Der Autor
Dennis MiesenLeiter Immobilienbüro Düsseldorf, Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG.
Maßgeblich sind dabei strukturelle Veränderungen auf der Nachfrage- und Angebotsseite. Betriebswirtschaftliche Konzepte, Standortwahl und Verbraucherverhalten determinieren sich wechselseitig, weswegen eine klare Differenzierung zwischen „Triebfeder“ und „Folgeeffekt“ nicht immer zweifelsfrei möglich und sinnvoll ist.
Angesichts der Veränderungen im Nachfrageverhalten der Kunden ist eine Verschiebung der Schwerpunktsetzung in den kommunalen Steuerungsstrategien hinsichtlich der Nahversorgung erforderlich und auch bei vielen Kommunen gerade in den vergangenen Jahren erkennbar umgesetzt worden. Die Grundziele von zentrenorientierten und wohnortnahen Versorgungsstrukturen haben sich dadurch nicht verändert.
Einkaufsverhalten und Wertewandel
Mit jeder Generation ändern sich Wertvorstellungen, Gewohnheiten und Ansprüche an die Lebensumwelt. Folge dieser zunehmenden Pluralisierung sind deutlich stärker ausdifferenzierte und neue Lebensstile u. a. mit Fokus auf körperliches Wohlbefinden und Nachhaltigkeit, an denen sich auch der Handel hinsichtlich seiner Angebote und Betriebstypen ausrichtet und diversifiziert.
Zudem steigt die Zahl der Privathaushalte in Deutschland weiter an, wobei sich die durchschnittliche Personenzahl je Haushalt stetig reduziert. Die Zahl der Erwerbstätigen ist in den letzten 10 Jahren deutlich angestiegen (insb. der Anteil der erwerbstätigen Frauen), sodass ein sich zunehmend änderndes Einkaufsverhalten sowie ein gesteigertes Kaufkraftvolumen mit dem Anstieg der Erwerbstätigen einhergegangen ist.
Die benannten Rahmenbedingungen bedingen eine Ausdifferenzierung von „Einkaufstypen“:
So verstärken o.g. Lebensstile neben dem nach wie vor bedeutsamen wohnortbezogenen Einkauf das Erfordernis für Einkäufe zwischen Arbeits- und Wohnort (im Sinne eines „Third places“) und dem bequemen Sofortverzehr. Eine wesentliche Triebfeder des Strukturwandels im Einzelhandel ist des Weiteren die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche. Die digitale Affinität umfasst immer größere Bevölkerungsanteile und das Online-Angebot im Lebensmitteleinzelhandel wird durch verschiedene Anbieter bzw. Formate, welche sich auch aufwendigerer Transportlogistik (z. B. Kühlkette, sperrige Produkte) annehmen, immer weiter ausgebaut.
Kundenseitige Erwartungen an den Lebensmitteleinzelhandel
Eine dynamische Weiterentwicklung der Betriebsformate, der Sortimentsbreite und -tiefe, der Ladengestaltung und Zielgruppenorientierung ist essenziell. Die Anforderungen an den Mikro- und Makrostandort steigen zusehends und entwickeln sich aus dem Trend hin zu größerer Mobilität sowie dem Wandel der Ansprüche an Preis, Sortimentsauswahl und Kopplungsmöglichkeiten. Entscheidende Standortkriterien für eine Neuansiedlung im nahversorgungsrelevanten Einzelhandel sind neben flächenseitigen Aspekten (Flächenangebot) und verkehrsseitigen Aspekten (innerörtliche Verkehrsanbindung, Parkplatzangebot) in erster Linie absatzwirtschaftliche Gesichtspunkte (Nähe zum Verbraucher, Kaufkraft, Bevölkerungsentwicklung, Bevölkerungsstruktur, Zentralität des Ortes).
Nahezu alle aus Verbrauchersicht als gewichtig angesehenen Leistungen bedingen eine hinreichend groß dimensionierte Verkaufsfläche.
Zusammengefasst begünstigen die Nachfragemuster die Umsetzung von ausreichend großen Lebensmittelstandorten (u.a. durch die gewünschte Auswahl an Produkten etc.). Die dadurch erfüllten Anforderungen hinsichtlich des Einkaufserlebnisses und der Angebotsvielfalt sind dabei aus Kundensicht mindestens so gewichtig wie die räumliche Nähe von Versorgungsstandorten. Nicht zu vergessen: Einkaufswege werden vor allem mit beruflichen oder freizeitbedingten Wegen gekoppelt. Auch in Düsseldorf nehmen wir dieses Einkaufsverhalten wahr. Es werden gezielt Filialen mit größeren Verkaufsflächen aufgesucht.