Der Autor
Jan DohrwardtGeschäftsführer der BNP Paribas Real Estate GmbH und Berliner Niederlassungsleiter,
Es war insbesondere das starke dritte Quartal, das für das gute Resultat in Berlin verantwortlich war. In den drei Sommermonaten wurden 263.000 m² (inkl. 3.500 m² Eigennutzer) Flächenumsatz registriert und damit das drittstärkste Q3 der Historie hinter den Top-Jahren 2017 und 2019. Es scheint, dass sich der Berliner Büromarkt anschickt, an seine Erfolgsgeschichte vor Ausbruch der Corona-Pandemie anzuknüpfen. Vor allem in den Größenklassen unter 5.000 m² präsentiert sich das Marktgeschehen wesentlich dynamischer als in den Vormonaten, aber auch bei den Großflächen hat sich die Zahl der Erfolgsmeldungen erhöht. Im dritten Quartal wurden vier Verträge jenseits der 10.000-m²-Marke mit insgesamt 74.000 m² getätigt.
Bei den Branchen wird die Rangliste wiederholt von den sonstigen Dienstleistungen angeführt, deren Marktanteil sich im ersten Dreivierteljahr auf gut 20 % beläuft. Vor allem die rege Anmietungstätigkeit im kleinen und mittleren Größensegment hat zu diesem Resultat beigetragen. In dieser Branche war der von BNP Paribas Real Estate begleitete Abschluss von Enpal herausragend: Das auf Leasing von Solaranlagen spezialisierte Unternehmen hat rund 17.100 m² im Projekt Officehome Ostkreuz Campus angemietet. Auf Rang zwei ordnen sich Berlins IuK-Unternehmen mit knapp 18 % Marktanteil ein und verzeichnen mit rund 112.000 m² den dritthöchsten Umsatz der Dekade, darunter die Großabschlüsse von Cariad SE (VW) mit 22.500 m² und der Mercedes-Benz AG (Mbition) mit 17.400 m². Das Leerstandsvolumen ist weiterhin rückläufig; die Leerstansquote liegt im Marktgebiet bei 3,1 %.
Das Vertrauen der Projektentwickler in den Berliner Büromarkt ist weiterhin ungebrochen; einmal mehr ist das Bauvolumen jüngst gestiegen und seit Jahresbeginn wird ein Plus von gut 24 % auf jetzt 1,6 Mio. m² verzeichnet. Damit hat die Bauaktivität in der Bundeshauptstadt einen Hochwert seit der Jahrtausendwende erreicht. Die Vorvermietungsquote beläuft sich aktuell auf rund 35 %. Eine differenzierte Analyse auf Teilmarktebene macht deutlich, dass insbesondere in den zentralen Lagen neue Projektflächen sehr schnell vom Markt absorbiert werden. Ein Beispiel ist der Teilmarkt Hauptbahnhof, der mit rund 143.000 m² Flächen im Bau ganz klar ein wichtiger Entwicklungsschwerpunkt ist, wo sich die Vorvermietungsquote auf hohe 65 % beläuft.
Spitzenmiete stabil, Durchschnittsmiete steigend
Seit Ende des Jahres 2021 präsentiert sich die Spitzenmiete im Berliner Marktgebiet stabil bei 43 €/m², demgegenüber wird für die Durchschnittsmiete im zweiten Quartal in Folge ein Anstieg auf jetzt 28,50 €/m² notiert. Sie hat damit einen neuen Höchstwert erreicht und bleibt mit weitem Abstand die höchste bundesweit. Gegenüber September 2021 ist die Durchschnittsmiete in Berlin um knapp 5 % gestiegen.
Trotz des weiterhin sehr herausfordernden wirtschaftlichen und geopolitischen Umfelds hält der Berliner Büromarkt Kurs und schickt sich an, ein sehr gutes Ergebnis deutlich jenseits der 800.000-m²-Marke einzufahren. Aufgrund der hohen Umsatztätigkeit im modernen Flächensegment in Kombination mit einer weiterhin niedrigen Leerstandsquote von rund 3 % dürfte das Mietniveau seinen Aufwärtstrend weiter fortsetzen.