Wohnraum aus dem Baukasten

Modulbau neu entdecken

Das serielle und modulare Bauen ist optimal, um den großen Bedarf an Wohnungen zu decken. Im Großraum Stuttgart gibt es einige Projekte, die belegen, wie nachhaltig, schnell und vielseitig diese Bauweise heute ist.

Albert Dürr 30. Juli 2021

Laut einer aktuellen Studie der Hans Böckler Stiftung fehlen allein in den 77 Großstädten mehr als 1,5 Millionen leistbare und angemessene Wohnungen. Angesichts dieser Herausforderung ist es Zeit, das serielle und modulare Bauen neu zu entdecken. Schon das Bauhaus verfolgte die Idee, Gebäude aus vorgefertigten Elementen zu errichten. Wer nun an monotone Siedlungen oder gar eine Neuauflage des Plattenbaus denkt, liegt falsch: Der heutige Modulbau bietet eine große Gestaltungsfreiheit und Individualität, weil wir aus vielen Formen und Materialien wählen können. WOLFF & MÜLLER hat bereits in den 70er Jahren erfolgreich Fertighäuser gebaut. Seit einigen Jahren beschäftigen wir uns wieder intensiv mit dem Modulbau, weil er privaten und öffentlichen Bauherren viele Vorteile bietet. Typische Bauaufgaben sind neben dem klassischen Wohnungsbau etwa Boardinghäuser und Wohnheime für Studenten oder Pflegekräfte. Der Modulbau geht mit dem digitalen und nachhaltigen Bauen einher, zwei Schwerpunkte unseres Bauunternehmens. WOLFF & MÜLLER treibt diese Bauweise als Gesellschafter des Modulbau-Spezialisten aktivhaus voran. Wir beziehen die vorgefertigten Bauelemente und Module von bewährten Baupartnern. Ergänzend können wir als Anteilseigner der polnischen ERBUD-Gruppe auch eine eigene Produktion anbieten.

Viele Aspekte – und viel Potenzial
Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig: Wir können nicht nur das Produkt – also die Gebäude – standardisieren, indem wir zum Beispiel Bauteile, Badzellen oder ganze Wohnmodule vorfertigen, sondern auch den Planungs- und Bauprozess. So gelingt es uns, möglichst effizient, verschwendungs- und störungsfrei zu bauen. Die Prinzipien der Nachhaltigkeit durchziehen den gesamten Lebenszyklus der Gebäude: Die einzelnen Module lassen sich so ausstatten, dass sie kaum Energie verbrauchen oder gar selbst Energie produzieren. Auch bei Umnutzung und Rückbau kann der Modulbau punkten: Alle Bauteile lassen sich am Ende des Lebenszyklus vollständig in biologische oder technische Kreisläufe überführen; das Grundstück kann ohne Altlasten oder sonstige Rückstände renaturiert werden.

Referenzen in Winnenden und Esslingen
Wie attraktiv und individuell das modulare Bauen heutzutage ist, zeigen einige Projekte im Großraum Stuttgart. Bereits im Herbst 2016 hatte aktivhaus eine kleine Siedlung aus insgesamt 38 schlüsselfertigen Wohnmodulen in Winnenden errichtet, die unter anderem mit dem deutschen Holzbaupreis ausgezeichnet wurde. Gemeinsam haben aktivhaus und WOLFF & MÜLLER vor zwei Jahren in Esslingen ein Wohnheim für Pflegekräfte des Klinikums gebaut, bestehend aus 17 Wohnmodulen und einem Technikmodul. Das Gebäude entspricht dem KfW-55-Standard und bezieht einen Großteil seiner benötigten Energie aus Photovoltaik und einer Wärmepumpe.

Leuchtturmprojekt in Stuttgart
In Stuttgart-Bad Cannstatt steht ein weiteres gemeinsames Projekt in den Startlöchern. Bauherr ist die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH (SWSG). Bis Ende 2023 errichten aktivhaus und WOLFF & MÜLLER am Prießnitzweg ein Energiehaus-Plus-Quartier mit 329 Wohnungen für Mitarbeiter des Klinikums Stuttgart. Es handelt sich um die bislang größte Auftragsvergabe nach dem GdW-Rahmenvertrag: Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW hatte für seine Mitgliedsunternehmen 2018 – nach vorausgegangenem Wettbewerb – eine Rahmenvereinbarung für mehrgeschossige Modul-Wohnbauten geschlossen. aktivhaus gehört zu den ausgewählten Vertragspartnern. Zum anderen ist es Deutschlands größtes als Einzelauftrag vergebenes Quartier in nachhaltiger Holzbauweise. Die Gebäude werden mit ihrer Energieeffizienzklasse 40 Plus im Jahresmittel einen Energieüberschuss aus regenerativen Quellen erzeugen.

Aus der Werkhalle auf die Baustelle
All diese Projekte zeichnen sich durch eine kurze Bauzeit aus: Die Module werden in einem gesicherten Prozessablauf in einer Industriehalle gefertigt und getestet, just in time auf die Baustelle transportiert und dann auf dem Grundstück miteinander verbunden. Holz ist das vorherrschende Material. So kommen viele Vorteile zusammen: Nachhaltigkeit, Mängelfreiheit, Wirtschaftlichkeit, Vielseitigkeit und Schnelligkeit. Die Wohnungen „aus dem Baukasten“ sind optimal, um innerstädtische Gebiete schnell, günstig und nachhaltig zu verdichten und Baulücken zu schließen.

Albert Dürr

Das Event zum Thema

Dienstag, 21.September.2021
13. Immobilien-Dialog Region Stuttgart
Stuttgart