Heuer Dialog:
Was verbirgt sich hinter der Botschaft: "next dimension berlin hyp"?
Sascha Klaus:
„next dimension berlin hyp“ ist die Fortführung unseres Zukunftsprozesses „berlinhyp21“, den wir vor nun schon fünf Jahren begonnen haben. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Immobilienbranche damals kein Vorreiter in Sachen Digitalisierung war. Dieser Herausforderung haben wir uns damit gestellt und schonungslos unsere Prozesse und unsere Kultur, also unsere Art zu arbeiten, auf den Prüfstand gestellt. Wir wollten „Bank“ neu denken und gestalten. Inzwischen haben wir viel erreicht – Mit Next dimension berlinhyp wollen wir uns noch beschleunigt weiterentwickeln: die weitere Optimierung des Kernprozesses sowie der Customer-Journey stehen ebenso auf der Agenda wie die Erweiterung unserer Nachhaltigkeitsaktivitäten und der Ausbau neuer Arbeitswelten.
Heuer Dialog:
Herr Klaus, die Berlin Hyp hat bereits sehr früh eine Zukunftsvision auf den Weg gebracht, um die Bank "fit" für die Zukunft zu machen. Welche Rolle spielen in dieser Zukunftsvision Ihre Mitarbeiter, die Nutzer Ihrer Büroflächen?
Sascha Klaus:
Unserer Mitarbeiter sind unser wichtigstes Gut. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, als modernster Immobilienfinanzierer die digitale Transformation aktiv mit voranzutreiben. Digitalisierung kann Prozesse vereinfachen oder automatisieren. Aber der „Mensch im Cockpit“, der die Prozesse kreiert, steuert und überwacht wird definitiv zentral bleiben – nur die Aufgaben werden sich verändern. Dazu braucht es die Kompetenz und die Erfahrung der Mitarbeiter, ebenso wie deren Bereitschaft, die Zukunft zu gestalten und damit die Arbeits-Umgebung und auch sich selbst zu verändern. Deshalb haben wir von Anfang an auf eine breite Beteiligung aller Mitarbeiter am Zukunftsprozess gesetzt: hierarchieunabhängig und interdisziplinär und zwar losgelöst davon, ob es sich um Prozesse, Technik oder kulturelle Aspekte handelt. Neue Arbeitsformen und Räume, die dies ermöglichen sind dafür unbedingt nötig. Mit bereichs- und hierarchieübergreifenden Arbeitsgruppen haben wir zunächst einzelne Räume in Zukunftslabors umgestaltet und bauen diese neuen Arbeitswelten nun sukzessive aus. Leider können wir derzeit nicht alles so nutzen, wie geplant. Als im März dann der Lockdown kam, haben wir trotzdem von unserer Zukunftsarbeit profitieren. Von heute auf morgen arbeiteten rund 90 % der Belegschaft von zu Hause. Um Abstände und Hygiene sicherzustellen, haben wir derzeit natürlich immer noch eine deutlich reduzierte Anwesenheit in den Büros.
Heuer Dialog:
Sind für Sie (Berlin Hyp) als gewerblicher Finanzierer Büroprojekte mit Flex-Spaces oder Coworking Anbietern noch attraktiv? (Stichwort: keine langen Mietverträge, keine sichere Nutzerstruktur, strikte Sicherheits- und Hygieneauflagen, etc.)
Sascha Klaus:
Als Immobilienfinanzierer sind Co-Working Unternehmen nicht unsere direkten Kunden, sondern immer nur Teil der Mieterschaft in den Objekten unserer Kunden. Allerdings glauben wir schon, dass das Geschäftsmodell Zukunft haben wird. Die Krise verändert vieles, nicht nur den Bedarf an Platz, sondern auch die Bereitschaft Mobilität neu zu denken. So haben sich z. B. in Paris bereits Unternehmen zusammengeschlossen, die ihren Mitarbeitern dezentral verschiedene Co-Working-Spaces als Anlaufpunkte und Alternative zum Homeoffice anbieten, um so einerseits Zusammenarbeit und Ideenaustausch weiter zu fördern und gleichzeitig den Verkehr im Ballungsgebiet zu reduzieren. Wir gehen davon aus, dass es daher auch nach Covid-19 weiterhin Bedarf nach flexibel nutzbaren Büroflächen geben wird.
Heuer Dialog:
Welche Auswirkungen hat die COVID-19 Pandemie auf die Assetklasse Büroflächen, welche Herausforderungen kommen Ihrer Ansicht nach auf die Immobilienwirtschaft in diesem und nächsten Jahr generell noch zu?
Sascha Klaus:
Bei Büros ist eine Reduzierung der Flächennachfrage aufgrund der stärkeren Bedeutung des Mobilen Arbeitens und ggf. damit einhergehenden Sharing-Konzepten durchaus denkbar. Das mobile Arbeiten von zu Hause aus oder von einem anderen Ort hat während des Lockdowns viel Akzeptanz gefunden. Als gegenläufiger Effekt dazu wachsen im Augenblick die Flächenanforderungen bedingt durch Hygiene-Anforderungen, Abstandsregeln und durch neue Arbeitswelten. Das Büro als Anker, kulturelle Heimat und Begegnungsstätte für kreative Zusammenarbeit wird weiterhin große Bedeutung haben. Hybride Konzepte, also ein Mix aus Büro und mobilem arbeiten, werden das Modell der Zukunft sein. Langfristig wird jedoch das wirtschaftliche Umfeld den Kostendruck auf Unternehmen erhöhen. Auch wenn Covid-19 zunächst die Verdichtung der Büroflächen zurückdrängt, wird unterm Strich die Bewegung hin zu einer größeren Flächeneffizienz dominieren und damit einen Teil der Flächennachfrage reduzieren. Generell kann man sagen, die klassischen Kriterien Lage und Drittverwendungspotenzial von Immobilien werden wohl noch wichtiger werden, das trifft nicht nur auf Büros zu. Die Weiterentwicklung der Covid-19-Situation ist unklar. Somit sind auch die langfristigen Auswirkungen auf den Immobilienmarkt, der immer nachgelagert auf wirtschaftliche Entwicklungen reagiert, aktuell nicht final absehbar. Dennoch bin ich überzeugt, dass Immobilien ein Stabilitätsanker in der Krise bleiben werden.
Heuer Dialog:
Wie sieht Ihre persönliche Zukunftsvision für die Arbeitswelt 2030 aus?
Sascha Klaus:
Wir nutzen alle technischen Möglichkeiten, um unsere Arbeit zu verbessern, zu vereinfachen und von Fehlerquellen und lästigen Routinen zu befreien. Das macht die einzelnen Aufgaben interessanter und verantwortungsvoller. Wir verlieren niemals unsere Ambitionen, die besten und modernsten zu sein. Wir wollen die Zukunft immer aktiv mitgestalten. Die Digitalisierung macht uns dabei ein Stück weit zeit- und ortsunabhängig. Aber trotz allem wird für mich das Büro als Stätte der Begegnung und der Zusammenarbeit und als Ort, an dem Kreativität entsteht, niemals an Bedeutung verlieren. Auch wenn das klassische Büro und die Art der Zusammenarbeit sich verändern werden.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Klaus. Das Interview führte Eva-Vanessa Ernst, Projektleiterin bei Heuer Dialog GmbH.
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