Der Autor
Robert DeckerGeschäftsführer, Timber Homes
Auch in Bezug auf Ausstattung, Energieeffizienz und Geschossigkeit werden immer wieder neue Höchstleistungen erreicht.
Timber Homes aus Dorfen etwa gehört zu den Unternehmen, die sich dem Holzmodulbau verschrieben haben und auf ein breites Spektrum unterschiedlichster Projekte blicken können. Einer der beiden Gründer und Geschäftsführer, Robert Decker, wird daher am 20. Oktober 2022 in Nürnberg auf dem Jahreskongress „Modulares Bauen der Zukunft“ über „Serielle Wohnanlagen in Holzmodulbauweise“ sprechen. Die Timber-Homes-Module werden aus Massivholzwänden sowie Brettsperrholz-Decken und -Böden gefertigt. Die massiven Holzwände (keine Ständerwände) erfüllen dabei nicht nur statische und bauphysikalische Aufgaben, sondern gewähren auch optimalen Brandschutz.
„Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der für ein angenehmes Raumklima sorgt“, so Decker. „Besonders aber ist die Eigenschaft von Holz, CO2 zu speichern. In jedem Kubikmeter Holz steckt ca. eine Tonne CO2.“ Das Unternehmen hat einmal hochgerechnet, wie viel Kohlenstoffdioxid in einem ihrer Projekte, dem Studentenwohnheim Timber Students Dorfen, insgesamt eingespeichert ist und kam auf die unglaubliche Zahl von 1.340.000 kg CO2. Das entspricht etwa der Emission von 800 Pkw im Jahr.
Vielfältige Nutzungen
Die Planung mit seriell gefertigten Raumzellen ist besonders dort sinnvoll, wo sich wiederholende Zimmertypen gefragt sind, wie beispielsweise in einem Hotel, einem Studierendenwohnheim oder einem Boarding House. Hier kann die Serien-Vorfertigung voll ausgeschöpft werden: Die einzelnen Module werden komplett, samt Einrichtung im Werk gefertigt und auf die Baustelle geliefert.
Abgesehen davon, dass die Module in unterschiedlichen Größen hergestellt werden können, lassen sie sich auch untereinander so koppeln, dass im Geschosswohnungsbau nicht nur Ein-, sondern auch Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen möglich sind. Hier werden die geschlossenen Modul-Längswände einfach durch Wände mit Türen ersetzt und die Zimmeranzahl damit variiert. Sollen jedoch größere Seminar-, Gewerbe- oder Aufenthaltsräume realisiert werden, nutzt Timber Homes dann allerdings Rahmenkonstruktionen, mitunter aus hochtragfähiger BauBuche, um entsprechende Raumbreiten zu erreichen. In den vergangenen Jahren hat man die Modulbauweise häufig auch für temporäre Schulbauten oder -erweiterungen eingesetzt – ebenfalls ein typischer Einsatzbereich für die Nutzung zusammengesetzter Raummodule für Klassenräume.
Das Reihen und Stapeln der Module ermöglicht nun auch ohne weiteres den Bau mehrgeschossiger Gebäude. Das aussteifende Element eines solchen Wohnbaus ist dabei meist ein Erschließungskern für Treppenhaus und Aufzug in innovativer Holzbauweise, zum Beispiel aus Brettschichtholz- oder Brettsperrholz-Elementen. Zeitverzögerungen durch konventionell betonierte Treppenhäuser werden dadurch minimiert. Neben dem mehrgeschossigen Wohnungsbau und kommunalen Bauten wie Kitas, Schulen oder Hochschulen sind so auch nachhaltige Gewerbe- oder Gesundheitsbauten seriell herstellbar.
Nachhaltig und energieeffizient
Für ein nachhaltiges Gebäude spielt die Auswahl des Baustoffs eine große Rolle. Das heißt auch, dass das für die Module verwendete Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen sollte. Timber Homes legt daher Wert darauf, ausschließlich PEFC-zertifiziertes Holz aus der Region zu verwenden. Denn so spart jedes Gebäude durch viele eingesparte LKW-Kilometer bereits bei der Erstellung Energie und unnötige CO2-Emissionen.
Und wie sieht es mit dem Betrieb der Gebäude aus? Wie in jedem konventionellen Bau lässt sich auch beim Bauen mit Raummodulen jeder Energiestandard realisieren. Neben der Dicke der Wärmedämmung und dem Einbau von Wärmeschutzfenstern lässt sich auch über die Haustechnik viel Energie bei der Nutzung der Häuser einsparen. Dazu gehören übrigens auch durchdachte und auf die Nutzenden abgestimmte Smart-Home-Lösungen. Das Studentenwohnheim Dorfen beispielsweise ist mit einer PV-Anlage mit Batteriespeicher sowie einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Über eine integrierte Smart-Home-Lösung kann so per Handy-App der Energieverbrauch optimal gesteuert werden.
Hohe Flexibilität
Ein weiterer wichtiger Vorteil des Bauens mit Raummodulen ist die hohe Flexibilität, denn Raummodule sind nicht nur in sehr kurzer Zeit aufgestellt, sondern lassen sich bei Bedarf auch kurzfristig zurück- und anderswo wieder aufbauen. So können innerstädtische Brachflächen für eine bestimmte Zeit sinnvoll genutzt werden. Bekannt ist vielen vielleicht das mobile Studentenwohnheim Pop-Up-Dorms aus Wien, das gerade im letzten Sommer seinen Standort gewechselt hat.
Ebenso wichtig, wie die Nutzung von Brachflächen ist der Aspekt der Nachverdichtung geworden, da der Wohnraumbedarf in den Städten enorm und der Druck diese zu schaffen auf die Städte hoch ist. Hier können Aufstockungen mit vorgefertigten Raummodulen ebenfalls häufig eine geeignete Lösung bieten. Gerade Wohnblöcke der 1950er- und 1960er-Jahre, und nicht zuletzt auch Garagen- oder Supermarktdächer liefern eine gute „Basis“ für neuen Wohnraum in Modulbauweise.
BIM-Planung und Fertigung
Das Verkürzen der Montagezeiten auf der Baustelle wird durch einen hohen Grad der Vorfertigung erreicht. Umso wichtiger wird dann die Produktion im Werk. Das witterungsunabhängige Arbeiten in der Halle, in der nun an den Produktionsstraßen gewerkeübergreifend gebaut wird, sorgt sowohl für beste Bauqualität als auch für optimale Arbeitsbedingungen.
Last but not least muss auch die Planung erwähnt werden, die im Bauprozess natürlich am Anfang steht und gerade bei Bauten mit hohem Vorfertigungsgrad entsprechend weitreichend durchdacht sein muss. Durch das Arbeiten mit BIM können alle relevanten Konstruktionsdaten sowie der Materialbedarf frühzeitig festgelegt werden. Gerade im Geschosswohnungsbau ermöglicht dies eine akkurate Kalkulation und minimiert das Risiko unerwarteter Kosten.