Interview mit Andreas Steyer, CEO der wohnvoll AG

Senior Living digital und bezahlbar, das geht!

Andreas Steyer verrät, welchen Beitrag die Digitalisierung zu bezahlbarem Seniorenwohnen leisten kann und wie stark die Bedürfnisse der Bewohner berücksichtigt werden sollten.

Andreas Steyer Yvonne Traxel 8. Dezember 2022
Jahreskongress Wohnen und Pflege im Alter
Quelle: shutterstock

Heuer Dialog: Herr Steyer, welchen Beitrag liefert die Digitalisierung zu bezahlbarem Seniorenwohnen?

Andreas Steyer: Einen sehr großen. Zunächst einmal macht die Digitalisierung es möglich, dass wir unsere wohnvoll villages weitgehend seriell bauen. Wir setzen unser ausgereiftes Konzept an unterschiedlichen Standorten um und arbeiten dabei möglichst mit vorgefertigten Modulen, die das Bauen kostengünstiger und damit die Wohnungen erschwinglicher machen. Wir bauen aber unsere seniorengerechten Wohnanlagen nicht nur, wir betreiben sie da, wo es geht, auch selbst. Und dabei nutzen wir künftig ebenfalls verstärkt digitale Möglichkeiten, um den Service und die Pflegeangebote zu optimieren und auch sie kostengünstiger anbieten zu können. Darüber hinaus sollen unsere Bewohner ebenfalls einen umfassenden digitalen Service nutzen können, um leichter Kontakte zu knüpfen, Angebote wahrzunehmen oder sich über das wohnvoll village hinaus mit anderen zu vernetzen. Das macht das Wohnen bei uns dazu auch noch lebenswerter.

 

HD: Wie wichtig ist das Quartier für eine ausgewogene Zielgruppenmischung?

Andreas Steyer: Unsere wohnvoll villages sind so konzipiert, dass sie sich zum Quartier, in dem sie stehen, öffnen. Senioren, die ein selbstbestimmtes Leben führen wollen, bleiben nicht in ihren vier Wänden. Sie brauchen kurze Wege zu Einkaufsmöglichkeiten, für Arztbesuche oder zur Apotheke. Aber sie wollen vielleicht auch Kontakte in die Nachbarschaft knüpfen, etwa in Falle des pensionierten Lehrers, der dort Nachhilfe gibt oder des Nachbarskinds, das den Hund einer Bewohnerin ausführt. Auch das Restaurant oder Café, das wir in unseren villages betreiben, soll sich nach außen hin öffnen, damit eine möglichst starke Durchmischung stattfindet. Insofern legen wir viel Wert darauf, den richtigen Standort zu finden. Wir bauen auf keinen Fall auf der „grünen Wiese“, sondern suchen für unsere wohnvoll villages städtische Lagen, die eine intakte Infrastruktur bieten. Wir geben aber auch etwas zurück. Ein wohnvoll village bereichert ein solches Quartier ebenfalls und macht es vielfältiger, durch die Menschen, durch die Gastronomie und auch durch unsere Räumlichkeiten, in denen zum Beispiel öffentliche Sportangebote stattfinden können.

 

HD: Wie nutzungsgerecht ist der Bedarf aktuell und wird in Zukunft sein?

Andreas Steyer: Wir haben in unserem Konzept ganz stark die Bedürfnisse der künftigen Nutzer berücksichtigt. Dafür haben wir Menschen über 65 Jahre in Gesprächen und Interviews dazu befragt, wie sie sich etwa ein Leben im Alter vorstellen, welche Essensgewohnheiten sie haben, wie sie kommunizieren oder welche digitalen Messenger- und Videodienste sie nutzen. Wir waren überrascht, wie häufig die Befragten zum Beispiel in sozialen Netzwerken aktiv sind. Das Thema Einsamkeit im Alter ist für viele eine große Herausforderung, der wir auch mit digitalen Angeboten begegnen wollen. Sie senken die Hemmschwelle, im Hause Kontakte zu knüpfen, erheblich. Wir werden auch künftig unser Konzept immer wieder hinterfragen und an die aktuellen Gegebenheiten und Bedürfnisse unserer Bewohner anpassen.

 

HD: Herr Steyer, wir danken für das Gespräch.

Das Interview führte Yvonne Traxel, Head of Operations Düsseldorf, Heuer Dialog GmbH

 

Die Autoren
Andreas Steyer
CEO, Wohnvoll
Yvonne Traxel
Senior Projektleitung, Heuer Dialog GmbH

Das Event zum Thema

Mittwoch, 8. März - Donnerstag, 9. März 2023
3. Jahreskongress Wohnen und Pflege im Alter
Köln