14.10.2021
Marcel Keilholz

5 Fragen zum Modularen Wohnungsbau

Ein System – viele Möglichkeiten

Ob Berlin, München, Marburg, Weimar oder Leipzig… es braucht neue Wohnungen! Schnell gebaut. Nachhaltig. Attraktiv. Die Idee des modularen Bauens gilt seit wenigen Jahren wieder als eine Lösung gegen den akuten Wohnungsmangel.

1.    Ist der Handlungsdrucks wirklich so groß wie selten zuvor?

Im Jahr 2020 ist die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in Deutschland verglichen mit dem Vorjahr um 4,6 Prozent auf 306.376 gestiegen. Das entspricht einem Plus von 13.374, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Um die große Nachfrage nach Immobilien zu stillen und die Wohnungsnot in den Städten zu bekämpfen, müssen nach Einschätzung von Politik und Bauwirtschaft jedoch jährlich 350.000 bis 400.000 Wohnungen gebaut werden.

Im Lichte dessen haben die Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer zur Bundestagswahl 2021 unisono einen Abbau der Bürokratie in Aussicht gestellt und die Forderung „Bauen, bauen, bauen!“ mantraartig wiederholt.

Unterdessen wächst allerdings auch der sogenannte Bauüberhang weiter: Die Zahl der Baugenehmigungen legte im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent auf 368.589 zu. Sie liegt damit weiter deutlich über den Baufertigstellungen. Dies führe laut dem Statistischen Bundesamt zu einem Überhang von genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen von insgesamt 779.432. Knappe Kapazitäten bei Personal und Material haben mehr Fertigstellungen verhindert, da Handwerker und Bauunternehmen im Immobilienboom an ihre Grenzen kommen.

Also ja, der Druck ist hoch und wir brauchen vor dem Hintergrund einen Schwenk hin zu anderen Perspektiven im Wohnungsbau!

 

2.    Die Lösung heißt serielles bzw. modulares Bauen?

Die Frage nach attraktivem, bezahlbarem Wohnraum ist heute von entscheidender gesellschaftlicher und sozialer Bedeutung. Nicht zum ersten Mal, denn der Mangel an Wohnraum begleitet moderne Gesellschaften seit je her. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts haben sich die Architekten Le Corbusier, van der Rohe und Gropius damit beschäftigt und Prototypen, die noch heute als Vorbilder dienen, entwickelt.

Je angespannter die Situation auf dem Wohnungsmarkt wurde, umso lauter wurden die Rufe nach einer Wiederbelebung der Modulbauweise für den Wohnungsbau, um Gebäude möglichst schnell, effizient und ökonomisch errichten zu können. Nun kann man davon profitieren, dass Anbieter wie wir von HABAU Deutschland als Teil der HABAU GROUP diese Methode industriell vorproduzierter, serieller Elemente und Modularen Bauens im Wohnungsbau sowie im Industrie-, Logistik- und Gewerbebau konsequent fortgeführt und weiterentwickelt haben.

Im Hinblick auf die gewaltigen Herausforderungen und der weiterhin bestehenden Hindernisse bei der Umsetzung der Projekte ist zurzeit zu konstatieren, dass der Modulare Wohnungsbau ein entscheidender Baustein der Lösung sein muss – aber leider noch nicht ist.  Ebenso ist der Abbau von genehmigungs- und verwaltungsrechtlichen Hemmnissen und einer neuen, der gegenwärtigen Situation angepassten, Liegenschaftspolitik von Bund, Ländern und Kommunen notwendig.

 

3.    Modularer Wohnungsbau = Plattenbau 2.0?

In Ost wie West wurde die Plattenbauweise in Deutschland bis Ende der 80er Jahre als probates Mittel zur Bekämpfung der Wohnraumknappheit genutzt, ebenso in der Schweiz und Frankreich. Heute denken wir bei den entstandenen Stadtvierteln schnell an soziale Brennpunkte, Trabantenstädte oder die Banlieues mit all ihren Spannungen und Verwerfungen in Frankreich.

Ganz klar, die städtebaulichen Fehler dürfen sich auch im Hinblick auf die durchaus gebotene Eile und Notwendigkeit nicht wiederholen. Architektonische Vielfalt muss ein Leitgedanke für lebendige Quartiere sein. Adieu, Plattenbau!

