Die Autorin
MSc Nicole HeinrichVertrieb und Marketing, chargeBIG c/o MAHLE GmbH
Wie schnell sich E-Mobilität durchsetzen wird hängt von vielen Faktoren ab. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die ausreichende Verfügbarkeit von Ladepunkten, speziell auch für Autofahrer, die zur Miete wohnen. Studien zeigen, dass das Laden zu mehr als 70 % zuhause oder beim Arbeitgeber erfolgt. Für den typischen Pendler ist Schnellladung nicht nötig. Ein mehrstündiges Laden mit geringer Leistung reicht für das Nachladen der täglichen Pendlerstrecke von durchschnittlich 50 km aus, da Fahrzeuge in der Regel 23 Stunden am Tag stehen. Laden an Orten, an denen Fahrzeuge lange stehen, ist daher eine sinnvolle und notwendige Ergänzung zu Schnellladepunkten und zu Ladepunkten im Eigenheim. E-Fahrzeuge sollten vorzugsweise immerwährend des Parkens geladen werden – beim Arbeitgeber, am Park&Ride Parkplatz, am Flughafen oder im Logistikhub. Das bedeutet, Ladepunkte müssen an den Orten anwendungsbezogen und sinnvoll geschaffen werden, wo Fahrzeuge oft und lange stehen.
Basierend auf den unterschiedlichen Anwendungsbereichen und den typischen Ladenszenarien im privaten und öffentlichen Sektor lassen sich die notwendige Ladeleistung je Anwendung bzw. je Ladeszenario ableiten. Gerade bei langen Standzeiten von Fahrzeugen und an Orten, an denen viele Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden müssen, reichen in der Regel geringe und intelligente gesteuerte Ladeleistungen aus. Hohe Ladeleistungen würde die Kosten in eine Netzanschlusserweiterung, die Stromkosten für Spitzenleistung und Netzentgelte sowie die Langlebigkeit der Fahrzeugbatterie negativ beeinflussen. Eine Ladelösung mit vielen Ladeanschlüssen kann realisiert werden, indem viele Wallboxen und Ladestationen in Reihe geschaltet werden. Dies erfolgt in der Regel durch sogenannte Master-Slave-Systeme.
Eine dieser in Reihe geschaltenen Wallboxen, eine der Ladestationen oder ein vorgeschaltete Management-Einheit übernimmt dann die Steuerung und die Kommunikation mit dem Netzanschluss. Um alle Wallboxen in Reihe zu schalten werden entweder Stromschienen genutzt oder Unterverteiler aufgebaut, die die Kupferkabel zwischen Wallbox oder Ladestation mit dem Netzübergabepunkt verbinden. In zentralisierten Ladeinfrastruktursystemen, in denen die Elektronik in einem Schaltschrank zusammengefasst wird, kann auf einen standortindividuelle Unterverteilung verzichtet werden. Der Schaltschrank selbst stellt dann die Steuer- und Kommunikationseinheit zum Netzübergabepunkt dar. In einem solchen System sind am Stellplatz nur Ladestecker oder Dosen vorgesehen, aber keine Ladeelektronik. Damit ergeben sich auch Wartungsvorteile in Bezug auf Kosten und Zeitaufwand.
Um in Ausschreibungen nun allen Ladeinfrastrukturkonzepten technologieoffen gerecht zu werden sollte in der Ausgestaltung und Formulierung auf folgende Sachverhalte Rücksicht genommen werden:
In Summe gilt, dass Ausschreibungen für Ladeinfrastruktur so weit wie möglich technologieoffen ausgeschrieben werden sollen. Wichtig dabei ist, den Bedarf und Anwendungsfall im Blick zu behalten, denn insbesondere im privaten Bereich zuhause und beim Arbeitgeber gilt: geladen werden sollte so schnell wie nötig und nicht so schnell wie möglich.