Der Markt wächst

Seniorenwohnen: Warum die Gesamtbetrachtung wichtig ist

Dass es mehr Wohn- und Versorgungsangebote für Senioren geben muss, ist unstrittig. Aber wieviel, wo und in welcher Art? Als Ausgangspunkt ist die Gesamtbetrachtung des Pflegemarkts unabdingbar – eine Lösung liegt auch in konsolidierten Wohnformen.

Jochen Zeeh 27. Januar 2023

Deutschlands Senioren wollen idealerweise so lange wie möglich in ihren gewohnten vier Wänden leben. Das möchte auch die Politik, die der ambulanten Pflege den Vorrang gibt. Aber manchmal reicht die ambulante Pflege zuhause nicht mehr aus – und dann braucht es professionelle Versorgung in Form von altersgerechten Immobilien und Pflegeheimen.

Für Investoren und Betreiber ist es oft schwierig, den Bedarf nach Seniorenwohnformen richtig einzuschätzen. Wann gilt eine Stadt oder Region als unterversorgt, ausreichend versorgt oder überversorgt? Wie stellen sich die Unterschiede zwischen Stadt, Land, West und Ost im Detail dar? Lassen sich allgemeine Regeln ableiten? Mitunter ja – aber nur, wenn man den gesamten Markt an Seniorenwohnformen betrachtet und vollstationäre Pflege und Betreutes Wohnen als direkte Konkurrenten um potenzielle Kunden versteht.

Es gibt keinerlei Zweifel, dass die Nachfrage aufgrund der alternden Gesellschaft steigen wird. Gleichzeitig herrscht Gewissheit, dass es jetzt schon in Summe zu wenige geeignete Seniorenwohnformen für hilfs- und pflegebedürftige Senioren gibt – meist in quantitativer Hinsicht, aber immer auch im preiswerteren Segment.

Senioren, die Unterstützung im Alltag benötigen, gut versorgt sein und nicht allein leben möchten, können heutzutage aus unterschiedlichen Angeboten wählen. Auch wenn diese unterschiedliche Namen tragen oder Kriterien erfüllen, sprechen sie grundsätzlich die gleiche Klientel an. Das gilt für die vollstationäre Pflege und das Betreute Wohnen, die miteinander in einem Konkurrenzverhältnis stehen. Innerhalb der Kategorie des Betreuten Wohnens gibt es wiederum viele Differenzierungen, abhängig davon, welche Gruppe angesprochen werden soll.

Dieser bunte Strauß an Angeboten macht eine differenzierte Betrachtung notwendig, wenn es Pläne zur Erweiterung gibt. Dann sind Fragen zu klären, ob ein neues Angebot die preisliche Nachfrage trifft und wie die Abgrenzung von bestehenden Wohn- und Betreuungsformen auszusehen hat, um erfolgreich zu sein.

Neben der Gesamtbetrachtung des Markts ist die Schaffung von konsolidiertem Wohnraum für Senioren, also von in sinnvoller Zahl gebündelter Seniorenwohnungen, dringend notwendig. Neben dem Hauptfaktor der Versorgung von Senioren bietet eine Konsolidierung auch Lösungen für einige der größten derzeitigen gesellschaftlichen Herausforderungen:

  • Fachkräftemangel – In Deutschland fehlen derzeit mindestens 200.000 Menschen in der Altenpflege; eine Lücke, die nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft in den kommenden Jahren auf bis zu 500.000 anschwellen könnte. Indem Senioren, die Pflegeleistungen benötigen, gemeinsam in einem Wohnkomplex leben, könnte diese knappe Ressource effizienter eingesetzt werden: Weg- und Rüstzeiten zwischen den Pflegebedürftigen werden signifikant kürzer.
  • Energiekosten – Senioren brauchen es wärmer als junge Menschen, und deshalb sollten sie angesichts der Energiekrise in modernen und gut gedämmten Wohnungen leben. Denn je höher der Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur, desto höher auch die Energieverluste. Sinnvoller wäre deswegen ein Umzug in kleinere, modern gedämmte Wohneinheiten, in denen nur knapp 4 Prozent Wärmeenergie über die Fassaden entweicht.
  • Sozialer Zusammenhalt – Im Alter droht die soziale Vereinsamung: Kinder und Enkel gehen verstärkt ihrem eigenen Leben nach, der Freundeskreis dünnt sich nach und nach aus. Konsolidierte Seniorenwohnungen können hier regelmäßige soziale Kontakte mit anderen Menschen in derselben Lebenslage ermöglichen. Das steigert die Lebensqualität und wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Senioren aus.

Die Gesellschaft altert, der Bedarf steigt und der Markt wächst. Mit den richtigen Entscheidungen, die auf den richtigen Schlussfolgerungen basieren, lassen sich Lösungen entwickeln. Eine differenzierte Betrachtung des Pflegemarkts und die Schaffung von konsolidiertem Wohnraum für Senioren leisten dazu einen wichtigen Beitrag.

 

Der Autor
Jochen Zeeh
Geschäftsführer, immoTiss-Gruppe

Das Event zum Thema

Mittwoch, 8. März - Donnerstag, 9. März 2023
3. Jahreskongress Wohnen und Pflege im Alter
Köln