Interview mit Thomas Graf, Geschäftsführer von Alpine Immobilien GmbH

Die Sog-Wirkung des Boom-Korridors Berlin-Ostkreuz, Tesla-Fabrik und BER hält weiter an

Jana Mielke hat mit dem Geschäftsführer von Alpine Immobilien GmbH über die Attraktivität und Potenziale der Neo-City und auch über die Reviatlisierung von Gebäuden im ESG-Kontext gesprochen.

Jana Mielke Thomas Graf 8. September 2022
Future Real Estate Berlin
Quelle: shutterstock

Heuer Dialog: Die Region rund um den BER und Brandenburg ist ein Boom-Korridor. Hier soll Neues und Nachhaltiges sowie vernetzte Räume entstehen. Was macht diese Region aus Ihrer Sicht so attraktiv und welche Entwicklungs-Potenziale sehen Sie?

Thomas Graf: In der als Neocity bezeichneten Region zwischen Berlin-Ostkreuz, Tesla-Fabrik und Flughafen BER kommen unglaublich viele positive Faktoren zusammen: Sie ist verkehrlich so gut erschlossen, wie kaum eine andere Region. Sie kommen mit dem Flugzeug, der Regional- oder S-Bahn und dem Auto in kurzer Zeit überall hin. Paris und London sind genauso schnell erreichbar wie die Berliner Innenstadt oder Leipzig. In der Region leben schon jetzt viele gut ausgebildete Menschen und die Sog-Wirkung hält weiter an. Die Menschen kommen wegen der vielfältigen beruflichen Möglichkeiten, aber auch wegen des hohen Freizeitangebotes. Ob Oper oder Sub-Kultur, Sterne-Restaurant oder Street-Food-Markt, Shoppingtrubel oder Entschleunigung in den Wäldern und an den Seen – alles ist möglich. Nicht zuletzt befinden wir uns noch relativ am Anfang der Entwicklung. Hier kann noch vieles gestaltet werden. Ich bin froh, dass die betroffenen Gemeinden und Berliner Bezirke das Potential erkannt haben und sich gemeinsam koordinieren. So kann ein neues, aufeinander abgestimmtes Geflecht aus Wohnen, Arbeiten und Freizeitangeboten entstehen. Ich hoffe, dass wichtige Infrastrukturprojekte, wie die Verlängerung der U7 über Schönefeld zum BER, nicht auf die lange Bank geschoben werden. Wir brauchen sie, um den Menschen attraktive Alternativen zum eigenen PKW zu bieten.

HD: Sie sind als Immobilienunternehmen im Umfeld des Flughafen BER sehr aktiv. Welche spannenden und innovativen Projekte planen Sie derzeitig in der Region?

Graf: Wir freuen uns, dass wir mit der Eröffnung des Hub 3 unseren Büro-Campus BB Business Hub direkt am Terminal 5 in Schönefeld in wenigen Wochen von 18.000 auf knapp 34.000 m2 Fläche erweitern. Hier bieten wir sowohl den langfristigen Mietern als auch Kurzzeit-Nutzern im Business Center moderne und flexibel gestaltbare Büroflächen in direkter Nachbarschaft zum Flughafen. In Waßmannsdorf, einem Ortsteil der Gemeinde Schönefeld, haben wir jetzt mit den Partnern DLE Land Development und der Gewerbesiedlungs-Gesellschaft (GSG Berlin) die Entwicklung eines 15 ha großen Gewerbegebietes mit dem Namen Waßmannsdorfer Tor gestartet. Hier ist geplant, Produktion, Büro, Forschung, Labor und Light Industry anzusiedeln. Wir verfügen in der Region noch über weitere Flächen, die wir gerne entwickeln möchten, über die wir aber noch nicht konkret sprechen können. Insgesamt kommt uns zugute, dass die Alpine bereits Anfang der 1990er Jahre voll auf den Standort Schönefeld gesetzt hat und wir als Bestandhalter mit einer langfristigen Perspektive die damals erworbenen Flächen selbst entwickeln und auch betreiben wollen.

HD: Als Projektentwickler konzentrieren Sie sich auf die Bestandshaltung von Büro- und Geschäftshäusern. Welche Faktoren priorisieren Sie, wenn Sie Gebäude revitalisieren – Thema ESG?!

Graf: Wir geben Menschen Räume zur Entfaltung. Daher planen wir immer aus der Perspektive unserer künftigen Nutzer. Anfangs ist nicht immer klar, wer die konkreten Nutzer sein werden. Deshalb ist uns die Variabilität unserer Flächen ein besonderes Anliegen. Die Erfahrung lehrt, dass sich auch im Laufe eines Mietverhältnisses oftmals noch die Anforderungen verändern. Social Design ist nicht erst seit Corona ein Plus für jede Immobilie. Unseren Mietern verschafft dies im Wettbewerb um junge Talente einen wichtigen Vorteil. Neben unseren flexiblen Grundrissen bieten unsere künftige Gastro-Area im Hub 3 und ein aufwändig gestaltetes, grünes Außenareal viele Möglichkeiten für kreative Pausen und innovative Team-Erlebnisse. Natürlich hat das Thema Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz seit der Pandemie auch bei uns einen erhöhten Stellenwert. Und in Sachen Nachhaltigkeit setzen wir auf effizienten Ressourceneinsatz durch smarte Lösungen und fördern neue Mobilitätskonzepte durch E-Ladepunkte für PKWs und Fahrräder.

HD: ESG ist in allermunde – was bedeutet das konkret für Ihr Unternehmen und Ihre Vision aber auch für die Erschließung einer ganz neuen Region?

Graf: Als Familienunternehmen mit Schweizer Wurzeln sind Nachhaltigkeit, Langfristigkeit, gegenseitiger Respekt und flache Hierarchien für uns schon immer Teil der Unternehmenskultur. Wir denken und handeln partnerschaftlich, egal ob es sich um Mitarbeiter, Mieter oder Dienstleister handelt. ESG auf die Entwicklung einer Region übertragen bedeutet für mich, einen vernetzten, aufeinander abgestimmten Ansatz zu verfolgen. Alle Auswirkungen der Entwicklung auf Menschen, Umwelt und Unternehmen sollten dabei im Blick behalten und in ein langfristig tragfähiges Gleichgewicht gebracht werden. Der Prozess sollte idealerweise im Dialog mit möglichst vielen Betroffenen erfolgen und Entscheidungen transparent nachvollziehbar sein. Erfreulicherweise werden viele dieser Aspekte in den bisher gestarteten Initiativen bereits berücksichtigt und auch von der Politik unterstützt.

HD: Vielen Dank für das Interview, Herr Graf!

Das Interview führte Jana Mielke

Die Autoren
Jana Mielke
Projektleiterin, Heuer Dialog GmbH
Thomas Graf
Geschäftsführer, Alpine Immobilien GmbH

Das Event zum Thema

Dienstag, 15. November - Mittwoch, 16. November 2022
Future Real Estate Berlin
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