Der Autor
Sven SontowskiGeschäftsführer, Sontowski & Partner Group
Eine drohende Rezession und die befürchtete Gasmangellage am Ende des bevorstehenden Winters bestimmen die Nachrichten. Der Immobilienmarkt hat mit einer weitgehenden Schockstarre auf die veränderten Rahmenbedingungen reagiert. Neue Projekte und Transaktionen werden hinten angestellt, Verkäufer und Käufer beäugen sich in Lauerstellung. Wie können Unternehmen unter solchen Krisenbedingungen handeln?
Krisenmanagement baut auf unternehmerische Tugenden
Sicher ist: In einem Umfeld großer Unsicherheit muss der Fokus darauf liegen, resiliente Strukturen zu stärken, die einem Unternehmen die nötige Stabilität, aber auch Flexibilität verleihen, auf neue Rahmenbedingungen schnell reagieren zu können. Das will ich gerne an einigen Beispielen verdeutlichen.
Wer Verantwortung für seine Mitarbeiter übernimmt, inspirierende Rahmenbedingungen für ihre Weiterentwicklung setzt und ihrer Kompetenz sowie ihrer Urteilsfähigkeit vertraut, beflügelt Agilität und Innovation. Gleichzeitig gilt, dass für jedes Unternehmen verlässliche Partner ein erfolgskritischer Faktor sind. Ein fairer Umgang, Vertrauen und langfristige Zusammenarbeit mit Projektpartnern zahlen sich aus, wenn das Fahrwasser unruhiger wird. Natürlich macht es keinen Sinn, von unverrückbaren Fakten abzulenken. Wer gestern zu teuer eingekauft hat, hat morgen wahrscheinlich ein Problem. Doch der aktive Umgang mit Unsicherheit – und nichts anderes verlangt uns das offensichtliche Ende einer langen Boom-Phase ab – ist auch eine Frage der Einstellung und des Mindsets. Wer den Mut aufbringt, vor dem Hintergrund neuer und großer Herausforderungen Etabliertes infrage zu stellen und die sich verändernden Anforderungen des Marktes entschlossen anzunehmen, zeigt in bestem Sinne Unternehmergeist.
Unsicherheit bleibt ein dominierender Faktor
In einigen Monaten werden die Akteure ein genaueres Bild von den mittelfristigen Auswirkungen der makroökonomischen Lage auf den Immobilienmarkt haben. Das Transaktionsgeschäft und auch die Projektentwicklung könnten dann wieder anziehen – wenn vielleicht auch in einem Marktumfeld mit stark veränderten Rahmenbedingungen. Sie merken schon: könnte, vielleicht… die Unsicherheit ist aktuell ein dominierender Faktor und was heute noch als zuverlässige Prognose angesehen wird, kann morgen schon keine Bedeutung mehr haben. Niemand hat die Glaskugel in der Hand.
Aber die klassischen unternehmerischen Tugenden sind hier sogar noch mehr gefragt als in einem positiven Marktumfeld: Verantwortung, Vertrauen, Partnerschaftlichkeit und Entschlossenheit. Denn diese traditionellen Werte bilden das Fundament für die Innovationen im eigenen Geschäftsmodell und damit schlussendlich in der gesamten Branche.