Jahreskongress Jetzt Wohnraum schaffen

Es fehlt zukunftsfähiger und lebenswerter Wohnraum auch abseits der Großstädte

Wenn heute über Wohnungsmangel diskutiert wird, ist meist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in den Metropolen und Großstädten gemeint.

Benjamin Spieler 23. August 2023

Zweifellos gibt es diesen Engpass und dagegen muss etwas getan werden. Wir müssen aber auch über den qualitativen Mangel an Wohnraum in strukturschwachen Regionen sprechen – den Mangel an lebenswertem Wohnraum. Denn auch dort macht sich Wohnungsnot breit. Vor allem gibt es trotz Leerstand zu wenig Wohnraum, der diesen Namen auch verdient und der vor allem zukunftsfähig ist.

Für uns ist es eine Frage des Anstands und der unternehmerischen Verantwortung, dass wir überall – und nicht nur in Metropolen wie Frankfurt am Main, Berlin und Hamburg –lebenswerten Wohnraum zu fairen Preisen zur Verfügung stellen. Die Branche und auch die Politik sind gefordert, Lösungen zu schaffen, am besten gemeinsam in einer offenen und lösungsorientierten Diskussion mit allen Beteiligten.

Schuldzuweisungen helfen nicht weiter. Aber man muss an dieser Stelle auch ehrlich sein und sehen, dass Politik und Branche in den vergangenen Jahren mit der sich zuspitzenden Situation sehr gut gelebt haben. Obwohl die Rahmenbedingungen äußerst positiv waren, wurde es versäumt, flächendeckend für ausreichend Wohnraum in Deutschland zu sorgen. Unverständlich, denn die Immobilienpreise stiegen, die Steuereinnahmen ebenfalls und immer mehr Geld floss in die Kassen der Investoren und des Staates.

Jetzt handeln statt abwarten

Der Handlungsdruck ist inzwischen groß, die Wohnraumversorgung rasch spürbar zu verbessern. Es ist höchste Zeit, das Thema Wohnungsnot ernsthaft anzugehen, schließlich ist Wohnen ein Grundbedürfnis und muss in erster Linie den Menschen zugutekommen, die in den Wohnungen leben und dafür bezahlen. Die Nachfrage steigt auch aufgrund des Bevölkerungswachstums. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) erreichte die Nettozuwanderung nach Deutschland im Jahr 2022 ein Rekordniveau und ließ die Bevölkerungszahl auf mehr als 84 Millionen ansteigen.

Ein entscheidender Aspekt bei der Schaffung von Wohnraum ist die Nutzung bereits vorhandener Immobilien und deren Transformation. Denn der Neubau wird nicht ausreichen, um die Angebotslücke und die steigende Nachfrage zu decken. Vom Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, sind wir noch weit entfernt. Gemäß Destatis gab es Ende 2022 ca. 43,4 Millionen Wohnungen in Deutschland, lediglich 282.800 mehr als Ende 2021.

Potenzial sehe ich deshalb vor allem in der Transformation von Bestandsimmobilien, um zügig zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln. Durch die Revitalisierung alter Bausubstanz können wir zudem den einzigartigen Charakter unserer Städte bewahren, versiegeln keine neuen Flächen und decken gleichzeitig den Bedarf an zeitgemäßem Wohnraum.

Viele halten sich in der aktuellen Marktsituation zurück und warten ab. Wir dürfen aber nicht tatenlos zusehen, wie die Wohnungsnot immer größer wird. Wir müssen aktiv werden und neue Wege suchen, um innovative Konzepte und nachhaltige Investitionen auf den Weg zu bringen, die einen echten Mehrwert für unsere Gesellschaft bedeuten.

Verantwortung von Staat und Branche

Die Bewältigung des Wohnungsmangels erfordert eine enge Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die eine nachhaltige und bezahlbare Wohnraumversorgung ermöglichen. Gleichzeitig sind Investoren und Projektentwickler gefordert, ihrer unternehmerischen Verantwortung gerecht zu werden und nicht nur auf kurzfristige Renditen zu schauen. Auch sie müssen ihren Beitrag für mehr lebenswerten Wohnraum leisten – nicht nur in den Ballungszentren, sondern deutschlandweit. Dafür gibt es auch wirtschaftliche Argumente: Gerade jetzt gibt es aufgrund der hohen Nachfrage viele attraktive Investitionsmöglichkeiten außerhalb der Top-Standorte. Entscheidend sind allerdings tragfähige Konzepte, die nicht am Bedarf vorbeigehen, solide Businesspläne und umsetzungsstarke Partner.

Fazit: Wohnen ist eine gemeinsame Aufgabe

Bezahlbares Wohnen ist keine alleinige Aufgabe des Staates oder der Wirtschaft, sondern eine gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe. Gemeinsam müssen wir uns zusammentun und darüber sprechen. Zusammen haben wir die Verantwortung, lebenswerten und zukunftsfähigen Wohnraum zu bezahlbaren Preisen zu schaffen, der vor allem deutschlandweit für alle zugänglich ist. Wenn das Bewusstsein dafür geschärft wird, können wir positive Veränderungen herbeiführen und die Versorgung mit zeitgemäßem Wohnraum nachhaltig sichern.

Nehmen wir die Herausforderung gemeinsam an!

Der Autor
Benjamin Spieler
Gründer und Geschäftsführer, SIM Gruppe

Das Event zum Thema

Dienstag, 12. September - Mittwoch, 13. September 2023
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Düsseldorf