Heuer Dialog: Wie ist Ampeers Energy als Unternehmen entstanden?
Dr. Jörg Kruhl: Wir sind eine Ausgründung aus der Fraunhofer Forschungsgesellschaft. Dort werden seit vielen Jahren Lösungen zur Optimierung von Energiesystemen entwickelt. Unser CEO Karsten Schmidt hat damals erkannt, dass die komplexe Energieversorgung von CO2-armen Quartieren oder einzelnen Liegenschaften neue Ansätze erforderlich macht. Deshalb haben wir Cloud-basierte Lösungen entwickelt, mit denen die Immobilienwirtschaft die CO2 freie Energieversorgung ihres Portfolios möglichst einfach und profitabel realisieren kann.
Heuer Dialog: Welche Assetklassen stehen im Fokus?
Dr. Jörg Kruhl: Zum Erreichen von Klimaneutralität ist es notwendig, möglichst viele erneuerbare Energien, wie PV oder Erdwärme, zu erschließen und lokal zu verbrauchen. Hier verfolgen wir bei allen Assetklassen dieselbe Zielsetzung. Die größte Nachfrage spüren wir aktuell aber in zwei Segmenten: Zum einen im Wohnbereich, in dem der Druck auf Vermieter wegen des Verbots von Gasheizungen und Beteiligung an den CO2 Kosten ab 2023 enorm steigt. Zum anderen im stark wachsenden Gewerbesegment der Lagerung und Logistik. Hier sind riesige Dachflächen für PV verfügbar, die entsprechende Energiekonzepte zur Nutzung für Kühlung, Heizung, nachhaltige Mobilität, bis hin zu Wasserstoff erfordern.
Heuer Dialog: Was brauchen Unternehmen, damit der Betrieb ihrer ESG-Konzepte funktioniert?
Dr. Jörg Kruhl: Offen gesagt, in erster Linie den Willen zur Umsetzung. Sämtliche Technologien, die für die Dekarbonisierung der Energieversorgung nötig sind, sind schon heute vorhanden, seien es PV-Anlagen, Wärmepumpen, Speicher oder andere. Die Herausforderung besteht darin, die Komponenten in einem optimierten Konzept zusammenzubringen und zu betreiben. Hinzu kommt natürlich die Bereitschaft, sich auf neue Geschäftsmodelle, wie Mieterstrom, einzulassen, damit am Ende die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen stimmt.
Heuer Dialog: Was ist technisch schon alles möglich?
Dr. Jörg Kruhl: Die gute Nachricht ist: Die Prozesse von der Erstellung eines optimalen Konzeptes bis hin zur technischen Betriebsführung und Abrechnung sind schon weitgehend automatisiert und damit vereinfacht. Wir versetzen z.B. Immobilienunternehmen in die Lage, Klimaneutralität ohne eigenen Ressourcenaufbau zu erreichen. Das machen wir mit Softwarelösungen und Services, aber auch durch technische Innovationen, wie z.B. vorgefertigte Energiezentralen. Technologie ist hier kein Flaschenhals mehr.
Heuer Dialog: Wie lassen sich Photovoltaik und Geothermie als integriertes Konzept im Quartier nutzen?
Dr. Jörg Kruhl: Die beiden Energiearten sind die wichtigsten lokalen Quellen, wenn die Klimaneutralität erreicht werden soll. Wenn wir weg vom Gas und hin zu Erneuerbaren wollen, ist die Elektrifizierung der Wärmeversorgung der Schlüssel. Wärmepumpen nutzen Umgebungswärme, die im besten Fall mit Solarstrom auf das Niveau der Heiztemperatur gebracht wird – eine perfekte Verbindung, die übrigens auch im Sommer für Kühlung eingesetzt werden kann.
Heuer Dialog: Wie werden End-to-End Modernisierungen von Anfang bis Ende realisierbar?
Dr. Jörg Kruhl: Entscheidend ist das konsequente Umsetzen eines Energiekonzeptes, das im Betrieb dann auch die wirtschaftlichen Vorteile generieren kann. Häufig hören wir, dass der Wärmeplaner sich nicht um die PV kümmern möchte oder der PV-Projektierer die E-Mobilität nicht steuern kann. Das muss überwunden werden. Deswegen nehmen wir unseren Kunden – und auch deren Planer – von der Idee bis zur Betriebsunterstützung an die Hand und bieten in jeder Phase passende Lösungen. Wir bieten damit quasi den „Handlauf“, den Unternehmen entlang der neuen Aufgaben benötigen.
Heuer Dialog: Dr. Kruhl, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Interview führte Yvonne Traxel, Head of Operations, Heuer Dialog GmbH