Der Autor
Frank BerleppGeschäftsführer, LBBW Immobilien
Die bereits begonnene Transformation der Automobilwirtschaft wird wohl nirgends so tiefe Spuren hinterlassen wie in der Heimat von Mercedes, Porsche, Bosch und unzähligen Zulieferern. Wie viele Menschen werden künftig in der Region Arbeit finden? Wie wird sich der sich abzeichnende Wandel auf den Bedarf an Büros, Wohnungen, aber auch Industrieflächen auswirken? Was wird diese Transformation der Wirtschaft aus unserer Zivilgesellschaft machen?
Industrie-, Gewerbe- und Wohnflächen bleiben gefragt
Zweifellos wird Stuttgart künftig nicht weniger Gewerbeflächen benötigen. Bereits heute herrscht spürbarer Bedarf beispielsweise an Lagerflächen. Dieser Trend könnte sich noch verstärken. In der Büro- und Arbeitswelt werden Themen wie die zunehmende Nutzung von Home-Offices zwar für Entspannung auf dem Immobilienmarkt sorgen. Doch wenn beispielsweise 20 Prozent der Bürotätigkeiten künftig nicht mehr vom Büro, sondern von zu Hause aus geleistet werden, bedeutet dies nach meiner Überzeugung keinen Flächenrückgang in derselben Größenordnung. Hier wird eine Umnutzung stattfinden in Kommunikations- und Begegnungsräume. Bei den Wohnimmobilien wird der Druck des Marktes voraussichtlich leicht nachlassen. Dennoch bleibt Wohnraum knapp. Denn bevor er bezahlbar ist, muss er erst einmal verfügbar sein. Die Stuttgarterinnen und Stuttgarter werden nicht zuletzt aufgrund der Kessellage ihrer Stadt mit weiterhin hohen Kosten leben müssen.
Nach der Debatte muss auch die mutige Umsetzung kommen
Mit der „Agenda Lebenswerte Stadt“ hat sich Stuttgart auf den Weg gemacht in Richtung Zukunft. Ich betone: Auf den Weg gemacht! Es gibt viele gute Ansätze und wie ich finde, eine sehr positive Streitkultur in der Stadt. Politik, Verwaltung und Bürgerschaft stellen sich den richtigen Fragen und diskutieren sie kontrovers. Allerdings muss dann irgendwann auch die konkrete Umsetzung erfolgen. Nachdem man jahrelang über einzelne Projekte diskutiert hat, sollte man auch zu getroffenen Entscheidungen stehen und diese zielgerichtet verwirklichen.
Dabei habe ich großes Vertrauen in unsere Stadt und unsere Region. Wer sich häufiger im Ausland aufhält, der merkt doch schnell, dass bei uns möglicherweise nicht immer alles optimal läuft – aber es läuft doch unterm Strich immer noch viel besser als in vielen anderen Ländern. Und gerade die fleißigen Schwaben genießen bei den Nachbarn große Wertschätzung. Das gilt auch und vor allem für unsere Branche, die Immobilienbranche.
Immobilienbranche spielt Hauptrolle bei der Transformation
Als LBBW Immobilien-Gruppe sind wir einer der maßgeblichen Player in der Region. Wie man die Stadt der Zukunft erschaffen kann, haben wir beispielsweise auf dem Lautenschlager-Areal bewiesen. Aus einer städtischen 1b-Lage wurde eine lebendige Meile; mit einer bemerkenswerten, technisch anspruchsvollen baulichen Lösung. In der Eberhardstraße werden wir ein ganzes Areal komplett aufwerten und eine innerstädtische Struktur wiederherstellen, die man an dieser zentralen Stelle über Jahrzehnte vermisst hat. Die Königstraße 1 bis 3 ist, sozusagen, ein Kern- und Herzensprojekt für uns. Und ganz aktuell haben wir zwei aneinandergrenzende Grundstücke im Synergiepark in Stuttgart-Vaihingen von der Allianz Lebensversicherungs AG gekauft. Geplant werden hier zwei völlig eigenständige moderne Bürogebäude mit rund 30.000 Quadratmetern Mietfläche in direkter Nachbarschaft zum Allianz Park Stuttgart. Hier liegt unser Fokus insbesondere auf dem Thema Künstliche Intelligenz, auch wenn der vom Land Baden-Württemberg ausgelobte KI-Campus an den Standort Heilbronn vergeben wurde.
Stuttgart ist gut gerüstet, um die anstehenden Umbrüche zu meistern. Ich habe keinen Zweifel daran, dass dies gelingen wird, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Gerade auch unsere Branche ist gefragt, sich in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen, Lösungen anzubieten und alles dafür zu tun, dass wir alle gemeinsam anpacken und die Stadt der Zukunft realisieren.