 

4.    Tristesse in Serie oder Haute Couture vom Band?

„Nicht ,Tristesse in Serie‘, wie der Bund Deutscher Architekten eine kritische Stellungnahme übertitelte, sondern ,Haute-Couture vom Band‘ sei das Motto des GdW“, so äußerte sich Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des GdW, dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., im Jahr 2019 in der WOHNENPLUS. Eine modische Einordnung des Modularen Wohnungsbaus unserseits folgt gleich, vorher aber erst einmal zu dem, was mit unserem System möglich ist:

MODULAR bietet bei HABAU Deutschland, einem bundesweit agierenden Bauunternehmen mit Schwerpunkten im Industrie- und Wohnungsbau, die Möglichkeit, mit einem Bausystem die unterschiedlichsten Gebäudekonfigurationen für den Wohnungsbau zu erstellen. So können wir für jedes städtische und ländliche Wohnprojekt den passenden Gebäudetyp bzw. Gebäudekomplex realisieren. Die Planung erfolgt auf Grundlage unseres Kataloges in enger Zusammenarbeit mit den Bauherren.

Das äußere Erscheinungsbild kann je nach Standort und Nutzung individualisiert werden. Die Wohnungen können ebenso je nach Bedarf und Geschmack auf die Bedürfnisse der Kunden angepasst und ausgebaut werden. Für die Architekturfassade (Fassadenplatten) gibt es eine große Auswahl an Oberflächenstrukturen und für die Fenster stehen Klappläden, Rollläden und Schiebeelemente zur Verschattung zu Verfügung. Dies ist eine weitere Möglichkeit, die Optik durch Form und Farbe zu individualisieren. Mit dem von uns entwickelten Balkonsystem, welches durch seine Flexibilität auch an Bestandsgebäude montiert werden kann, erhält man eine architektonische Erweiterung des Wohnungsbausystems.

Zurück zu den Modevergleichen: „Tristesse in Serie oder Haute Couture vom Band?“ Die diversen Individualisierungsmöglichkeiten rufen eindeutig: Au Revoir, Tristesse! Doch auch „Haute Couture vom Band“ trifft es für uns nicht ganz. Der Übersetzer hilft den Modeunkundigen, zu denen ehrlich gesagt auch ich zähle: Haute Couture steht im Französischen für „gehobene Schneiderei“. Geeigneter erscheint uns Prêt-à-porter – also „bereit zum Tragen“.

Die Herstellung unserer Bauteile wie Wände, Stütze und Decken erfolgt nicht mehr vor Ort am Bau, sondern in unserem eigenen Fertigteilwerk an unserem Stammsitz Heringen im schönen Thüringen. Sie verlassen den Hof bzw. die Schneiderei, um beim Modebild zu bleiben und werden dann nur noch auf der Baustelle montiert. Prêt-à-porter aus dem grünen Herzen Deutschlands!

 

5.    Welche Vorteile bietet die moderne modulare Bauweise?

Für HABAU Deutschland gilt: Bezahlbarer Wohnraum ist MODULAR!

Hoher Vorfertigungsgrad und die Modularität der Bauelemente sind die Basis für schnellen Baufortschritt, Wirtschaftlichkeit, höchste Qualität und Genauigkeit. Die Serienfertigung ermöglicht den sparsamen Einsatz von Ressourcen. Ebenso werden die Kosten und auch der Energieverbrauch für Schalung und Transport verringert.

Die Vorfertigung erfolgt im Werk, wie beispielsweise der Einbau von Fenstern und Verschattungselementen (Sonnenschutz). Dadurch wird Zeit gespart und gegebenenfalls können Gewerke auf der Baustelle, wie der Gerüstbau, minimiert oder sogar ganz eingespart werden.

Insbesondere der Einsatz von textiler Bewehrung (Carbon- und Glasfaser) bietet eine große Chance zur Verringerung des Verbrauchs von Rohstoffen und Energie. So es ist möglich, das Volumen und Gewicht der Modulelemente zu verringern. Im Balkonsystem setzen wir schon Bewehrung aus Carbonfasern ein und erlangen so 40 Prozent Materialeinsparung. Eine weitere Möglichkeit stellt der Einsatz von Holzleichtbeton zum Beispiel für die Innenwänden dar. Zudem kann man die Fertigteile am Ende der Nutzungszeit recyceln und damit als Ausgangsstoff für neue Bauten zu nutzen.

Einer der ausschlaggebendsten Vorteile liegt in dem individualisierbaren Wohnungsschlüssel. Sowohl Jung wie Alt, Single und Großfamilie, Gutbetucht oder studentische Wohngemeinschaft – flexible Grundrisse ermöglichen die stets geforderte gesunde Mischung in neu entstehenden Quartieren. Getreu dem Motto: Ein System – viele Möglichkeiten.

Der Autor
Marcel Keilholz
Habau