Win-Win-Situation für Erdgeschosse und Kreativschaffende

Comeback der Erdgeschosse: Belebende Zwischennutzungen

Ein erfolgreiches Quartier lebt ganz stark davon, wie gut es sich als Stadtbaustein in das Stadtgefüge integriert.

Michael Ehret 31. März 2021

Erdgeschosse nehmen dabei eine besondere Rolle ein. Denn hier entstehen und wirken Synergien zur gebauten Umwelt. Erdgeschosse beherbergen das gemütliche Café, den beliebten Friseur, das Lebensmittelgeschäft oder die Kita. Nicht nur das Erdgeschoss wird aktiviert, sondern das gesamte Quartier und darüber hinaus der gesamte Stadtteil. Lebendige und frequenzstarke Erdgeschosse sind somit die Visitenkarten eines Quartiers und prägend den Charakter einer Stadt.

Sinkende Kauffrequenz macht den stationären Einzelhandel allerdings schwer zu schaffen und führt zu einem zunehmenden Stillstand in der Innenstadt. Hinzu kommen steigende Grundstücks- und Baukosten, die eine Nutzung von Erdgeschossen immer unattraktiver erscheinen lassen. So prägen vermehrt geschlossene und sogar verlassene Erdgeschosse das Stadtbild. Diese vernagelten, verstaubten und kalten Erdgeschosse verlieren ihre Funktion als Verbindungsstück und wirken sich negativ auf das gesamte Quartier aus.

Wie können wir dieser Entwicklung entgegenwirken? Und wie kann ein erfolgreiches Comeback der Erdgeschosse aussehen?

Dazu haben wir als Projektentwickler in Zusammenarbeit mit Analysten von bulwiengesa und mit zwei weiteren namhaften Projektentwicklungsunternehmen Hamburg Team und Interboden sowie der Bundesstiftung Baukultur eine erste Erdgeschoss-Studie „Erdgeschosse 4.0“ ins Leben gerufen, die sich dieser Thematik widmet.

Ganz praxisnah haben wir in den vergangenen Monaten auch den Mehrwert von kreativen Zwischennutzungen erkannt. Bevor ein Erdgeschoss schließt und so seinen Eingliederungsauftrag eines neuen Gebäudes in das Stadtgefüge verliert, bieten wir die Fläche für kreative Zwischennutzungen an. Als prominentestes Beispiel gilt das direkt am Münchner Hauptbahnhof gelegene MUCBOOK CLUBHAUS in der Bayerstraße 25. Von Februar 2020 bis Januar 2021 war dort der Co-Creation-Space BREAKOUT – ein zentraler Ort für Kreativarbeitende – eingezogen. Start-Ups, Co-Worker, Kreativschaffende und Studierende erhielten einen zentralen Arbeitsort sowie die Möglichkeit, sich branchenübergreifend untereinander zu vernetzen. Betrieben wurde es von MUCBOOK-Team, in Kooperation mit dem Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft der Landeshauptstadt München.

Diese Zwischennutzung ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Kreativschaffende und Start-Ups erhalten günstige und zentrale Flächen in der Innenstadt. Gleichzeitig beleben sie Erdgeschosse und ein ganzes Quartier mit ihrem kreativen Esprit und Vitalität.

 

Der Autor
Michael Ehret
Geschäftsführender Gesellschafter, Ehret+Klein GmbH

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