05.11.2021
Kim Gänz

Mixed-Use-Immobilien, Nachverdichtung und die optimierte Nutzung von Frei- und Parkflächen

Nahversorgungsimmobilien als Anker für eine nachhaltige Quartiersentwicklung

Die Debatte um Nachhaltigkeit hat mit der Veröffentlichung der ESG-Taxonomie-Kriterien auf dem Handelsimmobilienmarkt an Fahrt aufgenommen. Hierbei nehmen die Lebensmittelhändler in Form des Grundversorgers eine besondere Funktion als Frequenzbringer ein.

Die Nahversorger passen ihr Versorgungsangebot kontinuierlich den Kundenbedürfnissen an und spiegeln so unmittelbar auch die Bedürfnisse der Gesellschaft zur Nachhaltigkeit. Die Expansionsabteilungen der Handelsunternehmen bringen die notwendige Immobilienkompetenz mit, um mit nachhaltigen und innovativen Lösungen im Hinblick auf eine neu gedachte Quartiersentwicklung zu reagieren. Dabei setzen die Lebensmittelhändler auf Kundennähe sowie nachhaltige, großzügige und kundenfreundliche Filialen. So fügen sich beispielsweise die flexiblen Filialkonzepte von Lidl individuell in den städtebaulichen Kontext oder auch in die Bestandsgebäudestruktur ein – vom Bahnhof bis hin zu historischen Bauwerken. An ausgewählten Standorten in hochverdichteten Stadtteilen von Metropolen werden auch Projektentwicklungen für gemischt genutzte, nachhaltig gebaute Immobilien geplant, die zusätzliche Obergeschosse mit städtebaulichem Nutzen integrieren – beispielsweise für Wohnungen und Kitas.

Der Lebensmitteleinzelhandel zählt mit rund 38.000 Geschäften zu den umsatzstärksten Branchen Deutschlands. Als starker Wirtschaftsfaktor und großer Arbeitgeber spielen die Handelsunternehmen eine wichtige Rolle in der regionalen Ökonomie.

Rund 780.000 Menschen waren 2017 laut einer Studie des Bundesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen in Zusammenarbeit mit Lidl und der BBE Handelsberatung für die Lebensmittelhändler tätig. Allein Lidl beschäftigt in Deutschland rund 91.000 Menschen.

Da sich die stationären Nahversorger zudem gut gegenüber dem Online-Handel behaupten können, haben sie sich darüber hinaus auch zu einem wichtigen Frequenzbringer für die Innenstädte entwickelt. In den großen Metropolen, aber auch in ländlichen Gebieten bestehen derzeit jedoch noch Lücken in der wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung. Um diese zu schließen, gehen die Lebensmittelhändler flexibel auf die jeweiligen Standortbedingungen ein.

Optimierte Nutzungen für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung

An ausgewählten Standorten in hochverdichteten Räumen kann es beispielsweise sinnvoll sein, verschiedene Nutzungen miteinander zu verknüpfen und den Lebensmitteleinzelhandel in die Quartiersentwicklung einzubeziehen. Am Beispiel von Lidl zeigt sich die Konsequenz und Geschwindigkeit, mit der die Nahversorger die Aufgaben der veränderten Lebenswelt angehen. Bei der Strategie zur Standortwahl hat das Unternehmen flexible Filialkonzepte entwickelt, mit denen es sich konsequent an die örtlichen Gegebenheiten anpassen kann.

In den extrem verdichteten Lagen ist darüber hinaus die Flächeneffizienz ein wichtiger Erfolgsfaktor: So sind Mixed-Use-Immobilien, Nachverdichtung und die optimierte Nutzung von Frei- und Parkflächen ausschlaggebend für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung. Kreativität und innovative Ideen sind dabei von allen Beteiligten gefragt. Die Immobilienexperten der Handelsunternehmen suchen im Austausch mit städtischen Entscheidungsträgern individuelle Lösungsansätze für standortspezifische Fragen.

Am 1. Dezember 2020 fand beispielsweise der erste Spatenstich für eine neue Mixed-Use-Immobilie mit Lidl-Filiale in der Hönower Straße in Berlin-Mahlsdorf statt. Das nachhaltige Gebäude verfügt über extensive Dachbegrünung. Über der Verkaufsfläche entstehen drei Wohngeschosse mit insgesamt 26 Wohnungen in serieller Modulbauweise. Das heißt, die für den Bau im maxmodul-Werk von Max Bögl in Sengenthal vorgefertigten Module werden als nahezu vollständig ausgebaut zur Baustelle geliefert und dort montiert. Ein weiteres Beispiel für eine gelungene Mixed-Use-Immobilie ist eine Projektentwicklung in Bietigheim-Bissingen. Dort wurde bereits die zweite Lidl-Filiale mit einer modernen Kita im Obergeschoss errichtet. Diese wird langfristig von der Stadt angemietet. Die überbaute Fläche wird so nachhaltig mehrfach genutzt. Das Gebäudedach wird teilweise begrünt und mit einer Photovoltaikanlage versehen. Zudem wird die Immobilie wie alle Lidl-Filialen vollständig mit grünem Strom betrieben. Auf dem Parkplatz entstehen Ladesäulen für E-Fahrzeuge der Kunden.

Nachhaltigkeitsstrategien in der NahversorgungDie Kunden erwarten von den Händlern ein verantwortungsvolles Eintreten für Umwelt und Gesellschaft. Das stellt die Unternehmen vor besondere Herausforderungen, denen sie mit verschiedenen Konzepten begegnen. Beim Neu- oder Umbau von Filialen verfolgt Lidl konsequent wichtige Umwelt- und Energieaspekte. Alle Immobilien von Lidl sind nach dem Energiemanagementsystem ISO 50001 zertifiziert.

Lidl Deutschland bezieht beispielsweise 100 Prozent Grünstrom aus Wasserkraft, um seinen Energiebedarf für seine über 3.200 Filialen und 39 Logistikzentren in Deutschland zu decken. Außerdem betreibt das Unternehmen an seinen Standorten mittlerweile bereits über 400 Elektroladesäulen für E-Autos und E-Bikes, die komplett mit Ökostrom betrieben werden. Viele Lidl-Filialen werden sukzessive mit Photovoltaikanlagen ausgestattet.

Schaffung attraktiver Lebensräume durch KooperationDie Immobilienwirtschaft hat mit den angestrebten Klimazielen große Herausforderungen zu stemmen. Eine Nachhaltigkeitsstrategie, die Erfolg verspricht, kann deshalb nur in Kooperation aller Beteiligten gelingen, wie beispielsweise durch gemeinsame Projektentwicklungen. Der Lebensmitteleinzelhandel übernimmt durch seine langjährige Erfahrung auf dem Weg zu nachhaltigen Immobilien eine wichtige Funktion.

 

Die Autorin
Kim Gänz
Leiterin des Lidl-Immobilienbüros Rhein-Main
Lidl Dienstleistung GmbH & Co. KG.