Die Autorin
Jessica SejaLeiterin Marketing, CG Elementum AG
Mann muss die die Ursachen für Wohnungsmangel und steigende Mieten in Deutschland nicht umfänglich erörtern, um die Befassung mit diesen Problemen als unbedingt notwendig einzuordnen, und zu erkennen, dass die Schaffung von Wohnungen durch Neubau und die Revitalisierung von Bestandsgebäuden die zentrale gesellschaftliche Aufgabe der Immobilienwirtschaft ist. Dabei kommt der Nutzung von Alt- und Industriebauten schon mit Blick auf Versiegelungsquoten eine tragende Rolle zu. Die Herausforderungen des globalen Klimawandels bilden dabei eine Klammer, die alle Bereiche unserer Gesellschaft umfasst, und uns in den kommenden Jahrzehnten enorme Anstrengungen abverlangen wird.
Konkret bedeutet dies einerseits, dass für heute geplante und realisierte Gebäude und Quartiere die im Pariser Klimaabkommen definierten Anforderungen konsequent mitgedacht werden müssen, und andererseits müssen wir dafür sorgen, dass Herstellung und Betrieb der Immobilien deutlich kostengünstiger werden müssen. Dieses Zusammenspiel ist nur durch konsequente Innovation erreichbar.
Wesentlicher Teil nachhaltigen Bauens ist das Material. Vorproduzierte Betonfertigteile können heute bereits mit einem Anteil von bis zu 45% aufbereiteten Bauschutt hergestellt werden. So werden bei günstigerer CO2-Bilanz auch natürliche Ressourcen geschont.
Die Vorfertigung von Bauteilen ist dabei nur ein Aspekt, vielmehr trägt die umfassende Einbindung digitaler Technologien in den Planungs- und Bauprozess dazu bei, schneller und günstiger, aber dennoch individuell zu bauen. Prefabrication reduziert die Rohbaukosten um bis zu 20%, die dafür ohnehin notwendige, sehr exakte Planung erfordert die Einbeziehung des Faktors Zeit und erlaubt dadurch auch die Just-in-time-Lieferung der Elemente auf die Baustelle, wodurch sich die Bauzeit um bis zu 30% verkürzt. Durch geringere Materialstärken im Vergleich zur konventionellen Bauweise steigt die Flächeneffizienz (BGF zu NGF) um 3% bis 5%. All diese Faktoren gehen einher mit einer erheblich höheren Genauigkeit in der Errichtung der Gebäude bei gleichzeitig höherem qualitativen und geringerem quantitativen Personalbedarf: Die Automatisierung folgt damit dem Trend zu einer serviceorientierten Gesellschaft.
Digitale Planung verlangt einen ganzheitlichen Ansatz und erlaubt dadurch die frühzeitige Berücksichtigung ressourcenschonender und CO2-sparender Energieversorgung. Zwar ist nicht jede Technologie bei jedem Bauvorhaben gleichermaßen umsetzbar. Aber es gibt passende Lösungen für jedes Projekt, ob Geo- und Solarthermie, thermische Gewässernutzung, Windkraft oder Photovoltaik. Gerade letztere bietet sich vor allem dort an, wo großformatige Dachflächen zur Verfügung stehen.
Andernorts ist es je nach örtlicher Situation sinnvoll, stärker auf Geothermie, thermische Fließgewässernutzung oder Windkraft zu setzen. Ebenfalls interessant ist die Wasserstofftechnologie: Diese Speichertechnik entwickelt sich rasant weiter, und erlaubt es, regenerative Energie aus Wind, Wasser und Sonne durch Umwandlung in grünen Wasserstoff nachhaltig nutzbar zu machen. So rückt eine CO2-freie Bewirtschaftung von Gebäuden in greifbare Nähe. Neue Quartiere müssen diese Vielfalt der Möglichkeiten abbilden können, etwa indem neue Blockheizkraftwerke perspektivisch von Gas- auf Wasserstoffbetrieb umgestellt werden können.
Es gilt, ambitioniert voranzugehen: In Wendlingen entsteht derzeit mit dem Projekt „OTTO-Quartier“ ein Zero-Emission-Projekt, in dem verschiedene innovative Technologien intelligent miteinander verknüpft werden. Dank zentraler Energie- und Mobilitätsinfrastruktur ist das Quartier auf einem guten Weg, ein weiteres regeneratives Vorzeigeprojekt in Deutschland zu werden.
Neben Photovoltaikanlagen auf den Dächern werden Wärmetauscher zur Energiegewinnung aus dem Abwasser des Quartiers eingesetzt in Kombination mit geothermischen Wärmepumpen, um mit einem hohen regenerativen Anteil das Ziel einer Null-Emissionsbilanz zu erreichen.