Die BBH Quartierstudie 2021

Das Quartier zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die vielschichtigen Forderungen hin zu einem „Neuen Europäischen Bauhaus“ sind bekannt: Unsere Städte sind permanenter Anpassung ausgesetzt. Sie sind das Resultat der Veränderungen in den Bereichen...

Wolfram von Blumenthal Kevin Bedarf 28. Januar 2021

...der Wirtschaft, Energie, Mobilität oder des gesellschaftlichen Wandels. Moderne Quartiere sollen der Schlüssel zur Lösung dieser Probleme sein. Sie sollen Lebensqualität für heutige und zukünftige Generationen schaffen und das Rückgrat der resilienten Stadt bilden. Dabei werden sie als Lösungsschablone für die vielschichtigen Herausforderungen der Flächenknappheit, konfligierender Nutzungen, klimapolitischer Ziele, sozialer Nachhaltigkeit oder der Infrastrukturerschließung diskutiert.

Die Herausforderung besteht darin, den Einklang zwischen einem hohen Maß baulicher Dichte und der Nutzungsvielfalt herbeizuführen und gleichzeitig die Aufenthalts- und Umweltqualität zu heben. Die (Weiter-) Entwicklung von kompakten und gemischt genutzten Quartieren ist daher eine Frage der Abwägung zwischen dem „mein Wohl“ und dem „Gemeinwohl“ und dies nicht nur auf kommunaler Ebene.

Die Nutzer des Quartiers fordern primär eine urbane und heterogene Mischung, eine befriedigende Nahversorgung, die Verfügbarkeit von ÖPNV und Mobilitätsangeboten, die Zugänglichkeit zu lebensqualitätsschaffenden Grün- und Freizeitflächen und jüngst all dies mit dem Anspruch, dabei sowohl die klimatische und lufthygienische Situation in den Quartieren, als auch den Wasserhaushalt zu berücksichtigen.

In der Praxis ist somit ein hohes Allgemeinmaß an Flexibilität von Nöten, welches spätestens bei der heutigen Planung von zukunftsfähigen Infrastrukturlösungen das Quartier an seine Grenzen stoßen lässt. Der Leitgedanke der Dekarbonisierung und der damit einhergehende Wandel in der Energiegewinnung, -nutzung sowie im Individual- und Massenverkehr stellen sich somit in der Vordergrund.

Häufig ist allerdings zu beobachten, dass vieles von dem, was an guten Ansätzen diskutiert wurde, in der Umsetzung nicht gelingt. Das hat vielfältige Ursachen, die häufig bereits ihren Ursprung darin haben, dass reichlich unbestimmt bleibt, wer das Quartier eigentlich ist, welche Aufgaben es jetzt und in Zukunft haben soll, wie es sich finanziert und wie die wesentlichen Entscheidungen im Quartier und auf welcher Grundlage getroffen werden. Die hohe Komplexität der sehr unterschiedlichen Themenfelder sowie die Notwendigkeit einer termingenauen Planung belasten die Strukturierung zusätzlich und führen meist zu einer deutlich reduzierten Variante des ursprünglich Geplanten. Damit bleibt das Quartier erneut hinter seinen Möglichkeiten zurück und es werden (Infra-) Strukturen geschaffen, die über viele Jahrzehnte eine resiliente Weiterentwicklung des Quartiers unmöglich machen.

In einer umfragebasierten Studie möchte die BBH-Gruppe den Ursachen dieser Fehlentwicklungen nachgehen und das Potenzial, das Erreichte, aber auch das nicht Erreichte unter eine kritische Lupe nehmen und insbesondere die bislang in der Quartierentwicklung gemachten Erfahrungen systematisch aufbereitet und einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Hier geht es zur Umfrage

Die Autoren
Wolfram von Blumenthal
Geschäftsführer, BBH Immobilien GmbH & Co. KG
Kevin Bedarf
Strategischer Projektentwickler, BBH Immobilien GmbH & Co. KG