Heuer Dialog: Herr Grieb, Sie leiten nun zwei Monate das Amt der Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart, was hat in den letzten Wochen Ihre größte Aufmerksamkeit gefordert?
Bernhard Grieb: Das Kennenlernen der Menschen in den Unternehmen, den Partnerorganisationen und in der Verwaltung ist mir sehr wichtig und dies fordert in einer Stadt dieser Größe auch viel Zeit. Dadurch kann ich die Bedürfnisse, die jede und jeder mit seiner Aufgabe verbindet und wo mit uns als Wirtschaftsförderung Ansatzpunkte bestehen erfahren. Dies lasse ich dann in unsere Neuausrichtung einfließen. Denn parallel habe ich den Prozess angestoßen unsere Arbeitsweise auf Innovation und Transformation der Wirtschaft auszurichten, damit wir zukunftsorientiert mit dem Ziel einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung für Stuttgart agieren.
HD: Wie unterstützen Sie die Unternehmen in Stuttgart dabei, die eigenen Bedürfnisse der Zukunft greifbarer zu machen?
BG: Als ganz konkretes Angebot haben wir das CITY INNOVATION LAB ins Leben gerufen. Hierbei geht es uns vor allem darum Kooperationspotenziale zu heben. Also die Dinge, die ein Betrieb alleine nicht umsetzen kann in Gemeinschaft mit anderen Unternehmen, Hochschulen und weiteren Organisationen. Damit schaffen wir einen Testraum für Zusammenarbeit, zusätzliche Geschäfts- und Vertriebswege sowie Erlebnisräume mit einer kreativen Community. Insgesamt geht es um die aktive Mitgestaltung von Transformationsprozessen und eine Aufwertung der Innenstadt und vom Reden ins Tun zu kommen.
HD: Bitte schauen Sie fünf Jahre in die Zukunft, wie digital ist Stuttgart im Jahre 2027?
BG: Hoffentlich sind wir bis dahin im Rathaus komplett papierlos, ein Wunsch, den ich gerne seit meinem ersten Tag in der Wirtschaftsförderung gehabt hätte. Leider sind die Prozesse der Abteilung Wirtschaftsförderung an viele andere Verwaltungsprozesse gebunden und wir haben hier kaum Einfluss. Was Stuttgart gesamt betrifft sehe ich die meisten Unternehmen gut aufgestellt, getreu dem Motto ‚alles was digitalisiert werden kann wird digitalisiert‘. Und das sehe ich wirklich positiv, schließlich hilft uns die Digitalisierung täglich unsere Arbeit und den Alltag zu optimieren.
HD: Wo sehen Sie das größte Potential für ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit?
BG: Was die ökologische Komponente angeht kann die Baubranche einen beachtlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, ebenso andere Infrastrukturen und überall wo physische Produkte Ressourcen verbrauchen. Dafür werden in den nächsten Jahren vor allem weitere pflanzenbasierte Rohstoffe mit neuen Anwendungen auftauchen. Unsere gegenwärtige Situation in der Welt wird auf sämtlichen Ebenen das soziale Bewusstsein verändern, was wiederum Auswirkungen auf unser ökonomisches Agieren mit sich bringt. Ich bin überzeugt, dass wir einen wirklich fairen Handel für Menschen aller Kontinente und im Sinne unserer Natur brauchen, wenn auch noch unsere Nachkommen überleben wollen.
HD: Herr Grieb, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Das Interview führte Franziska Heuer.