Interview mit Dr. Philipp Sepehr, Geschäftsführer der MATRIX Immobilien GmbH

Revitalisierung des Arne Jacobsen Hauses

Yvonne Traxel hat mit dem Geschäftsführer der MATRIX Immobilien GmbH über die Modernisierung und Revitalisierung von bestehenden Gebäuden gesprochen.

Philipp Sepehr 3. Mai 2023

Heuer Dialog: Warum können sich Revitalisierungen genauso lohnen wie Neubauten?
Dr. Philipp Sepehr: Die Gründe sind vielfältig. Revitalisierungen sind häufig kostengünstiger als Neubauten, da sie die bereits bestehende Baustruktur nutzen. Nicht selten sind auch die Bauphasen kürzer, da weniger Vorarbeiten nötig sind – bei dem aktuellen Zinsniveau ein nicht unerheblicher Faktor in der Projektrechnung. Durch die Verwendung bereits vorhandener Materialien und Ressourcen haben Revitalisierungen zudem häufig eine bessere Umweltbilanz als Neubauten. Nicht zu vergessen ist der gesellschaftliche bzw. kulturelle Wert, der erhalten wird, wenn eine besondere Immobilie, wie z. B. unser Arne Jacobsen Haus in Hamburg, durch eine intelligente Revitalisierung in die Zukunft transformiert wird. Das gilt zugegebenermaßen nicht für jedes alte Gebäude.

HD: Was sind die Learnings aus der Sanierung des Hamburger Arne Jacobsen Hauses und die zur Nachahmung der Branche ermutigen kann?
Sepehr: Eine Revitalisierung muss zunächst gut durchdacht sein, damit eine erfolgreiche Umsetzung gelingt. Was sich zunächst trivial und selbstverständlich anhört, ist aus unserer jahrelangen Erfahrung der entscheidende Erfolgsfaktor. Nur eine sorgfältige und intelligente Planung kann in Kombination mit einer fachgerechten Ausführung zum Erfolg führen. Dabei ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Beteiligten das A und O. Im Falle des Arne Jacobsen Hauses ist die enge und konstruktive Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt im Planungsprozess entscheidend gewesen. Dabei war es unser gemeinsames Verständnis, das Original nicht auf Biegen und Brechen zu erhalten, sondern vielmehr den Gedanken bzw. Spirit des Gebäudes in die Zukunft zu transformieren.

HD: Welche Rolle spielen Partner bei der Umsetzung und wie findet man sie?
Sepehr: Wir glauben, dass Partnerschaften insbesondere für große und komplexe Immobilienprojekte in Zukunft noch wichtiger werden als sie es schon heute sind. Im Zuge einer zunehmenden Spezialisierung geht es darum, komplementäre Stärken zu bündeln. Wir arbeiten daher in vielen unserer Projekte in Joint Venture Strukturen. Einen Partner für ein Projekt zu finden ist das eine, den richtigen Partner zu finden das andere. Natürlich kommt es hierbei darauf an, welche Kompetenzen und welches Fachwissen jeder in das Projekt einbringt. Viel entscheidender sind jedoch gemeinsame Werte und „weiche“ Faktoren, wie Transparenz und Partnerschaftlichkeit. Denn ein Projekt ohne Herausforderungen und Probleme ist eine Illusion. Und genau in diesen schwierigen Phasen kommt es darauf an, wie man miteinander umgeht und eine für alle Seiten gute Lösung erarbeitet.

HD: Inwiefern halten Sie die stärkere Fokussierung auf die Bestandsentwicklung für unausweichlich?
Sepehr: Durch die Modernisierung und Revitalisierung von bestehenden Gebäuden wird zunächst die darin gebundene „graue Energie“ weitergenutzt, was sich positiv auf die Umweltbilanz auswirkt. Neben diesen viel diskutierten ESG-Gesichtspunkten gibt es auch ganz praktische Gründe: in vielen Städten fehlt es an Grundstücken und selbst wenn diese zur Verfügung stehen, dauern die Baugenehmigungsverfahren oft viele Jahre. Wenn unter diesen Voraussetzungen neuer Wohnraum geschaffen werden soll, kann in der Transformation leerstehender Büro- in Wohnimmobilien eine Chance für die Städte und Kommunen liegen. Dies ist ein spannendes Zukunftsfeld, mit dem wir uns aktuell intensiv beschäftigen.

HD: Wir danken Ihnen für das Gespräch, Herr Dr. Sepehr

Das Interview führte Yvonne Traxel.

 

Der Autor
Dr. Philipp Sepehr
Geschäftsführer, MATRIX Immobilien GmbH

Das Event zum Thema

Dienstag, 11. Juli - Mittwoch, 12. Juli 2023
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