Der Autor
Ralf GüthertGeschäftsführer, GWG – Wohnungsgesellschaft Reutlingen GmbH
Knapp 60 Prozent der Umzüge im Jahr 2020 fanden zur Steigerung der Lebensqualität statt, wie die Umzugsstudie von homeweek zeigt. Die Ansicht, welche Faktoren wesentlich zur Lebensqualitätssteigerung sind, verändert sich mit dem Alter und der Lebensphase. So haben Senioren andere Bedürfnisse als jüngere Menschen oder Menschen aus der unteren Einkommensschicht andere Ansprüche als die der Mittel- oder Oberschicht. Doch nicht nur einzelne Menschen durchleben in ihren Lebensabschnitten Veränderungen, sondern die gesamte Gesellschaft befindet sich im Wandel. Unsere Bevölkerung wird älter, bunter und die Digitalisierung trägt dazu bei, dass andere Wohn- und Arbeitsformen gefragt sind. Wir als Wohnungsgesellschaft haben die Aufgabe, Reutlingen als Lebensraum zukunftsfähig zu gestalten und nach Betrachtung all dieser Faktoren Raum für Veränderung in Bestandsgebäuden und Neubauten zu schaffen.
Bedürfnisse herausfinden
Ein Weg, das Meinungsbild der Öffentlichkeit einzufangen, ist der direkte Kontakt zu Bewohnerinnen und Bewohnern von Quartieren. Dies kann begleitend zu einem Bauplanungsprozess in Form von Bürgerdialogen stattfinden oder noch bevor ein Projekt überhaupt erst startet, in Form von Meinungsstudien. Die hierbei erhaltenen Wünsche und Anregungen gilt es nach Nutzen und Wirtschaftlichkeit abzuwägen und deren Umsetzbarkeit zu prüfen – fließen diese direkt in den Planungsprozess mit ein. Aktuelle Beispiele der GWG Reutlingen hierfür sind die Bürgerdialoge zur Quartiersentwicklung in der Ypern-Kaserne sowie eine Machbarkeitsstudie im Gerberviertel in der Reutlinger Innenstadt.
Potenzial erkennen und Zukunftsfähigkeit generieren
Neben der Stimme der Bevölkerung sind Erfahrungswerte elementar, um Bestandsobjekte und Neubauten sinnvoll zu nutzen. Die GWG Reutlingen gibt es seit über 70 Jahren. Gegründet aus der Not heraus zur Nachkriegszeit schnell Wohnraum zu bauen, hat sich inzwischen der Fokus in Richtung lebenswerte Wohnraumschaffung für jede Lebenssituation verändert. Bestandsgebäude prüft die GWG Reutlingen regelmäßig auf zeitgemäße Nutzung. So wurde aus einem Mehrfamilienhaus, welches aufgrund seiner Lage Überschwemmungen ausgesetzt war, ein vom Kulturamt gewerblich genutztes Objekt. Aus dem ehemaligen Betriebsgelände der Firma Bosch in Reutlingen-Rommelsbach entwickelte sich eine Gewerbefläche mehrerer Unternehmen und Institutionen. Hier findet sich nun der Standort des GWG Reutlingen Tochterunternehmens HBG Reutlingen, eine Außenstelle der Hochschule mit einer Stiftung, das Evangelische Jugendwerk, das Archiv der GWG Reutlingen sowie die Lagerfläche für das Sozialamt der Stadt Reutlingen. Auch bei der Errichtung von Neubauten, wie das des neuen Studierendenwohnheims Alice-Salomon-Haus, hinterfragt die GWG Reutlingen das Innenleben von älteren Bestandsgebäuden mit ähnlichem Nutzen. Nachdem den Studierenden neuer Wohnraum zur Verfügung steht, handelt die GWG Reutlingen nach dem Bedarf der Nachbarschaft und plant die Studierendenzimmer im alten Studierendenwohnheim zu kostengünstigen Appartements umzubauen. Der GWG Reutlingen als Wohnungsunternehmen ist es wichtig, dass jeder, ob Single, Paar oder Familie, alt oder jung, mit oder ohne Handicap einen nach seinen Bedürfnissen orientierten und für sich passenden Wohn- und Lebensraum in der Region Reutlingen findet. Dabei darf es für die GWG Reutlingen innovativ sein, wie bei den Flying Spaces im Timber-Quartier oder den Mehrfamilienhäusern in der Lauterstraße mit ihrem nachhaltigen Baukonzept. Aber auch zukunftsfähig: Bestandsgebäude werden saniert und dadurch barrierearmer Wohnraum geschaffen. Damit geht die GWG Reutlingen mit der Zeit und ist stark, fair, verlässlich – gestern, heute und morgen!