Angela Rüter: Nennen Sie uns Ihre fünf Megatrends im Handel.
Sascha Wilhelm: Die gesellschaftlich relevanten Megatrends wirken sich natürlich auch auf den Handel aus, der mitten im Alltag der Menschen eine bedeutende Rolle spielt. Allerdings bleibt der Lebensmitteleinzelhandel aufgrund der unverändert geringen Online-Anteile und der hohen Bedeutung der wohnortnahen Versorgung unverändert der Frequenzanker des Handels. Bezogen auf den Lebensmitteleinzelhandel sehe ich folgende Megatrends:
Angela Rüter: Warum sind Nahversorgungsimmobilien bei Investoren gerade so beliebt?
Sascha Wilhelm: Wir fokussieren uns auf den Lebensmitteleinzelhandel, ein aus unserer Sicht sehr attraktives Marktsegment, das konjunkturunabhängig stetig wachsende Erträge sichert. In unserem Portfolio werden rund 80 Prozent der Mieten im Lebensmitteleinzelhandel erwirtschaftet. Dies sichert uns langfristige, inflationsgesicherte Erträge von Mietern mit allerbester Bonität. Gerade während der Corona-Pandemie hat sich wieder gezeigt, dass der Handel mit Lebensmitteln Teil der Grundversorgung und somit weitestgehend krisenresistent ist. Zum anderen sehen wir, dass mit dem Wachstum des deutschen Lebensmitteleinzelhandels von rund 2 Prozent pro Jahr auch die Nachfrage nach Flächen steigt. Gleichzeitig werden aufgrund von planungsrechtlichen Vorgaben jedoch nur sehr restriktiv Neubaugenehmigungen für entsprechende Märkte vergeben – was zu hoher Nachfrage bei einem limitierten Flächenangebot führt.
Angela Rüter: Schluss mit schnell und billig? Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für Ihre Investmentstrategie?
Sascha Wilhelm: Nachhaltigkeitsaspekte sind schon heute relevant und werden immer wichtiger. Im Immobilienbereich sehen wir bei x+bricks unseren wesentlichen Wertbeitrag in der Nutzung von Photovoltaikanlagen oder auch im Angebot von Ladesäulen für Elektroautos, um unsere Mieter und deren Kunden mit umweltfreundlichem Solarstrom zu versorgen. Auf diese Weise steigern wir die Nachhaltigkeit von bereits bestehenden Gebäuden, ohne weitere Flächen zu versiegeln. Aber auch die Lebensmitteleinzelhändler selbst haben eigene Nachhaltigkeitskonzepte entwickelt: Lidl hat es sich beispielsweise zum Ziel gesetzt, mindestens 10 Prozent des Festsortiments bis 2025 in Bio- bzw. Bioland-Qualität anzubieten. REWE möchte bis Ende 2030 100 Prozent der Eigenmarken-Verpackungen umweltfreundlicher gestalten. EDEKA hingegen treibt seine nachhaltige Logistik mit grünem Wasserstoff voran, um nur einige Beispiele zu nennen.
Angela Rüter: Wandel auf der Fläche: Was sind die Frequenzanker der Zukunft im Fachmarktsegment?
Sascha Wilhelm: Aus unserer Sicht wird der Lebensmitteleinzelhandel unverändert der wichtigste Frequenzanker sein. Allerdings wird es in Zukunft noch wichtiger, den Kunden mit seinem Einkauf einen gewissen Erlebnismehrwert zu liefern. Um diesen sicherzustellen Bedarf es gerade in Fachmärkten Handelsagglomerationen, welche den Bedürfnissen der Kunden entsprechen und so am Ende zu Kopplungspotenzialen bei den Händlern führen.
Angela Rüter: Fit for future: Was wird aus den SB-Warenhäusern?
Sascha Wilhelm: SB-Warenhäuser sehen sich innerhalb des Lebensmitteleinzelhandels aktuell sicherlich mit den größten Herausforderungen konfrontiert. Hier haben die Marktteilnehmer in den letzten 15 Jahren bereits die Zahl der Food-Artikel deutlich erhöht und das Non-Food-Sortiment reduziert. Wir werden jedoch auch in Zukunft weitere Initiativen wie beispielsweise der Betrieb von Food-Courts auf der Fläche sehen, damit die Attraktivität der Flächen für die Verbraucher gesteigert wird. Außerdem erwarten wir auf europäischer Ebene eine Fortsetzung der Konsolidierung. Hierbei sehen wir die führenden Deutschen Marktteilnehmer in einer starken Rolle, um im Zuge der Konsolidierung ihre Marktposition zu sichern oder gar auszubauen.
Angela Rüter: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Wilhelm.
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