Heuer Dialog: Was zeichnet Ihr Projekt OVUM im besonderen Maße aus und welche städtebauliche Relevanz bringt es ein?
Freidrich Weil und Clemens Rapp: Mit dem OVUM haben wir in Köln-Braunsfeld ein repräsentatives Quartier für den Stadtteil geschaffen. Das Projekt zeichnet sich insbesondere durch ein einzigartiges architektonisches Konzept aus. Das Ensemble besteht aus 4 einzelnen Gebäudekörpern, deren Zentrum ein ovaler Platz bildet, der dem Quartier das Flair eines klassischen italienischen Platzes verleihen soll. Die Inspiration für den gestalterischen Entwurf des OVUMs hat uns hierbei die einzigartige Plaza dell‘ Anfiteatro in der toskanischen Stadt Lucca gegeben. Bei der Konzeption haben wir – Alfons & alfreda und FAY Projects - es uns zum Ziel gesetzt, eine Vorreiterrolle in dem Stadtgebiet einzunehmen, indem wir lebendige Orte des Austauschs mit vielseitiger Gastronomie, Handel und einer hohen Aufenthaltsqualität zwischen der im Süden liegenden Wohnbebauungen um die Aachener Straße und den Park Linné und der dynamischen Neuentwicklung in den traditionsreichen Gewerbegebieten im Nordosten schaffen. Der Standort Köln-Braunsfeld/Ehrenfeld zeigt bisher einen sehr heterogenen Charakter mit Resten einer kleinteiligen Bebauung vom Anfang des letzten Jahrhunderts, Brachflächen, großmaßstäbliche Gewerbehallen sowie neueren Büroparks, die ebenfalls oft als großmaßstäbliche Strukturen ausgebildet sind. Öffentliche Stadträume mit echter Aufenthaltsqualität sind in dem Viertel hingegen kaum zu finden. Dies ändert sich nun mit dem OVUM.
Aus allgemeiner städtebaulicher Sicht ist es uns wichtig, uns mit unseren Entwicklungen harmonisch in die bestehende Viertels- und damit verbundene Bedürfnisstrukturen einzufügen und bestehende architektonische Elemente mit Neuem zu verbinden. Beim OVUM sind hier beispielsweise Elemente des klassischen europäischen Städtebaus miteingeflossen– wie etwa Haus, Straße und Platz. Diese menschliche Dimension von altbekannten Proportionen, schaffen ein Gefühl der Vertrautheit, obwohl sie in Neubaustrukturen eher selten geworden sind. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es bei der Entstehung von neuen Quartieren essentiell ist, Raum für verschiedene Nutzungsarten zu schaffen, um eine möglichst heterogene Mieterschaft anzuziehen und die Attraktivität eines Standorts langfristig sicherzustellen. Beim OVUM stellen wir fest, dass dieses Mixed-Use Konzept sehr gut angenommen wird. Die Flächen konnten sehr schnell in enger Zusammenarbeit mit der Rheinreal vermietet werden, was für die Schlüssigkeit des Mischkonzepts und die Attraktivität des Standorts spricht. Die DGNB- und Wired-Score-Zertifizierungen komplettieren dabei das Bild des zukunftsorientierten und nachhaltigen Projektes.
HD: Was macht den Standort des Kölner Westens für Sie als Projektentwickler besonders attraktiv?
Weil und Rapp: Als Zentrum für Wirtschaft, Forschung und Bildung ist Köln einer der begehrtesten Wohn- und Arbeitsorte Deutschlands. Dies spiegelt sich auch im Kölner Markt für Büro- und Gewerbeimmobilien wieder, der zunehmend an Attraktivität und Bedeutung gewinnt. Im Laufe der nächsten 10 Jahre ist zu erwarten, dass rund 450.000 Quadratmeter an neuen Flächen entstehen werden. Besonders spannend sind hierbei die Entwicklungen im Bezirk Köln- Ehrenfeld/Braunsfeld. Als lebendiger Schmelztiegel zwischen traditioneller Industrie und Handwerk, Kunst, Kultur und der digitalen Szene, haben beide Stadtviertel eine ausgeprägte, eigene kreative Identität. Dies schafft einen besonderen Anziehungspunkt für Business verschiedenster Arten - von Verwaltung bis Start-Up. Dies wiederum macht den Standort für sehr diverses Nutzerpublikum interessant. Als wichtiger Faktor ist hier zudem natürlich die zentrale Lage zur Kölner Innenstadt zu nennen. Als Projektentwickler ist es besonders spannend dieses lebendige Viertel durch unsere Entwicklungen aktiv mitgestalten zu können.
HD: Bei der Beschreibung Ihres Projekts OVUM fiel der Begriff „Mixed Use“. Welche Vorteile bietet dieses Konzept in Ihren Augen?
Weil und Rapp: Ein wichtiger Aspekt bei der Entwicklung unserer Projekte ist es, den Nutzern und Anliegern des Bezirks Raum zum Austausch, zum kreativen Arbeiten und Verweilen zu bieten. Unser Projekt OVUM wurde daher nicht als monogenutzter Bürostandort geplant, sondern als ein Ort, an dem das ganze Veedel zusammenkommen kann. Dies erreicht man z.B., indem man die Struktur der Entwicklung so plant, dass das Gebaute auch für die Außenwelt und nicht nur ihre Nutzer erlebbar wird. Es verschmelzen private und öffentliche Flächen und sorgen so für wirkliche Urbanität. Außerdem ist maximale Flexibilität der gebauten Strukturen, um einen möglichst großen Kreis von potenziellen Mietern anzusprechen, essenziell. So gelingt es nicht nur eine möglichst gemischte Nutzergruppe anzusprechen, sondern auch die Attraktivität der Immobilie und damit auch deren langfristige Nutzung sicherzustellen. In städtebaulicher Hinsicht ist es uns wichtig, uns mit unseren Entwicklungen harmonisch in die bestehende Viertels- und damit verbundene Bedürfnisstrukturen einzufügen und bestehende oder alte architektonische Elemente mit Neuem zu verbinden, sowie wirkliche anität zu erzeugen. Heterogenität der Nutzerschaft in Verbindung mit der Integration der Entwicklung in die direkte Umgebung ist für uns demnach ein essenzieller Baustein in punkto Nachhaltigkeit. Am liebsten wäre uns daher, wenn wir auch Wohnnutzungen als weiteres Element in unsere gewerblichen Entwicklungen unterbringen könnten. Eine Mischung, wie man es ja in jeder traditionellen, städtischen Struktur sieht. Es wird allerdings wohl noch etwas dauern, bis wir dies in Deutschland angesichts unseres momentanen Baurechts als regelmäßige Lösung sehen werden können.