sie beeinflusst auch die Wandelbarkeit in den nächsten Jahren entscheidend – nur flexible Konzepte machen Flächen zukunftsfähig und langfristig attraktiv für die Nutzer.  

HD: Bei Drees & Sommer gibt es zahlreiche nachhaltige Lösungen, die den zukünftigen Werterhalt einer (Büro-)Immobilie sichern. Können Sie die wichtigsten dieser Ansätze kurz vorstellen und den positiven Impact für Mainhatten kurz erläutern?

Dr. Jörg Schlenger: Drees & Sommer berät seine Kunden zu all den vorgenannten Themen und unterstützt sie bei der Umsetzung. Neben modernen, maßgeschneiderten New-Work-Konzepten sind hier insbesondere Repositionierungsstrategien für Bestandsimmobilien wichtig. Bei diesen geht es darum, anstehende Ersatzinvestitionen zielgerichtet einzusetzen, um eine Repositionierung wirtschaftlich überhaupt erst möglich zu machen.
Wir werden aber sicher auch Immobilien sehen, die den Veränderungen des Marktes nur schwer entsprechen können. Für diese werden neue Umnutzungskonzepte erforderlich, um Abriss und Neubau zu vermeiden – aber auch hierzu haben wir Lösungen parat. Indem wir drohendem Leerstand attraktive Arbeits- und Lebensräume entgegensetzen, bleibt die Stadt lebenswert und lebendig.