Der Autor
Benjamin PfeiferDirector Sales & Marketing, ioki
Keine Immobilienanzeige kommt ohne einen Satz zur ÖPNV-Anbindung aus – das hat auch die Pandemie nicht verändert. Die Anbindung an das ÖPNV-Netz ist für viele Bürgerinnen und Bürger weiterhin ein entscheidendes Kriterium bei der Wohnortwahl. Aber: Wer aufgrund der Pandemie nicht mehr täglich ins Büro fahren muss, denkt häufig über einen Umzug in ländlichere Gegenden nach. Großstadt vs. Dorf, PKW vs. ÖPNV? Hier haben Kleinstädte und Kommunen mit dem richtigen Mobilitätsmix durch die Digitalisierung einen entscheidenden Standortvorteil, wenn die Angebote flexibel, nachhaltig und einfach per App oder Telefon buchbar sind.
Heuer Dialog: Die Realität im ländlichen Raum sieht aber meist anders aus.
Benjamin Pfeifer: Ja, das stimmt. In ländlichen Regionen gibt es im ÖPNV sicherlich Verbesserungspotenzial. Das führt häufig dazu, dass auf den Privat-PKW zurückgegriffen wird, weil der ÖPNV zu unflexibel und zu kompliziert erscheint oder nicht ausreichend ausgebaut ist. Durch die Digitalisierung ergeben sich für Dörfer und Kleinstädte neue Möglichkeiten. Wir unterstützen sie mit ioki als Technologiepartner dabei, ihre Mobilitätspotenziale zu nutzen und leisten einen entscheidenden Beitrag zur Verkehrswende durch ein kosteneffizientes und klimafreundliches Angebot, das zudem einfach zu buchen ist.
HD: Inwiefern?
Pfeifer: Anhand bestehender Daten ermitteln wir den Mobilitätsbedarf. So lassen sich Verkehre datenbasiert optimieren und das neue Angebot mit der tatsächlichen Nachfrage vereinen. In einem zweiten Schritt ergänzen oder ersetzen On-Demand-Shuttles den Linienverkehr. Die Shuttles planen ihre Fahrt per intelligentem Algorithmus nach den Fahrgastwünschen und sind nicht nach einem Fahrplan auf einer festen Route unterwegs. Zudem ist die Nutzungsschwelle denkbar niedrig, Bestellung und Buchung laufen über eine App. Alle Informationen zur Fahrt kommen in Echtzeit aufs Handy.
Erst durch die Digitalisierung können wir effizienten Verkehr auf dem Land anbieten und eine attraktive Alternative zum eigenen PKW schaffen und klimabewusste Neubürger anlocken. Wenn wir mit flexiblen Mobilitätsangeboten dafür sorgen können, dass das Auto in der Rush Hour stehen bleibt und ein On-Demand-Shuttle die letzte Meile zur S-Bahnstation überbrückt, haben wir viel erreicht.
HD: Was bedeutet das für Kommunen und ihre Zukunftsfähigkeit?
Pfeifer: Orte wie Gronau oder Wittlich haben das Potenzial von ÖPNV als Standortfaktor erkannt und gehen als Vorreiter der Mobilitätswende voran. Sie hinterfragen ihr bisheriges ÖPNV-Konzept, setzen neue Projekte emissions- und klimafreundlich um und stellen sich langfristig auch auf autonome Mobilitätslösungen ein. Aufgrund ihrer Größe können sie die Potenziale der Digitalisierung agiler umsetzen und reagieren so auf den urbanisierenden Wandel. Das macht sie zu einem Treiber der Digitalisierung in Deutschland. Bedarfsgerechter ÖPNV ist kein Exklusivthema für deutsche Großstädte, sondern wird zum wesentlichen Kriterium im ländlichen Raum.
HD: Herr Pfeifer, wir danken Ihnen für das Gespräch.