Der Autor
Nikolas JorzickGeschäftsführender Gesellschafter, HAMBURG TEAM Gruppe
Heuer Dialog: Wie machen Sie das – trotz der widrigen Marktumstände, Wohnungen zu bauen, und ist Wohnungsbauentwicklung noch ein Geschäftsmodell?
Nikolas Jorzick: Tatsächlich sind es sehr große Herausforderungen. Ich glaube, mit die Größten, die wir seit vielen Jahrzehnten hatten, was den Wohnungsmarkt betrifft. Aber wir stellen uns diesen Herausforderungen schon seit langer Zeit und ich sehe es mit, als unsere Verantwortung an, in dieser schwierigen Zeit zu probieren, unsere Projekte zu bauen und zum Ziel zu führen. Ein Geheimrezept haben wir leider auch nicht.
Es hilft uns sicherlich, dass wir in der Vergangenheit und auch jetzt die Grundstücke selber entwickeln, sehr frühzeitig erwerben und die Planrechtschaffung und Baurechtschaffung selber machen. Dadurch stehen wir mit den Grundstückseinstandspreisen besser da als der ein oder andere Mitbegleiter auf diesem Weg im Wohnungsbau. Das hilft uns.
Der zweite Punkt ist das Thema Baukosten. Wir probieren, effizient und kompakt zu bauen und Wiederholungen in den Grundrissen zu realisieren. Wir sind darauf angewiesen, dass die Bauunternehmen einen Schritt auf uns zukommen und mit uns gemeinsam daran arbeiten, die Kosten in den Griff zu bekommen.
Der dritte Punkt ist, dass es besonders in den Lagen geht, wo wir weiterhin eine Nachfrage nach frei finanziertem Wohnungsbau und nach Eigentumswohnungen haben, auch wenn sie etwas langsamer verkauft werden. Das sind die Lagen, wo wir uns das nach wie vor leisten können, preisgedämpften und geförderten Wohnungsbau zu errichten.
Heuer Dialog: Welche Maßnahmen und welche Förderungen erwarten Sie von der Politik?
Nikolas Jorzick: Das Wichtigste beim Wohnungsbau ist, dass es langfristig verlässlich sein muss. Unsere Projekte haben in der Regel eine Projektlaufzeit von sechs bis acht Jahren. Da kann es nicht sein, dass die Politik zwischendurch die Förderbedingungen ändert und immer wieder einen neuen Kurs einschlägt. Das ist absolutes Gift für den Wohnungsmarkt und muss wirklich anders werden.
Es muss auch jetzt was getan werden. Wir müssen jetzt den Wohnungsmarkt wieder so attraktiv gestalten, dass es sich tatsächlich lohnt.
Eine Ihrer Fragen war auch, ob es noch ein Geschäftsmodell ist, Wohnungen zu errichten. Da muss man sagen, mit sehr, sehr großen Einschränkungen. Da muss die Politik jetzt ran. Alle Fehler, die wir jetzt begehen, die werden wir erst mit den Auswirkungen in zwei bis drei Jahren sehen. Alle Wohnungen, die jetzt nicht genehmigt werden, werden in den nächsten Jahren nicht gebaut und die stehen dann auch in Zukunft nicht zur Verfügung.
Die Politik muss jetzt handeln und einsehen, realistische Förderprogramme zur Verfügung zu stellen und dies langfristig, damit wir alle eine Planungssicherheit bekommen.
Der letzte Punkt, der mir am Herzen liegt, ist, sich jetzt nicht nur ausschließlich auf das geförderte Segment zu fokussieren. Wir dürfen jetzt nicht wieder in Richtungen denken, wie in den 60er- und 70er-Jahren, wo wir an den Rändern der Städte große Siedlungen gebaut haben. Die größte Errungenschaft der letzten Jahre ist der Drittelmix, innerstädtisch in den Quartieren das Freifinanzierte und das Geförderte zusammen zu bringen, das ist eine sehr gute Sozialstruktur und das ist immens wichtig, dass das beibehalten wird.
Heuer Dialog: Sie sind selber Investor. Welchen Appell haben Sie an andere Investoren, wenn es um den Ankauf von bezahlbaren Wohnobjekten geht?
Nikolas Jorzick: Wir fassen es sehr gerne zusammen, preisgedämpfter und geförderter Wohnraum. Es gibt ja noch die Mitte der Gesellschaft, die preisgedämpften Wohnraum benötigt, das ist auch ein spannendes Segment. Es lohnt sich. Es lohnt sich dann, wenn man als Investor eine langfristige Halteperspektive annimmt. Es ist nicht das richtige Segment für jemanden, der kurzfristige Gewinne erzielen möchte, das ist nicht der richtige Ansatz dafür. Wenn jemand sagt, dass er langfristige, stabile Erträge erzielen möchte und auch beim Thema ESG auf der S-Seite eine Sozialrendite erwirtschaften möchte, dann ist es ein höchst spannendes Segment, sehr kleinteilig, sehr unterschiedlich je nach Bundesland. Wir haben ein paar Jahre gebraucht, bis wir uns den Markt komplett erschlossen haben. Ich kann nur daran appellieren, zu überdenken, das Geld, das hier zur Verfügung steht, auch dem Wohnungsmarkt zur Verfügung zu stellen, vor allem dem geförderten Wohnungsmarkt. Es lohnt sich! Wir stehen als Partner gerne bereit zu beraten und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es ist ein interessantes Segment für einen langfristig orientierten Investor.
Heuer Dialog: WOHNEN FÜR ALLE: sozial – nachhaltig und investmentfähig. Können wir das schaffen Herr Jorzick?
Nikolas Jorzick: Wir müssen es schaffen! Wir müssen das Problem jetzt wirklich angehen und das geht nur gemeinsam. Das bedeutet, Entwickler müssen sich diesen Herausforderungen stellen, es muss von der Politik der richtige Rahmen gesetzt werden mit den richtigen Anreizen und Fördermitteln, die wir jetzt kurzfristig und verlässlich brauchen. Ein weiterer Punkt ist die Finanzierung. Das betrifft die Investoren, die sich vielleicht auch ein bisschen stärker mit dem Segment beschäftigen sollten. Genauso muss man auch die Banken mehr in die Pflicht nehmen. Ich denke, das ist auch ein Aspekt, den man ansprechen muss, auch die Banken gehören dazu. Dann kann man das zusammen schaffen und wir müssen das auch zusammen schaffen.
Heuer Dialog: Vielen Dank für das Gespräch!