Die Autorin
Karin HantenProjektleiterin, Heuer Dialog GmbH
Die Diversität der Player in der Outlet-Branche scheint diese Facette zumindest in Teilen mit sich zu bringen. Sind es die kommunalen Vertreter, die Städteplaner, die stationären Händler, die anspruchsvollen Marken oder die Betreiber mit unpassenden Flächen, die das theoretische Wachstumspotenzial von Outlet-Centern verhindern? Oder jeder davon ein bisschen?
Dass die Antwort darauf selbstverständlich wesentlich weniger trivial ist, als die Spielregeln für Schwarzer Peter, liegt auf der Hand. Zuweilen gewinnt man aber leicht den Eindruck, je nachdem mit welchem Beteiligten man spricht, dass eine plakative Vereinfachung in Kauf genommen wird.
So stimmt es nicht generell, dass der stationäre Einzelhandel in einer gesunden Innenstadt ein Outlet in der Nähe per se ablehnt und die Marken, die so gern gekommen wären und händeringend Mietfläche suchen, enttäuscht von dannen ziehen müssen. Marken entscheiden sich je nach lokaler Verflechtung durchaus eigenständig gegen eine attraktive Stadtnähe – sozusagen aus vorauseilendem Gehorsam um „Anstandsabstand“ zu Handelsplatzhirschen zu halten. Denn das Vollpreisgeschäft mit dem stationären Einzelhandel kaputt machen möchte nachvollziehbarerweise auch keine Marke.
Und nicht jedes marode Shoppingcenter kann nun mir nichts dir nichts in ein florierendes Outlet verwandelt werden. Wenn vorher keine Kunden da waren, bedarf es genauer Analyse und realistischer Einschätzung, wo die Reise mit der Umnutzung hin gehen kann. Das zerstört wohl nicht selten die Hoffnung wohlhabender Shopping-Center-Eigentümer. Die Parameter, an denen die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Transformation gemessen werden muss, sind sehr diffizil und werden vermeintlich teilweise unterschätzt. In der Realität wird sich die Richtung der Erfolgskurve nicht leicht nach oben biegen lassen – hier können wir bei aktuellen Beispielen gespannt sein.
Das rechtliche Korsett zwickt jeden mehr oder weniger. Weniger aber in Städten, die nicht so „sexy“ sind. Hier gibt es eher Genehmigungen, der Gegenwind kann scheinbar in Aussicht auf Positiveffekte besser abgefangen werden. Und wie das Konzept City-Outlet in Bad Münstereifel als Blaupause übertragen werden kann, muss genau beleuchtet werden. Die Voraussetzungen wurden in der vorher schon beliebten Touristencity so geschaffen, dass es nicht mehr so viele Köche gab, die den Brei verderben konnten. Bedeutet also, dass neben Expertise und Investmentbereitschaft die Kooperation, also eher mit- als gegeneinander sehr geholfen haben.
Führt zu dem Schluss, dass am Ende doch alle oder keiner Schuld hat. Denn es gibt einige Positivbeispiele, die über die wichtigen Messgrößen wie Vermietbarkeit und Konsumentenanzahl, weitere Hürden gemeistert haben – wohl dann eher ohne eine Schwarze Peter Karte.