Heuer Dialog: Die Stadt Hannover hat große Pläne, vor allem auch bei der Umgestaltung und Revitalisierung der Innenstadt. Welchen Benefit bringt das für die Händler, die insgesamt sehr zu kämpfen haben? Wie unterstützen Sie als Stadt diesen Wirtschaftszweig sehr kurzfristig?
Anja Ritschel: Klar ist: Die Innenstadt erfährt einen deutlichen Wandel, der Einzelhandel verliert die jahrzehntelange Leitfunktion. Deshalb hat die Landeshauptstadt Hannover mit dem Innenstadtdialog und dem darauf basierenden Konzept eine Entwicklung eingeleitet, um die Stadt attraktiver zu machen: etwa durch mehr Aufenthaltsqualitäten und mehr Nutzungsmischung, weniger Autos in der City, mehr Grün und Kultur. Davon profitiert auch der Einzelhandel.
HD: Wie schaffen Sie es, dass alle Beteiligten gut kooperieren und zu schnellen Lösungen finden? Gibt es jemanden, der alle Personen zusammenführt und wo nötig Überzeugungsarbeit leistet?
AR: Den Innenstadtdialog hatten wir sehr breit aufgestellt und dabei alle relevanten Gruppen einbezogen. Insbesondere die City-Gemeinschaft Hannover e.V. hat sich als Kooperationspartnerin stark eingebracht. Das nun dem Rat vorgelegte Innenstadtkonzept beinhaltet auch den Vorschlag, ein Innenstadtmanagement einzurichten, um die Abstimmungsprozesse bei der Umsetzung unserer Pläne optimal zu gestalten. Wie dies konkret aussehen kann, wird aktuell erarbeitet.Ohnehin pflegen wir schon seit Jahren mit der City-Gemeinschaft, verschiedenen Verbänden und auch vielen Eigentümer*innen einen regelmäßigen Austausch, um den Handel zu unterstützen.
HD: Die letzten Wochen haben gezeigt: Extremwetterlagen werden in Deutschland immer häufiger Realität. Das bedeutet konkrete Herausforderungen für die Innenstädte, die sich enorm erhitzen und damit bspw. das Einkaufserlebnis weiter schmälern. Eine Problemverknüpfung Ihrer beiden Zuständigkeitsbereiche – wie gehen Sie damit konkret um?
AR: In der Tat betrifft die zunehmende Hitze die Innenstädte stärker als das ländliche Umland. Deshalb wollen wir im Rahmen des Innenstadtkonzepts auch Klimawandelanpassungsmaßnahmen umsetzen. Angedacht sind insbesondere Dach- und Fassadenbegrünungen und auch Straßen und Plätze mit weniger versiegelten Flächen, wo das möglich ist. Das Stadtgrün trägt in jeder Hinsicht zu einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität bei.
HD: Was sind Ihrer Meinung nach die drängendsten Probleme aufgrund des Klimawandels und wie sichern Sie den Schutz vor weiteren Umweltbelastungen in der Region Hannover?
AR: Der Klimawandel bedroht das komplette Leben, wie wir es bislang kennen. Er ist ein globales Problem, das wir mit unseren Möglichkeiten lokal angehen. Wir haben das Ziel, Hannover bis 2035 zu einer möglichst klimaneutralen Stadt zu machen. Dazu bedarf es enormer Anstrengungen. Wir haben aktuell ein weiteres Sofortprogramm „Klimaschutz Hannover 2035“ mit einem Zehn-Punkte-Plan vorgelegt. Die Mobilitätswende und der Ausbau erneuerbarer Energien sind wichtige Pfeiler unseres Plans. Auch die Wärmewende wollen wir beschleunigen - die ersten Maßnahmen sind schon in die Wege geleitet.
HD: Frau Ritschel, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Das Interview führte Karin Hanten.